Porzellanpuppen - Der Diskussions-Thread!
07.05.2009 um 19:05
Eine Geschichte*
Totenpuppe
In einer Zeit, als es noch düster und dunkel war, die Menschen arm und am Abend noch eng zusammenrückten, gab es ein winziges, altes Dorf.
Die Dorfbewohner hatten gerade genug zum leben, nur wenige waren etwas besser gestellt.
Des Abends trafen sie sich oft auf dem Dorfplatz um sich ein wenig zu unterhalten. Nur drei Menschen sah man hier nie…..
Ganz außen am Rande des Waldes, der düster war und unheimlich, lebte eine Familie, in einer verkommenen Hütte.
Sie waren noch mehr abgesondert als viele andere und man hatte sie ganz in den äußersten Winkel verbannt, da keine sie in der Nähe haben wollte.
Der Mann war Totengräber und Leichenwäscher, niemand wollte etwas mit den Leuten zu tun haben.
Ihr kümmerliches Dasein ertrugen sie nur weil sie ein Kind hatten, welches sie sehr liebten.
Es war ein kleines Mädchen, welches gerade in den nächsten Tagen seinen dritten Geburtstag feiern sollte. Zwei Kinder waren noch im Kindbett verstorben und so war dieses Mädchen alles was sie hatten.
Nichts gab es was sie dem Kinde hätten schenken können und so nähte die unglückliche Mutter aus Lumpen und mit vieler Mühe eine Puppe.
Doch selbst dazu war nicht genug da, so wurde es nur ein hässlich balg mit Kopf und Rumpf, Arme und Beine hatte er nicht….
Die ab gearbeiteten Hände taten ihr bestes und die rotgeweinten, verschwollenen Augen, blind vor Kummer und Tränen konnten kaum die Stiche sehen die die Nadel machen sollte.
Sie zeigte es ihrem Manne und er war sehr unglücklich, konnte er mit seinem erbärmlichen Lohn nichts geben was geholfen hätte, reichte es gerade für das nötigste zum leben.
Als er die Frau betrachtete und an das Kind dachte, machte er sich in der Nacht noch einmal heimlich davon und lief über das Moor zum Steinhäuschen wo die Toten aufgebahrt lagen, bis man sie der Erde übergab.
Gerade zwei Tage zuvor war eine Frau verstorben, die mit zu den wohlhabenderen im Dorfe gehört hatte.
Er betrat den Raum und nahm aus seiner Tasche ein langes Messer…
Er dreht die Frau und schnitt aus deren Gewand ein großes Stück Stoff.
Schnell machte er sich mit seiner Beute wieder auf den Heimweg, wohl war ihm nicht.
Seiner Frau erzählte er, er habe es gefunden…
Als er ihre leuchtenden Augen sah, war er ´s zufrieden und sah zu, wie sie eifrig, mit flinken Fingern ein Kleid nähte, das den hässlichen Körper verbarg. Sie stickte noch ein Gesicht auf und setzte zum schloss der Puppe noch eine Mütze auf, die aus dem Stoff noch mit entstanden war.
Leise schlichen sie mit der Puppe in die Kammer, wo in der Ecke ein Lumpenlager war, auf dem die Tochter schlief. Sie gaben ihr den Stoffbalg in den Arm, damit sie es gleich finden würde, wenn sie am Morgen ihres Geburtstags erwachte.
Dann begaben auch sie sich zur Ruhe.
Schon früh am Morgen hörten sie das Jauchzen und das Singen der Kleinen, die sich über das Geschenk so sehr freute, keinen Augenblick ließ sie die Puppe mehr los, sie hütete sie und drückte sei immer an sich, jede Nacht schliefen sie eng an einander geschmiegt auf ihrem ärmlichen Bette ein.
Ein bisschen Glück hatte Einzug gehalten.
Doch in den darauffolgenden Tagen wurde das Kind zusehends blasser und stiller.
Es aß kaum und trank nicht mehr wurde dünner und verkümmerte, die Eltern wussten nicht ein noch aus.
Nur kurze Zeit danach lag das kleine Mädchen tot in ihrem Lager. Bleich und nur noch ein Schatten, nur die Puppe hielt sie so fest, dass niemand sie aus den erstarrten Armen lösen konnte.
Das Leichengift der beraubten Toten, war durch den Stoff deren Gewänder gedrungen gewesen und hatten die scheußliche Tat auf das grausamste gerächt.
So begrub der Totengräber sein eigenes Kind, und als man den Sarg ein letztes mal öffnete, den Deckel der erbärmlichen Holzkiste, so meinte man auf den aufgesticken Zügen der Puppe, ein hämisches Grinsen zu sehen….
Der Leichengräber und seine Frau überwanden das Unglück nicht und nahmen sich im nahe gelegenen Moor das Leben.
Jahrhunderte sind vergangen, nichts erinnert mehr an jenes Dorf…..aber die Menschen die in die Nähe des Waldes und des Moores kommen hören noch immer ein kleines Kind weinen…. Oder sehen eine dünne, bleiche Gestalt, winzig klein, die in ihren dürren Fingerchen anklagend eine Puppe vor sich hält*
© SAM 2009