Musikgeschmack

Wonach richtet sich euer individueller Musikgeschmack?
Und woher kommt die oft massive Abwertung von Schlagern, besonders deutschsprachigen Schlagern?


Ich kann es bei mir selber auch oft schwer fassen.

Mit ist z.B. wichtig, dass ich den Text verstehe und dass es da einen Sinn drin gibt. Eher Richtung Liedermacher und Chansons.

Es gibt aber natürlich Songs, da versteht man das eh nicht, weil anderssprachig etc , da ist dann die Musik an sich wichtig.

Der Interpret sollte mir sympathisch sein. Und das ist was, das stößt mich an einigen Schlagersängern ab.
Ich kann z.B. Helene Fischer nicht ertragen, weil da nix rüberkommt, nix Persönliches, nur Leistung und Kälte.

Im Gegensatz dazu gefallen mir ein paar uralte Schlager ganz gut. Vielleicht weil man sie einfach schon lange kennt. Ich würde also bei Helene Fischer sofort umschalten, bei "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" würde ich zuhören. Aber ich würde mir das nicht extra anhören.

Ist euch wichtig, daas eure Musikmacher euch persönlich zusagen? Politisch oder privat?


Ein weiteres Kriterium ist für mich die Instrumentalbegleitung dazu. Am liebsten sind mir da "echte" Instrumente, Gitarre oder auch Geige etc., Klavier natürlich auch.

Ist es denn moralisch verwerflich, wenn man gerne seichte Schlager hört? Irgendwie scheint das sehr schambesetzt zu sein. Jedenfalls stößt das auf wenig Gegenliebe, obwohl die Schlagersender sehr viel gehört werden.


Ich habe jetzt die klassische Instrumentalmusik außen vor gelassen, um das Thema etwas einzugrenzen.
Ansonsten höre ich die auch viel und gerne.

Bundeskanzleri schrieb:Wonach richtet sich euer individueller Musikgeschmack?

Mein persönlicher Musikgeschmack hat sich schon recht früh herauskristallisiert, entgegen den Wünschen und Vorstellungen meiner Eltern. Und zwar bin ich seit meiner Jugend total fasziniert von klassischer Musik (Sinfonien, Orchesterkonzerte, etc.), was insbesondere meinem Vater überhaupt nicht gepasst hat. Aus seiner Sicht war das kein passender Musikgeschmack für einen Jungen.

Trotzdem hat sich mein Musikgeschmack eigentlich immer recht stabil gehalten, und ich habe meine Vorlieben nur immer weiter auf unterschiedliche Komponisten, Epochen und Stilrichtungen ausgeweitet. Nach und nach habe ich begonnen, mich auch für Opern, Kammermusik, Filmmusik und klassische Musik anderer Weltregionen (z.B. aus Südamerika) zu interessieren.

Zusätzlich zur klassischen Musik ist bei mir noch eine gewisse Vorliebe zu interessant klingender Unterhaltungsmusik dazu gekommen. wobei es mir dabei vor allem drauf ankommt, dass der Rhythmus oder die verwendeten Harmonien irgendwie ungewöhnlich klingen. Ach ja, ich bevorzuge definitiv "echte" Instrumente, auch bei Pop- und Unterhaltungsmusik.

Ich mag es, wenn man auch bei Mainstreammusik raushören kann, dass die Künstler Talent haben. Darum kann ich gar nicht leiden, wenn Töne so verzerrt oder vervielfacht werden, dass es doch noch so klingt, als könne derjenige den Ton treffen. 🙈

Ich mag Musik aus den 50ern und 60ern, weil es damals einfach noch nicht die Möglichkeiten gab, so zu tun, als ob man was könnte. Keinen Computer, der dir alle Instrumente einspielt und so. Außerdem stehe ich auf Harmonien, darum habe ich viel Beach Boys, Platters und so gehört.

Ich höre aber auch gerne Meat Loaf, ABBA, Pink… KünstlerInnen, die eben auch echtes Talent haben, auch a capella live gut singen können.

Die meiste aktuelle Popmusik ist mir zu wischiwaschi Einheitsbrei, irgendwie seicht, ohne Tiefe.

Als Beispiel für Unterhaltungsmusik, die mir gefällt, würde ich die Sachen der Gruppe Kofelgschroa nennen, die sich leider aufgelöst hat und nichts Neues mehr produziert. Es war eine Band aus dem bayrischen Oberammergau, die schräge Songs und Stücke mit Blechblasinstrumenten und anderen akustischen Instrumenten (z.B. Klavier) aufgenommen hatte, die zwar an bayrischer Volksmusik orientiert, aber oft auch stark davon abgedriftet waren. Ich denke da nur an den Song "Baaz", der sich im Lauf des Stücks zunehmend in einem rotierenden Trancezustand verliert.

Also ich hör Beides: Black- und Deathmetal. Wobei so ein guter Viking auch nicht zu verachten ist.

Aber manchmal hör ich auch Schlager, zB Miami Yacine und Capital Bra oder so. :)

Generell höre ich Rock, etwas Metal und Hardrock. Aber auch Country mag ich total gerne.
Und zum Lesen Klassik (gibt da einen wunderschönen Sender bei Amazon, ruhige Klavierstücke, einfach nur schön)

Und wer hört Schlager und fühlt sich gemobbt?


@Phantom_773 von dir weiß ich das.

Bundeskanzleri schrieb:Und wer hört Schlager und fühlt sich gemobbt?

Mein Partner hört gern die Hits aus seiner Jugendzeit und davor (also der Sechziger bis Achtziger) und schaut auch gern alte Musikvideos an. Ob er sich gemobbt fühlt, weiß ich nicht. Ich glaube, er schaut es überwiegend privat, sodass es keiner mitbekommt.

martenot schrieb:sodass es keiner mitbekommt.

Wenn er das mit Absicht macht, wäre das ja ein Hinweis, dass er sich nicht ganz wohl damit fühlt in der Öffentlichkeit.

Oder wie schätzt du das ein?

Bundeskanzleri schrieb:Wenn er das mit Absicht macht, wäre das ja ein Hinweis, dass er sich nicht ganz wohl damit fühlt in der Öffentlichkeit.

Ich denke, er ist einfach ein Typ, der Musik sowieso überwiegend zuhause im Privaten hört.

Wobei ich den Eindruck habe, dass das Hören alter Schlager (also welche, die mindestens 40 oder 50 Jahre alt sind) inzwischen schon fast wieder modern ist. Das kann man mit einem Hauch (Selbst-)Ironie verbinden, indem man sich auch darüber amüsiert, wie komisch die SängerInnen damals gekleidet waren, wie merkwürdig sie sich beim Singen bewegt haben. Und man war ja auch selbst mal so komisch gekleidet (wenn jetzt man im entsprechenden Alter ist).

Bundeskanzleri schrieb:Und wer hört Schlager und fühlt sich gemobbt?

Was heißt da gemobbt? Es ist halt so, wenn Du sagst, Schlager ist Deine Lieblingsmusik, dann ist das so, als wenn Du auf die Frage nach Deinem Lieblingskoch sagst "McDonalds". Da steckt kein Anspruch dahinter, das zeugt einfach davon, dass Du von Musik keine besondere Ahnung hast und irgendeinen Kommerzscheiß konsumierst. Wenn Du da von Leuten, die Musik ernst nehmen, scheel angeschaut wirst, ist das kein Mobbing. ;)

Ich würde übrigens meinen, dass es auch beim Schlager eine Bandbreite unterschiedlicher Qualitätsstufen gibt. Da gibt es den "billigen" Stimmungshit mit simplen Harmonien und Mitklatschrhythmus genauso wie das Chanson mit mehr oder weniger tiefgründigem Text und ungewöhnlichen Stilmitteln.

