Gläserrücken
27.01.2007 um 13:27
Wir Menschen haben die Sehnsucht, das Leben und die Welt erklären zu können. Dabei machenwir die Erfahrung, dass wir nicht alles naturwissenschaftlich deuten können. ZumOkkultismus führen meistens Neugier, Unterhaltung, Gruppendruck, Suche nach Annerkennung,Trost, Geborgenheit, Medienanreiz, Provokation, Interesse an Außergewöhnlichen. Geht mandavon aus, dass es sich bei okkulten Phänomenen nicht von vornherein um Betrug, Zufalloder Erfindung handelt, dann bieten sich zwei gegensätzliche Erklärungsmuster an: Diesogenannte animistische Annahme (von lat. Anima: Seele, Geist). Sie besagt imWesentlichen, dass auch bei okkulten Phänomenen alles auf natürliche Weise zugeht underklärt werden kann. Dabei spielen physikalische und seelische Kräfte eine Rolle. JedeBewegungsvorstellung setzt sich in Bewegung um (Carpenter-Effekt). So fahren z.B. Kinderbeim Erlernen des Radfahrens oft auf den Randstein, was sie mit großer Anstrenungvermeiden wollten. Seelische Spannungen (Gefühle, Erwartungshaltungen, usw.), aber auchdie Atmosphäre in einer Gruppe, können sich in Bewegungen ausdrücken. DieErwartungshaltung, die Ungeduld drängen auf einen Effekt.
Phänomene wieHypnose, Trance, Hellsehen, Telepathie, Präkognition, Psychokinese u. a. sindwissenschaftlich gut belegt und kaum mehr zu bestreiten. Auch wissen wir heute sehrvieles über die unbewussten Kräfte der menschlichen Seele, die uns normalerweise nichtzugänglich sind. Handelt es sich um noch unbekannte Kräfte unserer Seele oder desUnbewussten, so spricht man abgekürzt von Psi-Kräften (griech. Psyche = Seele).
Pendeln, Gläser- und Tischrücken haben also ganz natürliche Ursachen, die alle imMenschen selber liegen und von hier aus erklärt werden können.
Die sogenanntespiritistische Annahme (von lat. Spiritus: Geist)
Diese Annahme setzt ein religiösesWeltbild voraus.
Demnach gibt es ein Diesseits und ein Jenseits. Im Jenseits lebendie Toten, aber auch die Geister, Engel und Dämonen, die auf das Diesseits und jedeneinzelnen von uns Einfluss nehmen können. So können sich z. B. gute oder böse Geister beiuns melden, in dem sie besonders begabte Personen aussuchen - sogenannte Medien -, denensie eine Botschaft sagen oder auch aufschreiben (lassen).
Doch auch die Menschenkönnen demnach von sich aus Kontakt mit dem Jenseits und der Geisterwelt aufnehmen. Dazudienen eben die okkulten Praktiken. So kann man beim Gläser- oder Tischrücken bestimmteGeister anrugen, ihnen Fragen stellen und sich dann eine Antwort sagen oder aufschreibenlassen. Bei allen okkulten Praktiken hätten wir es demnach mit dem Versuch zu tun,Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen; alle Botschaften, die wir empfangen, hätten nichtsmit unseren Kräften zu tun, sondern wären Geisterbotschaften, Einwirkungen jenseitigerWesenheiten auf unser Diesseits. Werden okkulte Phänomene mit Hilfe von "Geistern"erklärt, dann bedeutet dies für die Beteiligten auch eine Entlastung: Man muss dann nichtzugeben, dass das Böse auch in einem selber liegen kann.
Rosemarie Bouldier
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Quelle: JAHRESRINGE - Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart.