@Keysibuna Ganz deiner Meinung. Dort heiligte der Zweck die Mittel. Deswegen hat man auch so wenig an religiösen Artefakten gefunden.
Und so sahen sich die Garamanten wohl auch selbst, als stolze Bezwinger der Wüste. Sieben Jahre lang hat die italienische Expedition über zweihundert Höhlen des Akakus-Massivs durchkämmt, in knapp zwei Dritteln fanden sie Zeichnungen und Gravuren. Was Heinrich Barth vor über 150 Jahren noch unmöglich war – die genaue Altersbestimmung –, vollbrachten jetzt C-14-Datierungen: Mitunter waren Farbpartikel in organische Substanzen eingebettet, deren Alter mit dieser Methode einzugrenzen war.
Das Gros der Felszeichnungen stammt demnach von Hirtenvölkern der Vorzeit, ist also 7000 bis 5000 Jahre alt. Darstellungen von Giraffen, Elefanten, Flusspferden und Krokodilen künden von einer Ära, als die alten Wadis noch Wasser führten und die Wüste fruchtbare Savanne war. Doch auch Garamantenkünstler nutzten diese Höhlen als Galerie: Schmal und hoch gewachsen malte einer von ihnen einen bewaffneten Krieger in Weiß und Rot. Andere Motive waren wilde Tiere und Rinder. Schon Herodot hatte notiert, dass die Garamanten Rinderzucht betrieben – undenkbar für einen Nomaden der Prähistorie. An den Felswänden prangen zudem die Streitwagen, an denen die Garamanten laut Herodot das Patentrecht haben sollen. Di Lernia sieht darin allerdings eher innovative Transportmittel für den Fernhandel als Fahrzeuge für die offene Feldschlacht.