Werwolfvirus?

@ollminator
Um das sehr, sehr vereinfacht zu erklären:
Ein Virus schleust seine Erbinformation in eine Wirtszelle ein und "highjacked" diese so, dass massenhaft Teile des Virus in der Wirtszelle hergestellt werden. Diese Virusteile setzen sich dann innerhalb der Wirtszelle selbstständig zu neuen Viren zusammen. Irgendwann platzt dann die Wirtszelle durch die unzähligen neuen Viren, die in ihr sind.

@Pan_narrans
verstehe ich nicht.
Wie macht die Gensequenz das? Da ist ja kein Leben drin, kein Stoffwechsel, nichts ...!???!

@ollminator
Der Stoffwechsel ist in der Wirtszelle. Virale DNA besitzt sehr starke Promotorsequenzen.

@Pan_narrans
das hilft mir jetzt aber auch nicht viel weiter.
Zieht dann die Wirtszelle die Gensequenz an, oder wie kann ich Dich verstehen?

@ollminator
Nein, Viren haben ihrer Hülle Proteine, mit denen sie an Proteine auf der Zellmembran der Wirtszelle andocken.

@Pan_narrans
D.h. Proteine docken sich an Proteine an? Interessant, noch nicht gehört. Gibt es dafür schon eine wissenschaftliche Erkenntnis, warum und wie die Proteine das tun können? Und was machen die Gensequenzen die noch nicht mal eine Eiweißhülle haben?

@ollminator

ollminator schrieb:D.h. Proteine docken sich an Proteine an? Interessant, noch nicht gehört. Gibt es dafür schon eine wissenschaftliche Erkenntnis, warum und wie die Proteine das tun können?

Natürlich. Rezeptor-Liganden-Interaktion. Das ist jetzt wirklich nichts Neues.
Wikipedia: Rezeptor#Membranrezeptoren

ollminator schrieb:Und was machen die Gensequenzen die noch nicht mal eine Eiweißhülle haben?

Langsam hydrolysieren.

@Pan_narrans
ok, interessant, nehmen wir also an, die Membranrezeptoren und die Proteinhülle der Gensequenz haben sich gefunden und dann?

@ollminator
Dann injiziert das Virus seine Erbinformation in die Wirtszelle.

@Pan_narrans
jo, schön, und wie?

@ollminator
Der genaue Mechanismus unterscheidet sich von Virus zu Virus.
Allgemein gilt aber, dass die Bindung der Virusproteine an den Membranmolekülen der Wirtszelle eine Konformationsänderung der Kapsidmoleküle des Virus hervorruft.

@Pan_narrans
Hmm, also wenn die Eiweißhülle der Gensequenz an die Membran der Wirtszelle andockt dann geschieht etwas. Soweit so gut.
Was bewirkt nun eine Konformationsänderung der Kapsidmoleküle?
Oder anderst gefragt, woher weiß die Gensequenz, da bin ich jetzt an der Membran von einer Wirtszelle angedockt und jetzt muß ich meine Kapsidmoleküle ändern?
Und was hat das dann mit der Konformation zu tun bzw. für was müssen sich die Kapsidmoleküle ändern?
Geht es dann noch weiter nach dem das Kapsidmolekül sich konformatiert hat?

@ollminator
Die Gensequenz weiß davon überhaupt nichts. Das findet rein mechanisch im Kapsid statt. Du kannst Dir das Kapsid, wie eine Art mechanischen Apparat vorstellen. Wird dieser, durch andocken an die Membranproteine der Wirtszelle, ausgelöst, so wird automatisch die Mechanik in Gang gesetzt.

Wie diese Mechanik genau aussieht, ist von Virus zu Virus verschieden. Hier ist z.B. eine Animation davon, wie das bei der T4 Phage aussieht:

T4 Virus infecting a bacteria.

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Diese Mechanik selber dient zu nichts anderem, als die Erbinformation in die Wirtszelle zu bringen. Die Wirtszelle kann nicht zwischen eigener und Viruserbinformation unterscheiden und stellt deshalb nun die Virusteile her.

@Pan_narrans
nun denn ... also nun wird durch diese mechanische Konformationsänderung die Gensequenz in die Wirtszelle geschleußt, reingebohrt, reingepreßt, wie auch immer. Und dann?