Bundeskanzleri schrieb:Und wer hört Schlager und fühlt sich gemobbt?

Mein Mann ☝ und ja, ich mobbe ihn deswegen :troll:

Ptoliporthos schrieb:keine besondere Ahnung

Das ist ja die Frage, was sind eure Kriterien.
Und nächste Frage, muss man Ahnung von Musik haben, damit man etwas gerne hört?

martenot schrieb:schon fast wieder modern

Ja, das ist inzwischen ein bisschen kultig.
Aber ich bin nie so rumgelaufen :melden:

:D

Bundeskanzleri schrieb:Das ist ja die Frage, was sind eure Kriterien.
Und nächste Frage, muss man Ahnung von Musik haben, damit man etwas gerne hört?

Nö, lol, ich denke ich habe von Musik auch keine besondere Ahnung, hör aber allerhand verschieden Sachen an. :) Aber was die Kriterien angeht, da würde ich sagen das hängt auch von der Musik ab: Bei Blackmetal können es die Anschläge sein, die der Drummer pro Minute auf der Bass Drum schafft, bei normalem Metal excellente Gitarrensolos, bei Klassik zB Kontrapunktion und bei Schlager eben, dass er eingängig klingt, einen schön einlullt und das Hirn möglichst ausschaltet. :P:

Bundeskanzleri schrieb:Das ist ja die Frage, was sind eure Kriterien.

Mein Hauptkriterium ist, dass mir die Musik gefällt bzw. in mir etwas auslöst (z.B. positive, aufregende oder sentimentale Gefühle). Und was klassische Musik betrifft, nehme ich komplexere Stücke (wie z.B. große Sinfonien) ähnlich wahr wie einen Spielfilm. Meistens läuft dann beim Anhören vor meinem inneren Auge eine Art Handlung ab, die sich an der Musik orientiert. Für mich sind Sinfonien manchmal sowas ähnliches wie Filmmusik ohne Film.

Ptoliporthos schrieb:bei Klassik zB Kontrapunktion

Genau, wenn in einem Musikstück viel Kontrapunkt vorkommt, dann weckt das in mir auch intellektuelle Gefühle. Das hat dann manchmal fast etwas Mathematisches oder erinnert mich an das Gewerkel einer mechanischen Uhr oder Maschine.

Bei Klassik fällt es mir leichter, da gefallen mir einzelne Instrumente sehr gut.
Klavier, Cello, diverse Blasinstrumente.

Orchester schon auch, Chöre höre ich auch gerne mal.

Bundeskanzleri schrieb:Klavier, Cello, diverse Blasinstrumente.

Cello mag ich besonders gern, aber auch andere tiefe Instrumente. Gut gefällt mir auch das Zusammenspiel unterschiedlicher Instrumente in der Kammermusik, wenn z.B. eine dahinperlende Klaviermusik mit einem brummigen oder singenden Cello konkurriert. Bei den Blasinstrumenten gefallen mir oft Blechblasinstrumente gut, die keineswegs immer laut tröten müssen. Die können auch sehr weich spielen und wundervolle Harmonien erzeugen.

Ptoliporthos schrieb:manchmal hör ich auch Schlager,

Das kann ich echt nur hören wenn ich ziemlich viel getrunken habe.

Alles rund um Metal höre ich sehr gerne.
Vieles spiegelt dann die Gefühle wieder und man kann damit runter kommen

Bundeskanzleri schrieb:Und wer hört Schlager und fühlt sich gemobbt?

Also so würde ich es nicht sagen.

Ich möchte einfach nur mehr Akzeptanz für die Musikrichtung des anderen.

Ich bin ja auch nicht gegen die Moderne Richtung und höre auch gerne mal was, was nicht Schlager ist.

Und mein Motto in Sachen Musik: Leben und Leben lassen.