Die 10 mysteriösesten Kreaturen der Welt - Bigfoot & Co
07.03.2008 um 10:08
falls schon mal was dabei war...sorry...aber es gibt ja immer ws zu entdecken.
Menschen, die in die Haut eines Tieres schlüpfen.
Geschichte:
Das Tier im Menschen
Es geschah auf einem Erntefest in der Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Bewohner eines kleinen Dorfes feierten ausgelassen, als plötzlich ein markerschütterndes Gebrüll ertönte. Sofort liefen alles wehrhaften Männer des Ortes mit Sensen und Heugabeln bewaffnet in die Richtung, aus welcher der Lärm ertönt war, nur um schockiert festzustellen, daß ein riesiger Wolf gerade dabei war, das hübscheste Mädchen des Dorfes zu zerreißen. Von ihrem Verlobten, mit dem einige Leute sie das Fest verlassen sehen hatten, war keine Spur zu finden.
Als der Wolf die Männer erblickte, geiferte er wütend, ließ von seiner Beute ab und stürzte sich auf seine Widersacher. Den Männern gelang es tatsächlich, die Bestie zu besiegen, doch als der Wolf endlich getötet war, mußten sie von Grauen erfüllt dabei zusehen, wie sich der Körper des Ungeheuers verwandelte, bis schließlich die blutüberströmte Leiche des jungen Verlobten vor ihnen im Gras lag.
Diese Geschichte ereignete sich in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Warschau und ist ein typisches Beispiel für die Werwolfsagen, welche bis zum Ende des 19. Jahrhunderts überall in Europa präsent waren.
Allerdings ist das Phänomen des Werwesens keinesfalls auf unseren Kontinent beschränkt. In allen Teilen der Welt gab es Geschichten über Menschen, die in der Lage waren ihre Gestalt zu wandeln und in die Haut eines wilden Tieres zu schlüpfen. Bezeichnend war dafür jeweils die Tierart, die auf dem entsprechenden Kontinent am meisten gehaßt und gefürchtet wurde.
So ging in Indien der Wertiger um, in Schwarzafrika gab es Werleoparden und sogar Werkrokodiele, in Japan fürchteten die Menschen die List und Grausamkeit der kitsume, der Werfüchse, und in Südamerika bereiteten Werjaguare viel Leid und Kummer. Die exotischste Art von Werwesen, die mir bekannt ist, ist aber der Werhai in der Südsee.
In Europa selbst war jedoch auch nicht nur der Werwolf zu Hause, es gibt auch Legenden über Werbären und Werwildschweine .
Über Letztere weiß ich leider keine Geschichte zu berichten, wohl aber über den Werbären, welcher hauptsächlich auf der skandinavischen Halbinsel heimisch war. Seinen Ursprung findet man wahrscheinlich in den nordischen Kriegern, die sich in Bärenfelle hüllten und damit wohl bezweckten, die Kraft und den Mut des Tieres auf sich übergehen zu lassen. Ihr Kriegsgewand, das “bearsark” oder “Bärenhemd” gab ihnen auch ihren Namen: Berserker.
Ihr wildes Gebaren hatte für ihre Feinde nichts menschliches mehr. Die Bärenmenschen, nackt unter ihrer Pelzgewandung, fletschten die Zähne, knurrten, heulten, geiferten, tanzten und versetzten sich in einen ekstatischen Zustand wilder Raserei, bevor sie sich in den Kampf stürzten. Auf dem Höhepunkt dieser Ekstase, so hieß es, konnte ein Berserker mit bloßen Zähnen einen eisernen Schild durchschlagen und unverletzt durch Feuer schreiten. Die Distanz zwischen den archaischen Kriegern, die sich in Tierbälger kleideten, um die Kraft der Bestie auf sich übergehen zu lassen und der Mär über Ungeheuer, welche tatsächlich in der Lage sind, sich in diese Bestie zu verwandeln, ist natürlich nur minimal.
So oder ähnlich könnte auf der ganzen Welt die Angst vor den Werwesen entstanden sein.