@ollminator
Dann fängt es an kompliziert zu werden. Wir müssen dafür zwischen DNA- und RNA-Viren unterscheiden und bei letzteren nochmals zwischen normalen RNA- und Retroviren.

DNA-Viren haben einfach nur starke Promotoren. Diese werden also nur pausenlos Transkriptase der Wirtszelle transkribiert und durch das Ribosom der Wirtszelle translatiert.
RNA-Viren kommen ja schon als RNA vor. Diese brauchen also nicht mehr transkribiert zu und können direkt translatiert werden.
Jedoch wird bei Retroviren durch die Revese Transkriptase die RNA in DNA revers transkribiert und kann dann sogar, durch die Integrase, in das Wirtsgenom integriert werden. Diese besitzen dann auch starke Promotoren. Anschließend wird dann wieder einfach über die Transkriptase der Wirtszelle ganz normal transkribiert und durch das Ribosom der Wirtszelle translatiert.

@Pan_narrans
Das hört sich ja schon alles ganz phantastisch an. Muß man sich da nicht fragen, ob da nicht irgendwo eine gewisse Intelligenz dahintersteckt. Ich mein, woher wissen diese Gensequenzen, dass sie dann eine Transkriptase durchführen sollen/müssen?
Und warum meint dann das Ribosom der Wirtszelle, dass es nun die Information von der Gensequenz translatieren muß?
Und, ist es nicht so, dass die Gensequenzen sowieso schon Teile der DNA der Wirtszelle entsprechen, von daher eine Translation eigentlich gar keine (Aus-)Wirkung hat?

Haha lustig :)

Hab nur die ersten Einträge gelesen und als ich sah das der "Virus" LYC-V heißt hatte ich sofort Lycaner abgeleitet...Underworld lässt Grüßen ihr Träumer! Sorry ;)

@ollminator

ollminator schrieb:Das hört sich ja schon alles ganz phantastisch an. Muß man sich da nicht fragen, ob da nicht irgendwo eine gewisse Intelligenz dahintersteckt. Ich mein, woher wissen diese Gensequenzen, dass sie dann eine Transkriptase durchführen sollen/müssen?
Und warum meint dann das Ribosom der Wirtszelle, dass es nun die Information von der Gensequenz translatieren muß??

Transkriptase wird nicht durchgeführt, Transkriptase ist ein Enzym. Dieses führt die Transkription durch und zwar indem es an bestimmte DNA-Sequenzen (Promotoren) bindet. Die Transkription ist dann das Umschreiben des darauf folgen Gens von DNA in mRNA. Das Ribosom macht nichts anderes, als in der Zelle rumschwimmende mRNA in Proteine zu übersetzen. Das ist dann die Translation. Die
Die virale Erbinformation trägt sehr starke Promotoren mit sich und wird deshalb unentwegt transkribiert. Die virale Erbinformation macht dabei aber nichts selber. Alles wird von der Wirtszelle gemacht. Viren parasitieren einfach auf diesen Mechanismus.

ollminator schrieb:Und, ist es nicht so, dass die Gensequenzen sowieso schon Teile der DNA der Wirtszelle entsprechen, von daher eine Translation eigentlich gar keine (Aus-)Wirkung hat?

Nein, dem ist nicht so.
Es gibt zwar DNA-Sequenzen, die sich auf Viren zurück führen lassen, sogenannte ERVs, aber diese Sequenzen unterscheiden sich von denen der Viren, die uns infizieren.

@Pan_narrans
hat man das "Eindringen" schon mal irgendwo mikroskopisch filmen können?
und ...
nehmen wir also an, da hat nun eine Gensequenz den Weg in die Wirtszelle gefunden und wird dort nun unentwegt transkribiert, was verändert sich dadurch?

@ollminator
Ich verfolge deinen Dialog mit @Pan_narrans seit gestern sehr interessiert.

Täuscht mich der Eindruck, oder gehörst du tatsächlich in die Fraktion derer die Viren für eine Erfindung der bösen Wissenschaftler halten und bist eigentlich davon überzeugt, dass es sie gar nicht gibt?

Ich werde nämlich das Gefühl nicht los, dass du nicht ein Wort verstehst und es eigentlich auch gar nicht so genau wissen willst. Aber wie gesagt, der Eindruck kann ja täuschen, deswegen dachte ich frage ich einfach mal direkt.