Schatten im Augenwinkel
31.05.2005 um 19:58
Der Begriff "Schizophrenie" wurde 1911 von dem Psychiater Eugen Bleuler geprägt. Damit wurde ein grundlegender Wandel im Verständnis der Störung ausgelöst, denn bis dahin wurde der Begriff Dementia praecox (also vorzeitige Demenz) von Emil Kraepelin verwendet. Der in dieser Bezeichnung aufscheinende Aspekt der Vorzeitigkeit verweist auf die früher übliche Annahme, dass Schizophrenie sich normalerweise bereits in der Jugend entwickele und dass es sich um eine unaufhaltsam das Gehirn zerstörende Erkrankung handeln müsse. Diese Auffassung ist inzwischen widerlegt. Das Alter bei Krankheitsbeginn ist jedoch insoweit von Bedeutung, als die Schwere der Erkrankung zunimmt, je jünger die Patienten bei Krankheitsbeginn sind. Als Ursache für diesen Zusammenhang gilt, dass bei jungen Patienten sowohl die Gehirnstrukturen als auch der eigene soziale Status weniger gefestigt und stabil sind als bei Älteren und daher die Krankheit gewissermaßen "leichteres Spiel" habe.
Schizophrenie kommt vom Griechischen schizein = spalten und phren = eigentlich Zwerchfell (für die Griechen Sitz der Seele), d.h. Schizophrenie bezeichnet eine Spaltung der psychischen Funktionen, eine mangelnde Einheit, eine Zersplitterung und Aufspaltung des Denkens, Fühlens und Wollens und des subjektiven Gefühls der Persönlichkeit, oft begleitet von inadäquater oder verflachter Affektivität (Gefühlslage). Nicht zur Schizophrenie gehört die oft in Filmen und Büchern dargestellte "multiple Persönlichkeitsstörung", bei der in einer Person je nach Situation unterschiedliche Persönlichkeiten, wie z.B. in der Geschichte von Dr. Jekyll und Mister Hyde, vorliegen. Die Diagnose der "multiplen Persönlichkeit" ist in der neuen Literatur sehr umstritten, es wird diskutiert, ob es diese Form der Erkrankung so überhaupt gibt, einige Fallschilderungen haben sich nachträglich als Fälschung herausgestellt.
Für den Laien wird eine schizophrene Psychose zumeist an der Wahnsymptomatik erkennbar: Ein Betroffener glaubt beispielsweise, von Außerirdischen beobachtet zu werden (Verfolgungswahn), dass seine Gedanken von anderen gehört werden können oder dass er aufgrund früherer Sünden schuld an Naturkatastrophen sei.
Eine Schizophrenie führt also zu Störungen und Veränderungen des Denkens, Fühlens, Handelns und des Ich-Erlebens. Vorher vertraute Dinge und Personen werden unheimlich. Diese Veränderungen sind meist sehr Angst einflößend für den Betroffenen. Er zieht sich in der Folge aus Misstrauen mehr und mehr von anderen Menschen zurück.
Problematisch bei einer Schizophrenie kann eine fehlende oder gering ausgeprägte Krankheitseinsicht sein. Sofern bei einer akuten schizophrenen Psychose Eigen- oder Fremdgefährdung hinzukommt, kann eine zwangsweise Behandlung, also meist die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung angeordnet werden, bis eine Besserung der Symptomatik erreicht ist. Eine solche Maßnahme erfolgt in Deutschland nach den Psychisch-Kranken- oder Unterbringungsgesetzen der jeweiligen Bundesländer.
Symptome
Charakteristisch sind Halluzinationen, Denkstörungen und wahnhaftes Denken. Häufig sind dabei akustische Halluzinationen: ca. 80% der an einer schizophrenen Psychose Erkrankten hören Stimmen. Befehlende (imperative) sind dabei selten und kein eindeutiges Kriterium der Schizophrenie. Ein entscheidendes Kriterium für die Diagnose einer Schizophrenie ist auch das wahnhafte Denken. Ein Wahn bedeutet eine unerschütterliche Überzeugung, die auch durch Fakten nicht zu widerlegen ist; für den Kranken besteht eine "Wahngewissheit", etwa verfolgt, beobachtet oder abgehört zu werden. Die vorgenannten Symptome werden auch als "Plussymptomatik" bezeichnet.
