Methanhydrat-Vorkommen und Blowout
Einige Geowissenschaftler aus Japan, Deutschland und den USA haben riesige Methangas-Vorkommen im Gebiet des Bermudadreiecks gefunden, die für das spurlose Verschwinden von Schiffen verantwortlich sein könnten.
In Wassertiefen von 500 bis 2000 Meter kann sich bei bestimmten Temperaturen Methanhydrat bilden, wenn Methan vorhanden ist. Ändern sich Druck und Temperatur, entweicht Methan langsam aus diesen eisähnlichen Brocken. Geschehen diese Änderungen jedoch abrupt, etwa durch ein Seebeben (bzw. in küstennahen Regionen auch durch Erdbeben) oder tektonische Verschiebungen, kann innerhalb kurzer Zeit ein großer Teil eines Methanhydratvorkommens in seine Bestandteile (Methan und Wasser) zerlegt werden und es kommt zum Methanausbruch (engl. blowout: Ausblasen). Das gasförmige Methan steigt in unzähligen winzigen Blasen auf. Dieser Vorgang gleicht dem Aufsteigen von CO2-Blasen in einer Sprudelflasche, der man einen Stoß versetzt hat. Die mittlere Dichte des Gas/Wassergemischs ist dabei viel geringer als die des Wassers. Befindet sich ein Schiff direkt oder teilweise über einem solchen Gas-Wasser-Gemisch, so sinkt es unweigerlich in dieses hinein, da der Auftrieb des Schiffs gemäß dem Gesetz des Archimedes stark verringert ist. Es sackt also in Sekunden ab. Sinkt das Schiff mit dem Deck unter die Oberfläche, so kann Wasser eindringen und das Schiff sinkt. Dies ist besonders dann zu befürchten, wenn das Gas nur an Bug oder Heck aufsteigt. Außerdem entstehen beim Aufsteigen der Gasblasen durch die Reibung mit dem Wasser elektrische Ladungen, die durch die Aufwärtsbewegung einen elektrischen Strom und dadurch Magnetfelder erzeugen, welche das Auftreten von Ausfällen elektrischer und magnetischer Geräte und Instrumente, so auch von Kompassen, erklären können.
Nach dem Verschwinden von Flug 19 gaben mehrere Zeugen an, eine Explosion am Himmel gesehen zu haben. Manche schließen daraus, dass sich aufgestiegenes Methangas an den Motoren der Flugzeuge entzündet haben könnte, was zu einer großen Verpuffung geführt haben könnte, der die Maschinen schließlich zum Opfer fielen. Allerdings gibt es bisher keinen einzigen Hinweis darauf, dass es bei aus dem Meer aufsteigendem Methangas in der Flughöhe von Flugzeugen zu Verpuffungen kommen könnte.
Das Verschwinden eines im Rahmen der Suchaktion nach Flug 19 gleichfalls verschwundenen Flugbootes vom Typ Martin-Mariner lässt sich durch die bereits damals bekannte Tatsache erklären, dass die Maschinen dieses Typs durch einen Konstruktionsfehler zu plötzlichen Verpuffungen des Kraftstoffs neigten. Die im Zusammenhang mit Flug 19 manchmal erwähnte Explosion dürfte auf den Absturz dieses Flugzeugs zurückzuführen sein. Die Zeugen fanden sich in der Gegend der geplanten Route dieses Suchflugzeuges und weit weg von der vermuteten Route von Flug 19.
Elektromagnetische Felder
Eine andere Theorie geht von der Einwirkung elektromagnetischer Wellen auf die elektronischen Navigationshilfen an Bord aus. Dies könnte allerdings hauptsächlich bei Unfällen in der jüngsten Vergangenheit eine Rolle spielen, da elektronische Navigationshilfen eine ziemlich neue Erfindung sind. Die Flugzeuge des erwähnten Flug 19 zum Beispiel hatten keine elektronischen Navigationshilfen an Bord.
Riesenwellen
In bestimmten Regionen der Ozeane ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten sich überlagernder Wellen erhöht. Die Amplituden dieser Wellen summieren sich auf, so dass extrem hohe Wellen (Kaventsmänner bzw. Freakwaves) auftreten können. Es ist denkbar, dass derartige Überlagerungen im Bermudadreieck aus geologischen Gründen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auftreten. Nachgewiesen ist eine solche erhöhte Wahrscheinlichkeit für dieses Seegebiet nicht. Außerdem würden solche Wellen das Verschwinden von Flugzeugen kaum erklären.
Meteorologische Bedingungen
In dieser Gegend herrschen oft Stürme, die ebenfalls für einen Teil der verschwundenen Objekte verantwortlich sein könnten. Auch hierfür gibt es Belege, wie bei der Geschichte des Schoners Glorisko. Die Segel waren zerfetzt und der Laderaum war bis oben hin mit Wasser gefüllt. Das Ruder und das Steuer waren zertrümmert. Anhand von Zeitungsberichten aus dem Jahr 1940 konnte man nachweisen, dass zu der fraglichen Zeit schwere Stürme in dem Gebiet wüteten.
