Dämonen und Geister
09.10.2005 um 17:25
Der Dämon [ˈdɛːmɔn] (Pl.: Dämonen [dɛˈmoːnən]; von griech.: δαίμονας démonas = das [übernatürliche] Wesen, biblisch (Evangelium nach Matthäus) "der unreine Geist", aber auch sächlich δαιμόνιο demónio = das Genie.
Nach christlicher Lehre sind die Dämonen, oder auch unreine Geister genannt, einst Engel gewesen, die Gott dienten. Der erstgeschaffene Engelfürst namens Satan lehnte sich gegen Gott auf, da er seine Freiheit dazu nutzen wollte, selbst Gott zu sein. Gott sollte gestürzt werden, damit Satan sich selbst auf den Thron setzen konnte und über die Schöpfung herrschen konnte. Satan nahm seine Anhänger (niedere Engel) für diesen Plan zur Hilfe. Gott war jedoch stärker und verbannte Satan mit seinen Anhängern auf die grobstoffliche Erde. Seit dieser Zeit würden alle Menschen auf der Welt von diesen Dämonen unsichtbar, aber nicht "unwirkbar" verführt und bedrängt; siehe auch Besessenheit, Exorzismus.
Ursprünglich aber stammt das Wort vom griechischen Daimon ab und heißt wörtlich übersetzt "Schutzgeist" oder "Schutzengel". Das Wort Daimon wiederum leitet sich vom griechischen Daimonion ab, das "Schicksal" oder "Gewissen", das den Menschen jederzeit unsichtbar begleitet. Erst im Laufe des Mittelalters wurde das Wort Dämon, bzw. das damit verbundene Wesen ins negative gestellt.
Die alten Ägypter nahmen eine ungeheure Zahl Dämonen auf der Erde, in der Luft, im Wasser an. Die Chaldäer kannten neben ihren mit dem Sterndienst zusammenhängenden himmlischen Geistern auch solche, deren Aufenthalt und Wirksamkeit an bestimmte Gegenden gebunden war, und noch tiefer unten die verfinsterten Geister, die auf und in der Erde und in ihrer Atmosphäre wohnten, wie die Feuer-, Licht-, Feldgeister etc.
In ein System gebracht finden wir die Dämonenlehre bei den Persern, welche dem Ormuzd außer den sieben Amschaspands (s. d.) viele gute Genien, dem Ahriman außer den sieben Dews noch zahllose böse Geister unterordneten.
Im antiken Griechenland wurden Dämonen zuerst in allen sich äußernden Naturphänomenen gesehen (übernatürliches Wesen), z.B. Blätterrauschen im Wind, Zikadenzirpen usw., später nur noch als Wirkkraft in ungeklärten Vorgängen oder Prozessen. z.B. Gärung von Milch oder Alkohol, Verdunstung, Verwesung, Verwitterung, Alterung, etc. Im alten Orient galten Dämonen als Teil der Weltordnung, indem ihnen der Ursprung von Krankheit und auch Tod zugesprochen wurde. Der griechische Epenschreiber Hesiod (etwa 700 v.Chr.) beschreibt in seinem Hauptwerk Theogonie den Glauben an ganze Scharen und verschiedene Klassen von Dämonen als Zwischenwesen zwischen den Göttern und den Menschen. Sie umschweben den Menschen als quasi unsichtbare Wächter über Recht und Unrecht und spenden auch Reichtum. Außerdem wirken sie in der irdischen Sphäre als Natur- und Elementargeister entweder als Wohltäter oder als Verderber. Eine größere Rolle spielt die Dämonologie auch in der neuplatonischen Philosophie (ab etwa 300 nach Chr.), welche den ganzen Polytheismus der Griechen in ihr System mit aufnahm in Gestalt des Glaubens an Dämonen, die als Untergötter der Natur und allen Lebensbeziehungen vorstehen und die als weltschöpferische Mittelwesen zwischen den hilfsbedürftigen Menschen und der Gottheit vermitteln sollten. Die Philosophen haben diesen Glauben mit vielen einzelnen Beziehungen auf das Natur- und das menschliche Seelenleben (auch mit Übertragung auf die geheimnisvolle Geisterwelt der Verstorbenen) immer weiter ausgebildet. Besonders in zwei Richtungen trat derselbe hervor:
Einmal waren die Dämonen als dienende Kräfte und begleitende Umgebung der einzelnen Kultusgötter gedacht (in welcher Anwendung sie häufig individuellere Gestalt und Namen annehmen).
Andererseits waren nach Ansicht der damaligen Dämonologie die Dämonen als den einzelnen Menschen (oder auch Völkern) zugesellte Geisterwesen, welche dieselben von der Geburt an auf allen ihren Lebenswegen begleiten. Die Einwirkung dieser Dämonen äußerte sich mal zum Schutz und Heil, aber auch zum Schaden der Menschen. Daher nahm man später auch zwei Dämonen für jeden einzelnen an: einen guten und einen bösen. Der allgemeine Glaube war aber auch, dass von dem Dämon jedes einzelnen Gutes oder Böses kommen würde, dass der Dämon des einen mächtig oder wohlwollend, der des andern schwach oder übelwollend sei.