Nichtsdestotrotz ist es aber immer noch der Wolf, um den sich die meisten Geschichten ranken und der die Gemüter der Menschen noch bis ins 20. Jahrhundert hinein in Schrecken versetzte. Grund dafür dürfte wohl die Unkenntnis über die Natur dieses Raubtieres gewesen sein, sein unheimliches Heulen, das von der Ferne bis zu den Dörfen hinüber schallte (und als Todesomen galt), seine Stärke und List bei der Jagd im Rudel, das graue Fell, was ihn in der Dunkelheit nur als schemenhafte Gestalt sichtbar machte und die leuchtenden Augen, die das Licht des Mondes und der Lagerfeuer reflektierten, um die sich die ängstlichen Wanderer kauerten. Dazu kam auch noch, daß Wölfe, die sich in der warmen Jahreszeit von menschlichen Behausungen fernhielten, ihre Scheu in den harten dunklen Wintermonaten verloren, durch den Hunger getrieben in die Dörfer eindrangen, unter den Haustieren wüteten und auch den Menschen als Beute nahmen. All diese Eigenschaften waren für den mittelalterlichen Menschen ein Beweis für die angebliche böse Natur des Wolfes, für seinen Ruf als Geschöpf Satans.
Die Existenz des Werwolfes lag also archaischen Ängsten zugrunde, die so ihren Kanal in die Legende fanden.
Das Wort “wer” selbst stammt übrigens aus dem Althochdeutschen und bedeutet “Mann” oder “Mensch”.
Die eigentliche Geburt des Werwolfes liegt jedoch noch viel weiter zurück. Es existieren niedergeschriebene Geschichten bis zum Jahre 1000 vor Christus, darunter von solch bekannten antiken Autoren wie Virgil und Platon. Ein anderer Philosoph und Schriftsteller, Ovidius, schrieb die wohl Bekannteste nieder: Die Sage von Lyakon.
Lyakon war jener mythische König von Arkadien, der mit der Allwissenheit der Götter haderte. Um diese auf die Probe zu stellen, lud er Jupiter zu einem Festmahl ein und ließ ihm Menschenfleisch vorsetzen. An der Allwissenheit des Gottes gab es natürlich nichts zu hadern, Jupiter bemerkte die Untat und verwandelte den König zur Strafe in einen ewig hungrigen Wolf, der fürderhin seine Untertanen in Angst und Schrecken versetzte.
Nicht ganz logisch, diese Handlung, aber so steht es geschrieben.
Auf dieser Sage basiert die Bezeichnung “Lykantrophie” für Geisteskranke, die sich einbilden, ein Wolf zu sein.
Es ist allerdings eine strenge Trennlinie zwischen dem Lykantrophen und dem wirklichen Werwolf zu ziehen, denn der Werwolf glaubt nicht nur, sich zu verwandeln, er macht es, sei es nun freiwillig oder nicht.
Perfekte Überleitung zum nächsten Punkt: Wie wird ein normaler Mesnch zum Werwolf?
Dafür gibt es dutzende verschiedener Möglichkeiten, unterscheiden wir deshalb zunächst zwischen zwei Arten: Dem freiwilligen Werwolf und dem Wolf wider Willen.
Dem freiwilligen Werwolf standen viele Methoden offen, seine menschliche Hülle abzustreifen und sich die Kraft der wilden Bestie anzueignen. So konnte sich ein kundiger Hexenmeister mit Satans Hilfe eine Salbe oder einen Trank anfertigen, wofür Zutaten wie giftiger Schierling, das Fett von Kleinkindern, Bilsenkraut und Tollkirschen nötig waren.
(Hier ergibt sich natürlich die Frage, ob mit eine solche Mixtur aufgrund der starken halluzinogenen Wirkung der Ingredienzen nicht lediglich einen heftigen Drogenrausch verursachte, der den Verwender so ziemlich alles glauben machte...)
In germanischen Landen mußte der Wolfsanwärter sich mit einem Riemen aus Wolfsfell oder der Haut eines Gehenkten gürten und damit eine Nacht im Wald verbringen. Auf dem Balkan genügte sogar nur ein Schluck Wasser aus der Fußspur des Tiere oder ein Bissen von seinem Hirn.
Der Preis für diese Macht war allerdings hart, denn mit der Verwandlung gingen unsagbare Schmerzen einher. Schädel und Körper verformten sich, borstige Haare drangen durch die Haut, aus dem Kiefer brachen scharfe Zähne hervor und der Drang zu töten wurde übermenschlich.
Um so bedauernswerter machen diese Qualen die zweite Kategorie Werwolf: Den Wolf wider Willen. Er ist eine eher tragische Gestalt. Seine Zustand verdankt er entweder einem dummen Zufall oder einer Verkettung unglücklicher Umstände.