Auch von der amerikanischen United States Navy als so genannte Microbursts bezeichnete, überraschende Stürme, Gewitterabwinde, die mit unglaublicher Gewalt hereinbrechen und weniger als fünf Minuten dauern können, kann man als Ursache für das Verschwinden zahlreicher Objekte verantwortlich machen.
Infraschall
Andere Erklärungsversuche gehen von der Entstehung von Infraschall durch Stürme bei hohem Wellengang aus. Dieser löse bei Menschen und Tieren Angstreaktionen aus, ohne dass die Ursache erkannt wird. Das erkläre Panik und nicht rational begründbare Reaktionen von Schiffsbesatzungen. Infraschall breite sich auch ungehindert über große Entfernungen aus, so dass damit auch Havarien in Regionen mit gutem Wetter erklärbar wären. Weder die Entstehung von Infraschall in nennenswerter Stärke, noch dessen Wirkung in der beschriebenen Weise lässt sich belegen, ebenso gibt es keine ungehinderte Ausbreitung über große Entfernungen.
Fehlinterpretationen
Bei einigen mysteriösen Begebenheiten im Bermudadreieck kann man auch davon ausgehen, dass Funksprüche oder Aussagen falsch interpretiert wurden. Hierfür kann man mit Sicherheit ebenfalls den Vorfall Flug 19 nennen, da man die Funksprüche auch anders interpretieren kann. Setzt man die Funksprüche in eine andere Reihenfolge, ergibt sich ein anderes Bild des Vorfalls.
Jemand aus der Staffel fragte Captain Edward Powers, den Piloten von Flug 19 mit der zweitgrößten Erfahrung, was sein Kompass anzeige. Powers antwortete daraufhin:
„Ich weiß nicht, wo wir sind, wir müssen nach dem letzten Schwenk abgekommen sein.“
Lieutenant Cox schaltete sich in den Funkverkehr ein und fragte:
„Was ist bei Ihnen los?“
Die Antwort von Lieutenant Taylor:
„Meine Kompasse sind beide defekt. Ich versuche Fort Lauderdale zu finden. Bin sicher, dass ich über den Keys bin, aber ich weiß nicht, auf welcher Höhe.“
In dieser Reihenfolge würden die Funksprüche bedeuten, dass Flug 19 einen falschen Schwenk gemacht hat und dadurch vom Kurs abkam. Die Flugzeuge befänden sich dann über Great Sale Cay auf den Bahamas. Da aber Lieutenant Taylor dort nie geflogen war, täuschte ihn die Ähnlichkeit der dortigen Umgebung mit den Florida Keys, und er ließ sich dadurch in die Irre leiten. Daraus resultierte, dass er nicht mit Bestimmtheit wusste, ob er sich westlich im Golf von Mexiko oder östlich über dem Atlantik befand. Die Kompasse waren defekt oder er glaubte dies zumindest, wodurch eine genaue Positionsbestimmung erschwert wurde. Die hereinbrechende Dunkelheit tat ein Übriges.
Fehlende Wrackteile
Durch die schnelle Strömung des Golfstroms ist es durchaus möglich, dass Wrackteile innerhalb sehr kurzer Zeit weit abgetrieben werden. Später können diese dann auf den Meeresgrund gesunken und von Treibsand bedeckt worden sein.
Schwierige Navigation über offenem Meer
In den Kriegszeiten waren die Piloten bei weitem nicht so gut ausgebildet wie heute. Es waren junge Männer, denen theoretische Grundlagen wie der Kompassdrehfehler und andere nicht geläufig waren. Auch die Ausbilder waren nicht sonderlich erfahren – sie waren 25, maximal 30 Jahre alt und mehr oder weniger im Schnellverfahren zu Fluglehrern gemacht worden.
Nun kommt ein weiteres Phänomen hinzu: Bei starken Cumuluswolken bilden sich deren Schatten scharf auf der Wasseroberfläche ab, so dass es gerade in den seinerzeit üblichen Flughöhen von 3.000 Metern nur schwer möglich ist, zwischen Wolkenschatten und Inseln zu unterscheiden. Die Sichtnavigation – über Wasser sowieso schon schwierig genug – wird also noch komplexer. Wenn nun ein unerfahrener Pilot mit einer unzureichenden Anzahl von Flugstunden in Stress gerät, weil ihn der – möglicherweise aus oben genannten Gründen falsch anzeigende – Kompass irritiert, kann man sich den Rest denken: Die Maschine fliegt aus dem Bereich der UKW-Flugfunkgeräte und Navigationssender heraus, der Treibstoff ist bald aufgebraucht, die Motoren bleiben stehen, und es erfolgt eine meist problemlose Notwasserung. Die Maschinen dümpeln noch eine Weile auf dem Wasser, bis sie volllaufen und, da unbeschädigt, spurlos untergehen. Die wenigen Wrackteile werden durch den starken Golfstrom schnell aus dem Suchgebiet getrieben.