Gonger - Geister auf Sylt
29.01.2009 um 14:31Einer gongert noch, einer gongert noch rein:
Noch bis in das vorige Jahrhundert waren Aberglaube, Vorhersehung und Spökenkiekerei auf den Inseln und Halligen verbreitet. Das Leben in der großen Einsamkeit, das Pfeifen des Windes um die niedrigen Hallighäuser und das Rütteln des nächtlichen Sturms an Türen und Fenstern haben immer wieder unheimliche Vorstellungen geweckt. Besonders drückend war die monatelange Ungewissheit über das Schicksal der zur See fahrenden Männer. Und nicht selten kam die Kunde vom Seemannstod auf fernen Meeren in die Häuser. So bezogen sich Aberglaube und Vorhersagung besonders auf den Seemannstod.
Am meisten gefürchtet war der „Gonger“, der Wiedergänger, der während der Nacht an die Tür klopfte oder gar in den Stuben vor den Wandbetten erschien. Die wassertriefende Gestalt entbot einen stummen Gruß und verschwand. Nur eine Wasserlache blieb auf dem Fußboden oder vor der Tür zurück und die Angehörigen wussten, dass der Vater, der Sohn oder der Bräutigam ertrunken war, zur gleichen Zeit, als deren Geistergestalt sich gezeigt hatte.
Ein anderes Vorzeichen bestand darin, dass Frauen sich selber in Trauerkleidung am Strand oder auf der Kirchenbank sahen: als trauernde Witwe, deren Mann ertrunken war. Auch diese Erscheinung galt als sicheres Zeichen für den Tod eines Seemanns.
Der Gonger:
Vor einigen hundert Jahren gab es im heutigen Halligmeer noch zahlreiche große und kleine Halligen. Sie sind im Lauf der Zeit der See zum Opfer gefallen.
Eine davon war die Oselichshallig, die nur eine Warft hatte und darauf ein Haus. Dort wohnte eine Witwe mit ihrer Tochter Ose. Da Ose ein ungewöhnlich schönes Mädchen war, konnten sich die beiden über mangelnden Besuch nicht beklagen. Von Nordstrand, Hooge, Oland und anderen Halligen kamen Jünglinge und warben um Oses Gunst.
Owe von Bothfluth war es schließlich, der unter den zahlreichen Freiern Oses Jawort erhielt. Der Hochzeitstag wurde festgesetzt. Vorher aber ging Owe, zusammen mit anderen jungen Männern von den Halligen noch einmal zur See, zur letzten Reise, wie er seiner Frau versprach. Am Tag der Ausfahrt stand Ose lange am Ufer und schaute dem entschwindenden Schiff nach. Frühling und Sommer vergingen, Zugvögel klagten im Watt und die ersten Stürme fielen über das Land her. Der Hochzeitstag rückte näher, aber Owe war noch immer nicht zurückgekehrt. Da hörte die Mutter eines Nachts eine Unruhe vor der Tür. Es klopfte und seufzte, aber als die Mutter herausschaute war kein Lebewesen zu erblicken – nur eine Wasserlache lag auf dem Pflaster vor dem Haus. Da wusste die Frau, was geschehen war: Owe war als „Gonger“ zurückgekehrt. Sie erzählte am Morgen ihrer Tochter unter Tränen, der Bräutigam sei gewiss ertrunken. Es war am Morgen des festgesetzten Hochzeitstages. Ose zog ihr Brautkleid an, an dem sie den ganzen Sommer gearbeitet hatte und ging hinab zum Ufer.
Es war Flut und das Meer rauschte geheimnisvoll um die Hallig. Ose blickte über das Meer, bis der Wind ihren Blick trübte. Da sah sie über den Wellen das Segel eines Schiffes auftauchen, das mit schäumendem Bug rasch näher kam. Am Ruder stand ihr Bräutigam Owe und winkte. Querab vom Ufer drehte das Schiff bei und dümpelte in den Wellen. Owe winkte noch einmal und Ose sprang vom Ufer in die graue Flut. Die Mutter hatte immer wieder voll Unruhe aus dem Fenster nach ihrer Tochter gesehen, die unbeweglich am Ufer stand. Plötzlich war das Ufer leer und die Mutter stürzte an den Strand. Von Ose war nichts mehr zu sehen, nur ihr Kopftuch lag nass am Strand.
(Schlussgong!)
Übrigens sollen in Nordfriesland pubertierende Jungs ihren Müttern feuchte Flecken auf der Bettwäsche mit Gonger-Besuchen erklären.
