Sitchin habe ich noch nicht gelesen aber Däniken halte ich für einen schlauen Spinner. Aber das Thema lautet ja auch Cthulhu/Lovecraft.
KitsuneRyo schrieb:So ist er eher ein verkannter Prophet!
Howard Phillips Lovecraft war alles andere als ein Prophet so sah er sich selber niemals als solch einer und man tut ihm nichts Gutes daran, wenn ihm dieses im Nachhinein angedichtet wird was schon seit vielen Jahrzehnten leider der Fall ist wenn diverse Möchtegernautoren versuchen sein Werk fortzusetzen indem sie die wildesten Theorien über Lovecraft in die Welt setzen. Sein Cthulhu Mythos war und ist immer noch Grundlage und ausserordentlicher Meilenstein im Horror- und Fantasygenre doch Lovecraft selber betonte ausdrücklich, dass es sich ausschliesslich um Phantasie handele. Es ging ihm um gänzliche andere Vermittlungen.
Von allen Science-Fiction-Autoren, deren Arbeiten die Magazine während der 30er Jahre veröffentlichten, geht nur H. P. Lovecraft über die fadeEffekthascherei seiner Kollegen hinaus und transportiert Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts, denen zufolge das Universum ein grundsätzlich mysteriöses Gebilde ist. "Alle meine Erzählungen" schrieb Lovecraft 1927 in einem Brief, "fussen auf der grundsätzlichen Annahme, dass die gewöhnlichen menschlichen Gesetze, Belange und Gefühle für den Kosmos als Ganzes weder Gültigkeit noch Bedeutung besitzen." Diese Feststellung drück im Grunde die gesamte Revolution aus, die damals in der modernen Wissenschaft stattfand, während die Physiker mit ungläubig geweiteten Augen eine fremde neue Welt entdeckten, der die Gnade einer festgefügten newtonischen Mechanik fehlte.
Folglich repräsentierten die nicht-euklidischen Winkel in Cthulhus versunkener Stad die nicht-euklidische Geometrie, mit der Einstein bei der Formulierung seiner speziellen Relativitätstheorie zu ringen hatte.
Selbst gegenwärtige Entwicklungen der höheren Mathematik -das Phänomen des Chaos- finden sich in denMythos-Erzählungen bereits angedeutet, denn die überragende Gottheit in Lovecrafts erfundenem Pantheon, der blinde idiotische Gott Azathoth, herscht >in den spiraligen schwarzen Strudeln jener elementaren Leere des Chaos< (Zitat L.). Angemessen mit Mandelbrot-Fraktalen gerüstet und mit der Feigenbaum-Konstanteausgestattet, dürfte sich Azathoth zwischen den Permutationen und Perturbationen der gegenwärtigen Chaostheorie durchaus zuhause fühlen.
Weitere Parallelen zwischen der naturwissenschaftlichen Entwickelung des 20. Jahrhunderts und dem Cthulhu Mythos darzulegen wäre recht müssig, denn die von Lovecraft verwandten Konzepte fussen nicht auf einer formellen Kenntnis einer höheren Mathematik, wie sie, um ein Beispiel zu nennen, der Relativitätstheorie zugrunde liegt. Vielmehr entspringen sie einer zeitweiligen Einsicht in den "Ansturm des CHaos und der Dämonen des noch nicht ausgeloteten Alls", die wir einem glücklichen Zufall verdanken. Der historisierendeLovecraft identifizierte sich mit einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aristokratie, die im modernen 20. Jahrhundert überlebt war; ein Aussenseiter in seiner Zeit, seinem Land und seiner Klasse, wurde der verarmte Träumer auch noch zu einem Aussenseiter im Kosmos. In Lovecrafts Fall besteht das Konzept des Universums als Freistatt schauriger Wunder in nichts anderem als in der Übertragung seines Aussenseiterkomplexes auf kosmische Dimensionen: wie Lovecraft im zeitgenössischen Providence ein Aussenseiter war so ist in den Cthulhu-Erzählungen der moderne Mensch ein Fremdwesen -verloren und ziellos wankt er am Rande eines bodenlosen Abgrundes.