Im Gegensatz dazu stehen die so genannten "Minussymptome", wie etwa sozialer Rückzug, emotionale Verarmung oder Verflachung, Antriebsverlust, Willensschwäche (Apathie), mangelnde Körperpflege, psychomotorische Verlangsamung. Viele Betroffene leiden zudem in der akuten Phase einer Schizophrenie unter Schlafstörungen. Nach Abklingen einer akuten schizophrenen Episode tritt teilweise eine depressive Phase als Nachschwankung auf.
Wichtig ist eine sorgfältige Diagnose, da schizophrenieähnliche Symptome auch durch Epilepsie oder andere Erkrankungen des Gehirns und durch den Konsum oder den Entzug von Drogen hervorgerufen werden können. Als problematisch gilt, dass zwischen dem tatsächlichen Ausbruch der Krankheit und ihrer Diagnose oft eine erhebliche Zeitspanne liegt. Einer im Frühjahr 2004 vorgelegten DFG-Studie des Heidelberger Prof. Heinz Häfner zufolge erfolgt die erste Behandlung durchschnittlich zwei Monate nach dem Höhepunkt der ersten Psychose. Bis zu diesem Ereignis haben die Patienten jedoch häufig bereits eine erhebliche Leidensgeschichte durchlitten, die ohne weiteres bereits fünf Jahre andauern kann. Zur Diagnostik der Schizophrenie wurden verschiedene Systeme entwickelt.
Bleuler definierte folgende Symptome der Schizophrenie:
* Primärsymptome oder Grundsymptome
o Denken (Zerfahrenheit, Sperrung, gemachte Gedanken, Begriffszerfall)
o Affektivität (inadäquater Affekt, Parathymie, gehobene oder depressive Stimmung, Angst)
o Ambivalenz
o Autismus
* Akzessorische Symptome
o Wahn
o Halluzination
o Katatone Symptome
Kurt Schneider definierte folgende Symptome der Schizophrenie :
* Symptome ersten Ranges (Erstrangsymptome):
o Dialogische Stimmen
o Kommentierende Stimmen
o Leibliche Beeinflussungserlebnisse
o Gedankeneingebung
o Gedankenentzug
o Gedankenausbreitung
o Gefühl des Gemachten
o Wahnwahrnehmung
* Symptome zweiten Ranges
o Sonstige akustische Halluzinationen
o Halluzinationen auf anderen Sinnesgebieten
o Wahneinfälle
o Ratlosigkeit
o Depressive und frohe Verstimmung
o Erlebte Gefühlsverarmung
Heute folgt die Klassifikation von Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises der ICD-10.
Entstehung und Verlauf
Schizophrenie bei Erwachsenen
Schizophrenien können sowohl schubweise als auch chronisch verlaufen, wobei die schubweise Verlaufsform häufiger ist. Ein Schub, also eine akute Krankheitsphase, kann mehrere Wochen oder viele Monate dauern. Danach klingt die Krankheit wieder ab, bis möglicherweise ein neuer Schub erfolgt.
Zwischen den einzelnen Schüben kann es zu einer vollständigen Remission (Zurückbildung) der Symptome kommen, es können aber auch Residualsymptome (Restsymptome) bleiben. Solche Restsymptome sind zum Beispiel soziale Isolation, Beeinträchtigung der persönlichen Hygiene, auffallende Sprachmuster, Depressivität oder Antriebsmangel. Bei manchen Verläufen bleiben die Residualsymptome stabil, bei anderen Betroffenen werden sie nach jedem Schub stärker.
Der erste Krankheitsschub beginnt typischerweise zwischen Pubertät und dreißigstem Lebensjahr. Bei Frauen beginnt die erste schizophrene Episode in der Regel etwas später als bei Männern; so genannte Spätschizophrenien (erster Schub nach dem 40. Lebensjahr) treten hauptsächlich bei Frauen auf. Als Grund für diesen geschlechtsspezifischen Unterschied gilt eine die Erkrankung eindämmende Wirkung des weiblichen Hormons Östrogen.
Besonders problematisch sind oft schleichend beginnende Fälle, die häufig zu einem chronische Verlauf der Krankheit führen, bei welchem auch nach Abklingen einer akuten Episode die oben beschriebenen, starken Residualsymptome bleiben.
Gravierend ist auch die Suizidgefahr: ca. 10-15% aller Erkrankten sterben durch Selbsttötung; dies betrifft am häufigsten jüngere männliche Erkrankte.