Noch bis in das vorige Jahrhundert waren Aberglaube, Vorhersehung und Spökenkiekerei auf den Inseln und Halligen verbreitet. Das Leben in der großen Einsamkeit, das Pfeifen des Windes um die niedrigen Hallighäuser und das Rütteln des nächtlichen Sturms an Türen und Fenstern haben immer wieder unheimliche Vorstellungen geweckt. Besonders drückend war die monatelange Ungewissheit über das Schicksal der zur See fahrenden Männer. Und nicht selten kam die Kunde vom Seemannstod auf fernen Meeren in die Häuser. So bezogen sich Aberglaube und Vorhersagung besonders auf den Seemannstod.
Am meisten gefürchtet war der „Gonger“, der Wiedergänger, der während der Nacht an die Tür klopfte oder gar in den Stuben vor den Wandbetten erschien. Die wassertriefende Gestalt entbot einen stummen Gruß und verschwand. Nur eine Wasserlache blieb auf dem Fußboden oder vor der Tür zurück und die Angehörigen wussten, dass der Vater, der Sohn oder der Bräutigam ertrunken war, zur gleichen Zeit, als deren Geistergestalt sich gezeigt hatte.
Ein anderes Vorzeichen bestand darin, dass Frauen sich selber in Trauerkleidung am Strand oder auf der Kirchenbank sahen: als trauernde Witwe, deren Mann ertrunken war. Auch diese Erscheinung galt als sicheres Zeichen für den Tod eines Seemanns.
Der Gonger:
Vor einigen hundert Jahren gab es im heutigen Halligmeer noch zahlreiche große und kleine Halligen. Sie sind im Lauf der Zeit der See zum Opfer gefallen.
Eine davon war die Oselichshallig, die nur eine Warft hatte und darauf ein Haus. Dort wohnte eine Witwe mit ihrer Tochter Ose. Da Ose ein ungewöhnlich schönes Mädchen war, konnten sich die beiden über mangelnden Besuch nicht beklagen. Von Nordstrand, Hooge, Oland und anderen Halligen kamen Jünglinge und warben um Oses Gunst.
Owe von Bothfluth war es schließlich, der unter den zahlreichen Freiern Oses Jawort erhielt. Der Hochzeitstag wurde festgesetzt. Vorher aber ging Owe, zusammen mit anderen jungen Männern von den Halligen noch einmal zur See, zur letzten Reise, wie er seiner Frau versprach. Am Tag der Ausfahrt stand Ose lange am Ufer und schaute dem entschwindenden Schiff nach. Frühling und Sommer vergingen, Zugvögel klagten im Watt und die ersten Stürme fielen über das Land her. Der Hochzeitstag rückte näher, aber Owe war noch immer nicht zurückgekehrt. Da hörte die Mutter eines Nachts eine Unruhe vor der Tür. Es klopfte und seufzte, aber als die Mutter herausschaute war kein Lebewesen zu erblicken – nur eine Wasserlache lag auf dem Pflaster vor dem Haus. Da wusste die Frau, was geschehen war: Owe war als „Gonger“ zurückgekehrt. Sie erzählte am Morgen ihrer Tochter unter Tränen, der Bräutigam sei gewiss ertrunken. Es war am Morgen des festgesetzten Hochzeitstages. Ose zog ihr Brautkleid an, an dem sie den ganzen Sommer gearbeitet hatte und ging hinab zum Ufer.
Es war Flut und das Meer rauschte geheimnisvoll um die Hallig. Ose blickte über das Meer, bis der Wind ihren Blick trübte. Da sah sie über den Wellen das Segel eines Schiffes auftauchen, das mit schäumendem Bug rasch näher kam. Am Ruder stand ihr Bräutigam Owe und winkte. Querab vom Ufer drehte das Schiff bei und dümpelte in den Wellen. Owe winkte noch einmal und Ose sprang vom Ufer in die graue Flut. Die Mutter hatte immer wieder voll Unruhe aus dem Fenster nach ihrer Tochter gesehen, die unbeweglich am Ufer stand. Plötzlich war das Ufer leer und die Mutter stürzte an den Strand. Von Ose war nichts mehr zu sehen, nur ihr Kopftuch lag nass am Strand.
(Schlussgong!)
Übrigens sollen in Nordfriesland pubertierende Jungs ihren Müttern feuchte Flecken auf der Bettwäsche mit Gonger-Besuchen erklären.