Sokrates spricht in diesem Glauben von seinem "Dämonion" als von einem guten Geist, welcher ihn von den ersten Jahren seines Lebens an begleitet und stets von Unrechtem abgehalten habe.
Zunächst lebten zu Beginn des Christentums auch die alten heidnischen Götter als Dämonen noch lange fort. Man glaubte auch in Anlehnung an altjüdische Vorstellungen (so beschrieben bei Lactantius) an zahlreiche auf das Menschengeschlecht vehement einwirkende, allerdings auch durch Menschen zu bannende Mittelmächte, die man sich als gefallene Engel oder als Giganten (Söhne der Engel und der Töchter der Menschen) vorstellte und dachte. Alle diese Geister galten für überaus böse und dem Reich Gottes sowie den Menschen feindlich gesinnt. Man hielt sie gar für die eigentlichen Urheber des Unheils in der Natur und glaubte, sie würden Erdbeben, Seuchen etc. hervorbringen. Die Dämonen galten letztendlich als die Urheber des gesamten Heidentums, wozu sie die Menschen verführt hätten, um sie in ihrer Gewalt zu behalten.
Der Zoroastrismus entfaltet einen eigenständigen Dämonenglauben etwa in Form der Dämonin Drug (Lüge), der Leichenhexe Nasu oder der Zornesgestalt Aesma Daeva Asmodeus. Während noch Plato Dämonen als Mittlergestalten zwischen Göttern und Menschen begreift, verstärkt sich mit dem antiken Judentum und Christentum die rein negative Einschätzung der Dämonen.
In den alten Schriften der Hebräer spielt die Dämonologie eine ganz untergeordnete Rolle; nurwenige Eindringlinge aus den eben besprochenen Religionen machen sich bemerklich. Mit voller Macht dagegen drang der Glaube an die Dämonen in das jüdische Bewußtsein ein seit der Berührung mit dem Parsismus während der jüdischen Exile. Die Geister wurden nun in gute und böse (Teufel) unterschieden, beide wieder in Klassen geteilt, mit Namen belegt und mit Ämtern betraut, insbesondere als Schutzengel für Städte und Länder bezeichnet. Auf die Einwirkung der bösen Dämonen führte man jede Krankheit, insonderheit Tobsucht, Epilepsie, plötzliches Stumm- oder Taubwerden, auch alle Arten von Geistesgestörtheit zurück. Dies waren die "Besessenen" oder "unsauberen Geister" des Neuen Testaments. Eine noch vollständigere Ausbildung und eine erschöpfende, mit fast naturgeschichtlicher Genauigkeit verfahrende Terminologie erhielt die Dämonologie im Gnostizismus, Rabbinismus und Kabbalismus, so dass es zuletzt keinen Teil der Natur und der Verhältnisse des mehr Lebens gab, über die man nicht Geister gesetzt hätte.
Etwas anders entwickelte sich die Dämonenglaube bei den Römern, welche nicht nur die griechischen Ideen, sondern auch orientalische Vorstellungen (durch Vermittelung Etruriens) aufnahmen und weiterbildeten. Hier erscheinen die Dämonen als sogenannte Genien. Mit diesen Vorstellungen geht dann der Dämonenglaube der Christen der ersten Jahrhunderte parallel.
In der indischen Mythologie haben die Dämonen (Asuras) einen festen Platz. Im Hinduismus sind sie die Gegenspieler der Götter (Devas). Nach alter indischer Vorstellung waren die Dämonen einstmals Götter. Als die Asuras geschaffen wurden, gab man ihnen als Gabe die Wahrheit und die Lüge mit, wobei sie später die Wahrheit ablegten und dämonisiert wurden. Es gibt verschiedene Dämonengruppen, die Daityas, die Maruts oder die Rakshasas, die oft als Tiere, z.B. Geier, Hunde oder Tiger oder als besonders hässliche Menschen dargestellt werden.
Der Islam sieht die Dschinnen als dämonische aus dem Feuer geschaffene Wesen an, die neben Engeln, Teufeln und Menschen eine eigene Bedeutung haben. Sie können mit Menschen verkehren; böse Dschinnen gelten als Teufel (sayatin). Salomo machte sie sich lt. Koran 34, 12–14 als erster dienstbar. Häufig erscheinen sie als kriechendes Getier, schwarze Hunde und Windhosen. Dschinnen werden auch positiv gewertet. So zeigte sich Mohammed zunächst besorgt über den Vorwurf, nur von einem Dschinn besessen zu sein.
Quelle:Wikipedia
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