Schizophrenie bei Kindern
In extrem seltenen Fällen können bei Kindern Formen von schizophrenen Psychosen etwa ab dem achten Lebensjahr auftreten. Die wichtigsten Symptome dabei sind Sprachzerfall, Kontaktverlust und affektive Störungen. Schizophrenien bei Kindern vor dem Schulalter sind nicht diagnostizierbar, da die Symptome der Beeinträchtigung des Denkens, Sprechens, der Wahrnehmung und Gefühlswelt voraussetzen, dass diese Fähigkeiten hinreichend entwickelt sind. Von der kindlichen Schizophrenie, die als plötzlicher Knick in einer bis dahin normalen Entwicklung verstanden werden muss, muss man den kindlichen Autismus unterscheiden. Dieser zeigt sich bereits ab Geburt oder Krabbelalter.
Schizophrenien im Alter
Bei bereits an Schizophrenie Erkrankten klingen die Symptome in der Regel mit fortschreitendem Alter in gewissem Maße ab; akute Krankheitsepisoden werden seltener. Ersterkrankungen kommen im höheren Alter kaum noch vor.
Häufigkeit und Ursachen
Das so genannte Lifetime-Risiko, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken, beträgt 1 Prozent, das heißt, statistisch gesehen durchlebt jeder Hundertste mindestens einmal im Leben eine schizophrene Episode. Schizophrenie ist also eine durchaus weitverbreitete Krankheit. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass die Prävalenzraten (Anzahl der Erkrankten) und die Inzidenzraten (Anzahl der Neurerkrankungen) differieren. Die Inzidenzraten liegen unter denen der Prävalenz bei etwa einer Person von 10.000, wie aus einer WHO-Multicenterstudie (Jablenski, 1995) hervorgeht. Das geringe Wissen, das über Schizophrenie in der Öffentlichkeit besteht (und Ursache für viele Vorurteile ist), ist wohl auf die Stigmatisierung dieser Krankheit zurückzuführen, die auf mittelalterliche Vorstellungen von Besessenheit und vermeintlicher göttlicher Bestrafung eines Sünders durch Krankheit zurückgehen könnte.
Männer und Frauen erkranken in etwa gleich häufig. Schizophrenien kommen in allen Kulturen der Welt mit gleicher Häufigkeit vor, aber das jeweilige Erscheinungsbild wechselt mit den soziokulturellen Gegebenheiten. Eine eindeutige Ursache für Schizophrenie ist bis heute nicht bekannt. Man geht derzeit von einem multifaktoriellen Modell aus, bei dem weder genetisch-biologische noch psychosoziale Ursachen allein eine Schizophrenie auslösen, sondern viele Faktoren zusammen für den Ausbruch dieser Erkrankung verantwortlich sind.
Biologische Faktoren
Die Zwillingsforschung hat eine genetische Komponente der Schizophrenie belegt: je näher die Verwandtschaft mit einem Schizophreniekranken, desto wahrscheinlicher wird auch eine eigene Erkrankung. Bei einem schizophreniekranken Elternteil beträgt sie 5-10%, bei kranken Geschwistern 8-10%, bei eineiigen Zwillingen 20-75%. (Wäre die Schizophrenie jedoch eine rein genetisch verursachte Krankheit, müsste sie bei eineiigen Zwillingen 100% betragen). So könnte man sich die beobachtete erhöhte Konkordanz bei eineiigen im Vergleich zu zweieiigen Zwillingen bzw. zu genetisch nichtidentischen Geschwistern auch durch die erleichterte Übertragung intrauteriner Infektionen von der Mutter auf einen bzw. auf beide Feten einer Zwillingsschwangerschaft erklären.
Es gibt auch Hinweise auf einen Zusammenhang von Schizophrenie mit frühkindlichen Hirnschädigungen, etwa durch Geburtskomplikationen. An Schizophrenie erkrankte Menschen weisen eine höhere Quote an Geburtskomplikationen ihrer eigenen Geburt auf als andere Personen. Weiterhin gibt es einige Befunde, die vermuten lassen, dass frühkindliche Infektionen eine Rolle spielen. Die Häufung schizophrener Erkrankungen bei Menschen, welche in Großstädten sowie in den ersten drei Monaten des Jahres geboren wurden, stützt diese Hypothese. Zu den Infektionen, die im Verdacht stehen, das Ausbrechen schizophrener Psychosen zu begünstigen, gehören einerseits bestimmte Viren (Herpes Simplex Typ II, Influenza und Borna Viren, siehe Borna Virus), andererseits stehen auch Protozoen wie Toxoplasma gondii und bestimmte Borellien unter Verdacht. Da diese Befunde jedoch überwiegend auf dem Nachweis einer Häufung des Auftretens von Antikörpern gegen diese Erreger im Blutserum schizophrener Patienten beruhen, sind sie aufgrund methodischer Unsicherheiten heftig umstritten.
