@MareTranquil Der Drache war zweifellos von der Größe und Aussehen her, ein grauenerregender Anblick. Sein Haupt, die Drachenmaske, wird fürchterlicher als bei einem Saurier gewesen sein. Gleichzeitig von faszinierend-hypnotischer Wirkung. Während der Steinzeitepoche haben die menschlichen Waffen dem Drachen noch nicht viel anhaben können. Ich stelle mir vor, wie die scheußliche Drachenmaske mit den großen, fixierenden Reptilienaugen starr auf dich gerichtet, langsam auf einen zukriecht. Hoffentlich bringt das Opfer die Willenskraft auf, wegzulaufen! Der Drache würde es sicher nicht verfolgen, dafür ist er zu träge. Das Opfer wird den grauenhaften Anblick aber zeitlebens nicht vergessen.
Nun denke ich an ein Gemeinwesen in irgend einem der zahllosen Kleinkönigreiche im Britannien des 6. Jahrhunderts. Ein Land am Rande der Zivilisation und eine Zeit die von den Historikern "Dark Ages" gennant wird. Während der Drache im Süden schon lange zum Mythos geworden ist, terrorisiert dort noch ein Drache das eine und andere Gemeinwesen. Sein Stoffwechsel erzeugt ausreichend Wärme und befähigt ihn in diesen nördlichen Regionen zu existieren.
Die Leute, zumeist einfache Bauern, werden in dem feuerspeienden Luftflieger ein überirdisches Wesen, einen Gott oder den Teufel selbst erblickt haben. Es werden sich dabei Arrangements gebildet haben, dem Drachen Tier- oder auch Menschenopfer regelmäßig zu bieten. Eine Jungfrau wird unter großem Wehklagen zur Höhle gebracht, wo sie sich für ihr Volk opfert. Sollten sie dabei nachlässig gewesen sein, würde der Hunger den Drachen aus der Höhle treiben, um nach Höfen und Vieh Feuer zu speien. Solcherart perfekt verpflegt, können solche Arrangeemnts durchaus einige Generationen lang bestanden haben.
Eines Tages erschien dann der Retter/Drachentöter mit blanken Metallwaffen. Er führt eine blitzende, damastizierte Klinge mit sich, die den Bauern "magisch" vorkommen wird. Wird er die richtige Taktik anwenden, wird er den Drachen töten. Hauptsächlich wird den weiblichen und Jungdrachen in ihren Brutteichen der Garaus gemacht. So wird dieses mächtige, grausige, zugleich verwundbare Tier ausgerottet. Die Kunde vom Drachenkampf hält sich noch generationenlang mündlich und wird irgendwann zum Mythos geworden niedergeschrieben.
Zu Lebzeiten der Drachen wurde nunmal vornehmlich mündlich überliefert. Bis zur ersten Niederschrift wurden die Wahrheitskerne mit Mythen und Legendenbildung überwuchert. Ein sehr zeitnaher Bericht über Drachen, würde ich aber im berühmten angelsächsischen Heldenepos Beowulf sehen, den ich gerade im Hinblick auf seine enthaltenen Drachengeschichten ausgiebig gelesen habe.