In Italien wurde zum Beispiel zum Werwolf, wer eine Freitagnacht bei Vollmond im Freien schlief, dasselbe galt für Leute, die aus einer Quelle tranken, auf der zuvor Wölfe getrunken hatten.
Auf dem Balkan war man schon so gut wie Wolf, wenn man eine seltene weiße Sumpfblume pflückte und sie sich ansteckte.
Für manche Menschen war das Schicksal der Bestie schon allein durch ihre Geburt besiegelt. So trug, deutschem Volksglauben zufolge, die siebte von sieben aufeinanderfolgenden Töchtern das Mal des Werwolfes. Auch ein sündiger Priester, welcher mit einer Jungfrau einen Bastard zeugte, schuf einen Werwolf.
Andererorts hielt man Kinder, die am Heiligabend geboren wurden für gezeichnet, sei es nun dadurch, das dieser Tag allein der Geburt Christi vorbehalten war, oder durch die Nähe des Geburtstages zur Wintersonnenwende, jenen Wochen, in denen das Böse aus allen Ecken und Winkeln kroch und sich so auch der unschuldigen Neugeborenen bemächtigen konnte.
Sei es nun die freiwillige Verwandlung oder der dunkle Fluch, wer als Werwolf entlarvt wurde, dem drohte ein schrecklicher Tod. Im Mittelalter landeten fast ebenso viele angebliche Werwölfe auf dem Scheiterhaufen, wie angebliche Hexen und Häretiker, und die Foltermethoden waren ebenso grausam. Die Inquisition hatte sich beispielsweise auf die Praktik verlegt, dem Angeklagten die Haut abzuziehen, da dem Aberglauben zufolge das Fell eines Werwolfes nach innen wuchs. Blieb das – wie nicht anders zu erwarten – ohne Ergebnis, wendete man die üblichen Foltermethoden an, um doch noch zu dem erwünschten Geständnis zu kommen und dem vermeintlichen Werwolf überdies auch noch das Geheimnis seiner Metamorphose zu entlocken, was selbstverständlich ein sinnloses Unterfangen war, da der Gefangene ihnen darauf logischerweise keine Antwort zu geben wußte. Wahrscheinlich wurden die wildesten Phantasiegeschichten erfunden, damit die Qualen endlich ein Ende fanden.
Um einen Werwolf als solchen zu erkennen, war das Wissen um seine besonderen körperlichen Merkmale erforderlich. In menschlicher Gestalt unterschied er sich in vielen Dingen vom normalen Menschen. Oft verrieten ihn seine buschigen Augenbrauen, die zumeist auch über dem Nasenrücken zusammen wuchsen, wie allgemein seine unnatürlich starke Körperbehaarung. Es konnte auch sein, daß seine Handflächen Haarwuchs aufwiesen, seine Fingernägel blutrot und krallenartig waren und sein Ringfinger ebenso lang war, wie der Mittelfinger, die Ohren merkwürdig spitz zuliefen und sehr tief am Kopf saßen.
Den Werwolf in seiner tierischen Gestalt zu erkennen, war schon um einiges schwieriger. Anders als uns heutzutage viele Hollywood-Schinken vermuten lassen, ist der Werwolf keineswegs halb Mensch, halb Wolf, aufrecht gehend und eine abstrakte Mutation à la “Wolfsmensch” oder “Der Fluch des Werwolfes” sondern wechselt seine Gestalt fast komplett in die der anderen Spezies. Einzig seine Augen bleiben die eines Menschen und in vereinzelten Fällen auch seine Stimme (Die Geschichte vom Rotkäppchen war nicht immer ein Kindermärchen...).
Ebenso ist die Sage, daß man einen Werwolf nur mittels dreier Silberkugeln, die direkt in sein Herz geschossen werden müssen, töten könne, reine Hollywood-Fiktion. Selbstverständlich kann man einen Werwolf damit zur Strecke bringen, aber das ist auch mit konventionellen Methoden möglich, da der traditionelle Werwolf keineswegs über mystische Regenerationsfähigkeiten verfügt.
Ihn zu töten war übrigens von jeher auch die beliebteste Methode, ihn zu zwingen, wieder menschliche Gestalt anzunehmen...
Quellen: Mysteriöse Lebewesen, Moewig-Verlag
Nachtgeschöpfe, Time Life-Verlag