Lovecrafts geniale fiktive Kosmogonie war niemals ein unveränderliches System gewesen, sondern mehr ein ästhetisches Konstrukt, das stets der sich weiter entwickelnden Persönlichkeit seines Erfinders und dessen veränderlichen Interessen angepasst werden konnte. In Lovecrafts letztem Lebensjahrzehnt musste der Gotizismusallmählich dem Extraterrialismus das Feld räumen, und ist eine frühe Mythos-Erzählung wie "das Grauen von Dunwich" (1928) noch auf dem festen Boden in der degenerierten Provinz Neuenglands angesiedelt, so entführt uns L. nur sechs Jahre später in "der Schatten aus der Zeit" auf einem Parforceritt durch das Universum der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; ein Kraftakt der seinesgleichen sucht. Auch hinsichtlich dessen, wie Lovecraft während der 30er Jahre allmählich der Horrorliteratur entwuchs, lese man "das Grauen von Dunwich" (worin die Gottheiten des Mythos noch dämonenhafte Wesen sind, bezwingbar durch Beschwörungen aus Zauberbüchern) und vergleiche die Geschichte mit "der Schatten aus der Zeit" (worin die Ausserirdischen zu aufgeklärten, eingeschriebenen Sozialisten geworden sind, eine direkte Konsequenz von Lovecrafts beginnendem Interesse an der Gesellschaft und ihrer Reform). Hätte dieser Mann auch noch die 40er Jahre erlebt so hätte sich der Mythos mit seinemSchöpfer weiter entwickelt; niemals existierte jedoch ein starres System, das ein Nachahmer sich postum aneignen könnte.
Des weiteren besteht der wahre Kern es Mythos nicht aus einem Pantheon fiktiver Gottheiten oder einer von Spinnenweben überzogenen Sammlung verbotener Bücher, sondern aus einer in gewisser Hinsicht überzeugend dargestellten Haltung dem Kosmos gegenüber. "Kosmisch" war der Begriff, den L. endlos wiederholte, um seine zentrale Ästhetik zu beschreiben: "Ich habe die Spukgeschichte ausgewählt weil sie meiner Vorliebe am besten entspricht, denn es ist einer meiner drängendsten und anhaltendsten Wünsche, die Illusion zu erzeugen, für einen Augenblick hätte ich die ärgerlichen Begrenzungen von Raum, Zeit und Naturgesetzen aufgehoben oder verletzt, welche uns auf ewig einsperren und jeden unserer Versuche enttäuschen, unsere Neugierde bezüglich der unendlichen Weite des Kosmos zu befriedigen...."
Im gewissen sinne besteht das gesamte reife WerkLovecrafts aus Erzählungen über kosmische Wunder, doch während der im Laufe seines letzten Lebensjahrzentes begann, den Hang zum Exotischen und die schwarze Magie Neuenglands abzustreifen und die geheimnisvollen Abgründe des Weltalls zu seinem Thema zu machen, schuf er eine Reihe von Werken, die erst nach seinem Tode mit dem Begriff des >Cthulhu-Mythos< belegt worden sind. Mit anderen Worten, der Mythos entspricht den Erzählungen Lovecrafts über kosmische Wunder, in denen der Autor bereits begonnen hatte sein Augenmerk auf das Universum zu richten wie es von der modernen Naturwissenschaft dargestellt wurde; die Mythos-Gottheiten vergegenständlichten nur noch die Eigenschaften eines zwecklosen, gleichgültigen und unsäglich fremdartigen Universums. Und alle jene Nachahmer Lovecrafts, die über so viele Jahre hinweg Mythos-Pastiches ausgedacht haben, in denen exzentrische Einsiedler irgendwo in Neuengland die richtigen Beschwörungen aus den falschen Büchern murmeln undprompt von einem Riesenfrosch namens Cthulhu gefressen werden *gg*, sollten sich daher über eines im Klarensein: der Mythos ist keine Verkettung oberflächlicher Schemata und Glossar-Exzerpte, sondern vielmehr ein dem Kosmos zugewandter Geisteszustand.