Alles über die besten Schauspieler und Entertainer Deutschlands
23.10.2010 um 23:03
Rühmann wurde wegen einer dicken Akte, "Disziplinarische Untersuchung des Falls Heinz Rühmann", die Goebbels über ihn angelegt hatte zum Reichsfilmintendanten Dr. Fritz Hippler vorgeladen. Dieser las alle Denunziationen emotionslos vor. Aber nach den ersten Punkten erklärte er: "Die ganze Angelegenheit ist mir zu schmutzig. Ich werde dem Minister in diesem Sinne Bericht erstatten. Aber vielleicht gestatten Sie mir noch eine Bemerkung. Seien Sie etwas vorsichtiger mit Ihren Äußerungen, auch gegenüber Ihren 'Freunden', Sie verstehen! Ich weiß, dass Sie mit Udet befreundet sind, der ja kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber er untersteht uns nicht, das ist Sache des Herrn Reichsmarschalls. Und noch eines: Zeigen Sie sich etwas öfter in der Öffentlichkeit."
1940 wurde Heinz Rühmann dann Staatsschauspieler.
"Keiner aus meinem Freundeskreis hat sich nach dem Wohlwollen der braunen Herren gedrängt, aber wenn ein Künstlerempfang angesetzt war, mussten wir hin."
Rühmann wurde vom Propagandaministerium aufgefordert, in jeder Wochenschau einen Durchhaltewitz zu erzählen. Es war nicht möglich, das kommentarlos abzulehnen. Nur mit List und vorgeschobenen Schwierigkeiten gelang es Heinz Rühmann, dieses Vorhaben so lange hinauszuschieben, bis es ad acta gelegt wurde. Filmaufnahmen, die Rühmann in Luftwaffenkombination mit Feldwebelrangabzeichen beim Einstieg in ein Flugzeug zeigen, konnte er jedoch nicht verhindern. In der Wochenschau wurden diese Bilder dann gezeigt. Der Kommentator verkündete dazu, dass auch Heinz Rühmann als Kurierflieger seine Pflicht für Führer, Volk und Vaterland erfülle.
In den sechziger Jahren lieferte Rühmann allerdings eine andere Version dieser Geschehnisse. Dem Historiker Julius Mader, der einen "Dokumentarbericht über das OKW-Amt Ausland/Abwehr" verfassen will, "dass ich, um meinen Flugschein zu erhalten, unter Einschaltung von Herrn Udet, von der Abteilung I-TLw durch Vertrag als Flugzeugführer angestellt wurde, um Kurierflüge durchzuführen." (Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 4.3-97/01-2)
Es liess sich allerdings nicht klären, ob Rühmann dann tatsächlich Kurierflüge durchgeführt hat.
Heinz Rühmann setzte sich für den Pressechef der Terra, Erich Knauf, ein, als dieser durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Aber ohne Erfolg. (Dieser Vorfall wird von verschiedenen Zeugen bestätigt. Auch von der Witwe Erna Knauf am 20.02.1946 - Bundesarchiv Berlin, R 109 II, Vorl. 5)
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23.10.2010 um 23:04
"Aber was konnten wir gegen die Todesurteile unternehmen?" fragt Ilse Werner in ihrer Biografie >So wird's nie wieder sein ... Ein Leben mit Pfiff< (Bayreuth 1981, S. 135) "Konnten wir es riskieren, frei und offen gegen die Unmenschlichkeit aufzutreten und zu protestieren? Drei Männer haben es riskiert: Werner Bochmann. Der Produktionschef der Terra, Alf Teichs. Und Heinz Rühmann. Sie richteten eine Bittschrift an Goebbels. Das einzige Ergebnis: Für ihre Menschlichkeit wurden alle drei auf die bösartigste Weise zurechtgewiesen."
1943 drehte Heinz Rühmann in Berlin "Die Feuerzangenbowle". Die mitwirkenden Primaner einer Berliner Schule hofften, dass die Dreharbeiten noch lange dauern würden, damit sie nicht einberufen werden konnten. Andere Kleindarsteller wurden sogar von der Wehrmacht zurückgeholt. Die ganzen Dreharbeiten waren schon ziemlich absurd. Nach Bombennächten ohne Schlaf sollten heitere Szenen gedreht werden. Aber irgendwie hat es funktioniert.
