@TunFaire TunFaire schrieb:Da würd mich bei Geistern dann doch interessieren was Sie veranlasst hat nur oder überwiegend Nachts zu agieren
Na ja, dass Geister angeblich „nur in der Nacht“ gesehen werden, ist wohl eher ein Klischee, wenn auch ein altes: Schon in einem mittelalterlichen Traktat antwortet ein Geist auf die Frage, warum er nur nachts erscheine, mit den Worten: „So lange ich nicht zu Gott gehen kann, bleibe ich in der Nacht.“ (Die Nacht und die Dunkelheit als Bereich der Gottesferne)
Man hat gelegentlich auch versucht zu erklären, warum Geister angeblich nur nachts erscheinen: Die Protestanten zum Beispiel lehnten die katholische Idee eines „Fegefeuers“, aus dem gelegentlich Seelen aufsteigen konnten, um als Geister zu erscheinen ab. Für Protestanten gab es kein Fegefeuer, sondern nur Himmel und Hölle – und aus beiden konnte oder wollte eine Seele nicht heraus. Geistererscheinungen konnten aus protestantischer Sicht deshalb nur „Teufelsgespenster“, also vom Teufel erzeugte Halluzinationen, sein. Und da die Nacht und die Dunkelheit das Reich des Teufels waren, erschienen solche Geister eben nur nachts.
Andere, wie der neuplatonische Philosoph Henry More (1614-1687), vermuteten, dass Geister sichtbar werden, indem sie sich durch ihre „Imagination“ (wohlgemerkt: die „Imagination“ des erscheinenden Geistes, nicht die des Geistersehenden!) einen Körper aus Luft formen; und das gehe eben mit der kalten und feuchten Nachtluft besser als mit der warmen und trockenen Tagesluft, die sich im Sonnenlicht auflöst.
Wenn wir jetzt aber vom Klischee weggehen und uns die tatsächlichen Erscheinungen verstorbener oder nicht-anwesender Personen ansehen, zeigt sich, dass solche Erscheinungen bei Tag oder guter Beleuchtung ebenso gesehen werden, wie nachts oder in der Dunkelheit: Der isländische Parapsychologie Erlendur Haraldsson zum Beispiel hat eine repräsentative Umfrage unter 902 Isländern über deren paranormale Erfahrungen gemacht. 31 Prozent davon berichteten über Erfahrungen, die sie subjektiv als Begegnung mit Verstorbenen empfanden. Immerhin 52 Prozent dieser Erscheinungen sind bei Tageslicht (36 Prozent) oder vollem elektrischen Licht erlebt worden, 22 Prozent im Zwielicht und nur zehn Prozent in der Dunkelheit. In gut der Hälfte der Fälle (49 Prozent) war der Perzipient während des Erlebnisses aktiv tätig. In 22 Prozent ruhte der Perzipient, in sieben Prozent war er am Einschlafen, in 16 Prozent beim Aufwachen. Bei fünf Prozent der Erlebnisse war sich der Perzipient nicht sicher, ob er schlafend oder wachend war.