Ist das nicht mehr menschlich sein eigentlich echt ein Problem?
28.01.2014 um 17:36
Wer sich verzweifelt an seine jeweiligen (!) Vorstellungen von "menschlich sein" klammert, hat in der Regel durch eine Veränderung viel zu verlieren. Was gilt denn als "menschlich"? Nehmen wir das Beispiel der Geschlechterfestlegung bereits durch Zeugung, streng männlich/weiblich und wer irgendwo "dazwischen" landet, hat dann schon mal Pech gehabt, wird gegen seinen Willen zu irgendeiner "eindeutigen" Fassung umoperiert, oder ist bi oder gleich homosexuell (mit allem, was da an Diskriminierungen dranhängt... anderes Thema) -- stellen wir uns vor, es wäre ab heute möglich, das Geschlecht nach Belieben zu wechseln: was sich da an gesellschaftlichen Veränderungen einstellen würde? Das muß man sich in aller Ruhe mal vorstellen und durchkauen, wenn etwa in Ländern, in denen Frauendiskriminierung üblich ist (islamische Länder, Indien...) plötzlich alle Frauen, die sich benachteiligt fühlen, einfach in Männer umwandeln, weil dann Schluß ist mit der Benachteiligung? ... und es als Ergebnis dann kaum noch eine Frau dort geben würde?.... übrigens ein aktuelles Beispiel, wer in den letzten Tagen die Berichte über den Mann gelesen hat, der freiwillig als Frau lebte: während die Frauen ihn anerkannten und sogar die eigene Ehefrau es schließlich als Selbstfindungstrip akzeptierte, waren seine Erfahrungen mit dem "eigenen Geschlecht" so übel, daß er am Ende keinem Mann mehr vertraute... sowas macht echt nachdenklich, oder?
Oder, anderes Beispiel: jeder Mensch hätte die Möglichkeit, körperliche Defekte sofort und im Alleingang zu reparieren (z. B. durch so eine Maschine wie im Film "Elysium", die jeder bei sich zuhause stehen hat) - was würde da mit Pharmaindustrie, Medizintechnik, dem gesamten Pflegebereich etc. passieren? Die Folgen möge sich jeder selber vorstellen...
oder, noch ein Beispiel: jeder Mensch bekäme die Möglichkeit, die Zentren im Gehirn, die durch Drogen (Alkohol etc.) aktiviert werden (Lust/Belohnungssystem etc.) gezielt und ohne äußere Drogenzufuhr zu stimulieren - was passiert dann mit dem ganzen System des Drogenhandels, sowohl legal wie illegal ab Herstellung (auch Weinanbau, Bierbrauer) samt damit seit jeher verbundener organisierter Kriminalität...?
Oder ein letztes Beispiel: was wäre wenn man die "menschliche" und aufwendige und auch leicht danebengehende Methode des Kinderkriegens und -aufziehens ganz abschaffen täte, Kinder stattdessen grundsätzlich in Reagenzgläsern heranzüchtet, aber nicht nur bis zum Babyalter (Babys machen ja jede Menge Arbeit...), sondern, sagen wir mal, bis zum 6. Lebensjahr (oder danach) und ihnen bereits von Anfang an ein "einprogrammiertes" Mindestwissen mitgeben könnte, so daß sie quasi bereits als halbwegs gebildeter Mensch, dem nur noch die persönlichen Erfahrungen zur Ausbildung eines eigenständigen Charakters fehlen, auf die Welt kommen?
Man kann sich jede Menge mehr oder weniger utopischer Szenarien ausmalen, wie die Menschen das, was momentan als "menschlich" verstanden wird, aufgeben oder verlieren könnten. Manches wirkt auf den ersten Blick bizarr oder befremdlich, eben weil es unvertraut ist, hätte auf den zweiten Blick aber auch viele Vorteile. "Menschlich sein" ist nun mal nicht nur eingeschränkt positiv, sondern hat auch jede Menge Nachteile und negative Seiten, und es gibt leider auch sehr viele Leute, die sich zwanghaft an überalterte Strukturen klammern, sei es "weil es schon immer so war und sich nie ändern darf (darf??!!!), sei es weil sie denkfaul oder denkunfähig sind, sei es weil sie zu den wenigen Gewinnern einer solchen Struktur gehören, die vielen anderen Schaden und Unglück bringt (Religion...)...
die Frage ist, ob man solchen Leuten dann tatsächlich die Entscheidung darüber überlassen sollte, oder nicht lieber jenen, die mit offenen Augen und offenem Verstand und vorurteilslos über eine neue Sache oder Entwicklung urteilen können...