Dann kam die Nachricht, dass "Die Feuerzangenbowle" nicht aufgeführt werden durfte. Rühmann drehte gerade bei Kempten im Allgäu den zweiten "Quax"-Film. Der für den Unterricht zuständige Minister Rust hatte den Film verboten. Begründung: Es fehle ohnehin der Nachwuchs für den Lehrerberuf, und man könne es sich nicht leisten, solche Typen als Lehrer zu zeigen. Aber Rühmann war immer ein Kämpfer und gab nicht auf. Rühmann hatte, wegen der Quax-Filme, Kontakt zum für die Flugaufnahmen zuständigen Oberst Angermund vom Reichsluftfahrtministerium. Diesen kontaktierte er. Angermund wollte feststellen, ob Hermann Göring sich für diesen Film interessieren könnte. Tage später erhielt Rühmann einen Anruf, er solle mit einer Filmkopie ins Führerhauptquartier kommen. Ein Adjutant holte Rühmann am Bahnhof ab und wurde im Gästehaus des Führerhauptquartiers untergebracht, wo er bis zum Abend des dritten Tages warten musste. Die Vorführung des Filmes wurde im engsten Kreis vollzogen. Es war ein großer Erfolg. Göring berichtete Hitler über den Film. Hitler: "Ist der wirklich so komisch?" Göring: "Wir haben uns auf die Schenkel geschlagen!" Hitler: "Dann soll er sofort anlaufen!" Adolf Hitler hat Heinz Rühmann nur aus der Ferne gesehen.
1945 drehte Rühmann "Sag' die Wahrheit" - im letzten Kriegsjahr, die Russen standen 50 km vor Berlin. Hans Brausewetter, mit dem Rühmann befreundet war, sollte mitspielen. Rühmann erreichte seine Freistellung vom Volkssturm. Brausewetters Vorgesetzter zu Rühmann am Telefon : "Sie drehen doch jetzt keinen Film mehr?! Wozu denn...?" Darauf Rühmann: "Ja, glauben Sie denn, das deutsche Volk will nach dem Endsieg keine Filme mehr sehen?" Aber Brausewetter freute sich nicht und lehnte dankend ab. Einige Tage später war er tot - Bomben- und Granatsplitter trafen ihn als er nur für Minuten aus dem Keller seines Hauses in Westend herausgetreten war, um zu sehen, ob das Haus brannte.
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23.10.2010 um 23:07
Das ist der letzte Teil, dieser Aufzeichnungen über Heinz Rühmann und das Dritte Reich
In den letzten Kriegstagen hatte Rühmann die Idee, sich und ein Dutzend Mitstreiter in die Organisation Todt (Bautruppe) einzuschmuggeln, um für einen Film über diese großartige Organisation zu recherchieren. Zum Schein - versteht sich. Der Plan gelingt, aber schon ein paar Tage später bricht alles zusammen. Die Kapitulation ist nicht mehr abzuwenden. Doch Rühmann hat das ziel, sich und seine Kollegen vor der Front zu schützen, erreicht.
Auch das Haus der Rühmanns am Wannsee wurde (als einziges Haus der Gegend) von feindlichen Flugzeugen bombardiert, weil deutsche Soldaten im Garten eine Abwehrstellung errichtet hatten. Die drei Rühmanns überlebten im Keller des Hauses, das Haus brannte völlig ab. Von den einmarschierenden Russen wurde Hertha Feiler vor den Augen ihres Mannes mehrfach vergewaltigt.
Im August 1945 liefen die alliierten Untersuchungen gegen Heinz Rühmann, der im Dritten Reich Offizier gewesen sein sollte. Es lagen Denunziationen gegen Rühmann vor - von Kollegen. Die Vernehmungsart war nach Rühmanns Angaben absolut fair. Rühmann sollte Personen nennen und vorbeischicken, die in den Kriegsjahren fast täglich mit ihm zusammen gewesen waren und bezeugen könnten, dass er immer in Berlin oder bei Außenaufnahmen gewesen sei. Dafür gab es genug aussagebereite Menschen.
Im Mai 1945 besuchte der erste Sowjet-Offizier Rühmann, um mit ihm über den Aufbau des neuen deutschen Films zu sprechen. Von den Alliierten erhielt Heinz Rühmann schnell eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Aber spielen durfte er noch nicht wieder. Zunächst musste Rühmann den deutschen Entnazifizierungs-Ausschuss passieren, dem sich jeder Deutsche, der vor 1919 geboren wurde, stellen musste. Die Frage eines Ausschussmitglieds, warum er im Krieg so viele Filme gemacht habe, beantwortete Rühmann mit. "Ich bin nun mal Schauspieler und spiele gern." Rühmann bekam seine Arbeitserlaubnis.
