@FiatLuxFan @DeadPoet @Can Der Beitrag, den du sicherlich meinst, ist der hier......
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Wie ist das mit dem HipHop?
Die grundsätzliche Attitüde von HipHop, auch in Deutschland, dass man sich von den Rändern der Gesellschaft aus verwirklichen kann, sich die Freiheit nimmt, die einem im normalen Alltag oft fehlte, und dass man nicht zuletzt durch die Musik eine kritische Botschaft verbreitet beziehungsweise verbreiten kann, all das geht Soulja Boy und den anderen Vögeln doch völlig ab. Dabei Soulja allein die Schuld zu geben, ist sicher auch nicht richtig, er ist nur ein junger Trottel.
Um es ganz klar auf den Punkt zu bringen: Die Musikindustrie und die Medien haben sich von HipHop das genommen, was sie wirtschaftlich und gesellschaftlich gebrauchen konnten, den ganzen Rest haben sie entsorgt und in das Abseits gestellt. Das, was sie brauchen können, das scheint das "Tanzen" (auch in Filmen gut umsetzbar!) und eingängige Club/Discobratzenmucke zu sein.
Hier in deutschland ist es ja auch nicht anders geplant und gelagert.
Vor einem Jahr habe ich mal ein Projekt in Berlin gemacht, über HipHop als heutige "Jugendkultur". Die älteren Teilnehmer waren fast alle mit Graffiti groß geworden und sind nach wie vor meist involviert. Von der heutigen Musik distanzierten sie sich jedoch. Die jüngeren Probanden, mit denen wir zu tun hatten, sind nun in der neuesten Ära der deutschen Rapmusik groß geworden sind. Hier war nun zu hören, dass Rapmusik und Rapper per se ja „ganz toll“ wären. Das dabei die Rapgrößen aus Berlin weit oben in der Gunst standen, ist nicht weiter erstaunlich, andere Ansichten verwunderten da schon eher. So war einhelliger Tenor, dass Graffiti „scheiße“ und „langweilig“ wäre, mit der Musik eines Sido oder Bushido also nichts zu tun habe. Es war interessant zu sehen, dass nicht einmal ansatzweise der Bogen von Rap und Graffiti zu HipHop gespannt wurde. In der Lebenswelt dieser Adoleszenten scheint die ursprüngliche Bedeutung von HipHop entweder völlig unbekannt oder nicht erwünscht zu sein. Der eigene Anteil dabei scheint sich auf das Hören der Lieder zu beschränken. Um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist nichts falsches daran, wenn man lediglich Rapmusik gut findet, mit dem Rest aber nichts anfangen kann. Nur habe ich den Eindruck, dass eine gewisse Ignoranz schon viele Jahre angezüchtet wurde, um einzig die profitable Musik von den dazugehörigen Plattenfirmen möglichst gewinnbringend an den Mann zu bringen. So hätten wir doch wieder das amerikanische „Vorbild“.
So sagt man ja des öfteren, dass alles, was in den USA gesellschaftlich passiert, 10 bis 20 Jahre später in Deutschland ankommt. In diesem Fall waren die Wege jedenfalls sehr ähnlich. Das ging über den kulturellen Anspruch, den medialen und kommerziellen sellout (Verkauf), den Verlust der ursprünglichen subkulturellen Identität bis hin zum populären Allgemeingut.
Diese Entwicklung kam nicht über Nacht, schon vor mittlerweile einem Jahrzehnt mahnte Jaleel, einigen sicher bekannt von „Tefla & Jaleel“, unter anderem vor einer zu einseitigen Entwicklung in Richtung Rap. Auch die Medienabhängigkeit wird von ihm thematisiert.
„Ich finde es sehr negativ, dass es heutzutage nur noch das Rapbusiness und nicht mehr das Rapgame gibt, von den anderen Elementen ganz zu schweigen. Vieles funktioniert mittlerweile nur, wenn man ein Label mit einem großen Marketingbudget hat. Die Platten, die nicht mit Video bei Viva und MTV auf Rotation laufen, bleiben halt weiter im Untergrund, wo die anderen Gruppen letzten Endes auch herkommen. Egal, wie gut oder schlecht man ist, es ist zu sehr eine Vermarktungssache geworden. Ich fände es einfach nur viel geiler, wenn alle Elemente diesen Boom erfahren würden. Aber im Moment sieht es so aus, als wenn hier etwas entwickeln würde, was man mit der Zeit Anfang der 80er in New York vergleichen könnte. Die Leute flashen alle auf Rap, werden damit groß und fangen an, es zu leben und zu lieben. Es wird langsam zum Sprachrohr der Jugend und dadurch, dass es sich jetzt endlich auf deutsch etabliert, ist es auch etwas Neues.“
(vgl. Backspin, Nr. 22 Juni/Juli 2000 S.17)
Jaleel hätte damals wohl selbst nicht geahnt, wie sehr er ins Schwarze mit seinen Voraussagen treffen sollte. Wie heute jeder weiß blieb der Boom für die anderen Elemente aus, wohingegen sich Rap in den Folgejahren bis zum heutigen Tage etablieren konnte. Ironischerweise gibt es, trotz damaliger guter Kritiken, die Gruppe „Tefla & Jaleel“ seit einigen Jahren nicht mehr. Die inhaltlich durchaus anspruchsvolle Musik hatte keine Chance gegen die clevere Vermarktung der Berliner Rapper rund um das Label Aggro Berlin. Es hatte sich finanziell wohl einfach nicht mehr gelohnt. Eine selbst erfüllende Prophezeiung, wenn man so will.
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Ich könnte noch etwas Passenderes schreiben, jedoch bin ich nicht daheim, somit habe ich keinen Einblick auf mein bisheriges Schaffen und Wiederholungen sind mir zuwider, daher habe ich auch noch keine 10´000 Beiträge..
;) :D "HipHop" musste in nie "real" werden, er war einfach da, wenn du echt warst...wenn du nichts hattest, wenn dir jeder gesagt hat, dass du eine Flasche bist, wenn dich jeder danach beurteilt hat, wo du herkommst, wenn es hieß "war ja klar, dass..", usw..bar jeder Sozialromantik; Träume dauern länger als Leben..