Im Sommer 1946 bekam Rühmann dann nochmals Probleme wegen gefundener Flugaufträge der "Abwehr", die auf seinen Namen ausgestellt waren. Es waren allerdings Privatflüge und Testflüge für die Flugzeugfirma Böcker, für die Rühmann Fahrgestelle erprobte. Admiral Canaris, Chef der Spionageabwehr, hatte sie aus Gefälligkeit für Rühmann abgestempelt.
Heinz Rühmann sagte später über diese Zeit : "...und sprach offen über die Vergangenheit, in der viele - und sicher auch ich - zu oft Scheuklappen getragen und die Ohren verschlossen hatten. Meist lockerte sich nach diesem Eingeständnis die fühlbare Spannung."
noch aus ruehmann-heinz.de
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23.10.2010 um 23:33
Heinz Rühmann erhielt auch sehr viele Ehrungen und Auszeichnungen, 1994 ist er ja verstorben, aber 1995 erhielt er noch die GOLDENE KAMERA in Erinnerung für sein Lebenswerk und 2002 die Goldene Funkuhr, Gewinner der Wahl "Die größten TV- und Filmstars aller Zeiten" ...
1938 Medaille für die beste schauspielerische Leistung der Biennale in Venedig
1940 Ernennung zum Staatsschauspieler
1940 Goldene Ehrennadel des dänischen Fliegerclubs
1955 Ehrenmitglied der Internationalen Artistenloge, Verleihung der Goldenen Ehrennadel für seinen Clown in "Wenn der Vater mit dem Sohne"
1957 "Golden Gate"-Preis der Internationalen Filmfestspiele in San Francisco für den ?Hauptmann von Köpenick?
1957 Kunstpreis der Stadt Berlin
1957 Bundesfilmpreis
1959 Ernst- Lubitsch-Preis des Clubs der Filmjournalisten Berline.V.
1961 Preis der Deutschen Filmkritik
1961 Bundesfilmpreis mit dem Filmband in Gold
1961 Golden Globe (Preis der Auslandspresse in den USA für seine Darstellung des Schweijk)
1962 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1963 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1964 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1966 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1966 Große Bundesverdienstkreuz
1966 Silberner Bildschirm der Zeitschrift TV Hören und Sehen
1967 Goldener Bildschirm der Zeitschrift TV Hören und Sehen
1967 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1968 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1968 Goldener Bildschirm der Zeitschrift TV Hören und Sehen
1969 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1971 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1972 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1972 Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
1973 Goldene Leinwand des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater
1973 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1977 Kultureller Ehrenpreis der Stadt München
1977 Das Bezirksamt Berlin-Neukölln lässt eine Silbermünze mit Rühmann als Hauptmann von Köpenick prägen.
1978 Goldener Bambi als beliebtester Schauspieler
1978 Heinz Rühmann wird Vorsitzender des Vereins zur Förderung Münchener Kammerspiele e.V.
1979 Goldene Kamera der Zeitschrift HÖR ZU
1980 Goldene Verdienstmedaille der Luftrettungsstaffel Bayern
1981 Silbermedaille des 24. Internationalen Film- und TV-Festivals of New York für "Der Zug nach Manhattan"
1981 Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst der Landesregierung München verliehen (30.01.)
1982 Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München
1982 Silbernen Chaplin-Stock des Verbandes Deutscher Filmkritiker
1984 Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst der Landesregierung München
1984 Goldener Bambi für seine Gesamtleistung.
1985 Jaroslav-Hasek-Medaille des tschechischen Filmes ausgezeichnet
1986 Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises
1987 Rühmann wird durch Bundespräsident Richard von Weizsäcker geehrt.
1989 Auszeichnung mit dem Professorentitel durch den Ministerpräsidenten des Landes NRW, Johannes Rau
1990 Goldene Berolina
1991 Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst der Landesregierung München
1991 „Goldener Kompass" von der "Konferenz Evangelikaler Publizisten", KEP
1995 GOLDENE KAMERA in memoria für sein Lebenswerk
2002 Goldene Funkuhr der TV-Zeitschrift Funk Uhr bei der Wahl "Die größten TV- und Filmstars aller Zeiten"
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