In bestimmten Untersuchungen des Gehirns von schizophrenen Patienten kann man Anomalien feststellen, teilweise auch schon zu Beginn der Erkrankung. Dabei zeigt sich eine statistisch signifikante Häufung dieser Anomalien in Struktur und Funktionsuntersuchungen bei schizophrenen Patienten gegenüber nicht-schizophrenen Personen.So weisen manche Schizophrenie Patienten leicht erweiterte Hirnventrikel auf. In der feingeweblichen Untersuchung von Hirngewebe verstorbener schizophrener Patienten ist teilweise ein Mangel an Nervenfasern und Nervenverbindungen im Bereich der Amygdala, des Hippocampus und anderen limbischen Strukturen, Temporallappen und frontalen Hirnregionen nachzuweisen, wie auch andere Auffälligkeiten der Mikrostruktur. Dennoch sind diese Befunde nicht spezifisch für die Schizophrenie, sie finden sich auch nicht bei allen schizophrenen Patienten. Bei einer Positronen-Emissionstomografie ist bei schizophrenen Patienten oft eine verminderte Aktivität des Frontalhirns zu erkennen. Dies nennt man Hypofrontalität. Bislang wurde jedoch nicht eindeutig geklärt, ob es sich bei der beschriebenen Veränderung tatsächlich um eine verminderte Aktivität des frontalen Cortex handelt, oder nur um eine verminderte Aktivierbarkeit aufgrund einer durch die Krankheit erhöhten Basisaktivität.
Während einer schizophrenen Psychose kommt es auch zu biochemischen Veränderungen im Gehirn. Dabei spielt der Neurotransmitter Dopamin eine große Rolle, der während einer akuten Psychose überaktiv ist und dadurch zu einer zentralnervösen Übererregbarkeit führt. In diesem Transmittersystem wirken auch die Medikamente welche die schizophrenen Symptome günstig beeinflussen oder beseitigen können, die so genannten Neuroleptika.
Alle diese Befunden lassen vermuten, dass die neurobiologischen Grundlagen der Schizophrenie nicht auf einen bestimmten Punkt im Gehirn festzulegen sind. Möglicherweise kommt es aufgrund einer Reihe biologischer Faktoren, wie genetische Faktoren, Sauerstoffmangel bei der Geburt, eventuell frühkindliche Infektionen zu einer Entwicklungsstörung des Gehirns welche sich in einer veränderten Vernetzung von Nervenzellen in der Ultrastruktur des Hirns äußert. Diese und möglichererweise noch andere Ursachen führen zu einer Vulnerabilität (Verletztlichkeit) der noch nicht erkrankten Person. Allerdings können bereits bestimmte neuropsychologisch nachweisbare Symptome, so genannte Basissymptome, vorhanden sein. Bis zur völligen Ausreifung des Gehirns können die Vulnerabilität und die dadurch eventuell bedingten geringen Basissymptome kompensiert werden. In der Adoleszenz oder später kann es dann, bei hinzukommenden psychosozialen Belastungen, oder bei starker Vulnerabilität auch spontan ohne diese, zum Ausbruch der schizophrenen Psychose kommen. Man nennt dies das Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Letztendlich kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, daß es sich bei dem überwiegend phänomenologisch definierten Krankheitsbild der Schizophrenie nur um die gemeinsame Endstrecke verschiedener, funktionell völlig unabhängiger Pfade der Krankheitsentstehung handelt. Für eine solche Sichtweise spricht unter anderem das auftreten schizophrenieartiger psychotischer Symptome bei einer Reihe von organischen Erkrankungen wie z.B. bei der Epilepsie und im Verlauf von HIV Infektionen.
Psychosoziale Faktoren
Auffallend ist, dass akute Schübe häufig in besonders belastenden und veränderungsträchtigen Lebenssituationen auftreten, etwa Auszug aus dem Elternhaus, Heirat, Arbeitsplatzwechsel, Renteneintritt und so weiter.
Die frühere Annahme eines schizophrenieauslösenden Familienmilieus (insbesondere der "schizophrenogenen Mutter") gilt heute als überholt; allerdings hat das in der Familie herrschende Klima ("expressed emotion-Theorie") einen großen Einfluss auf den Verlauf und die Prognose der Erkrankung.
Lange Zeit war auch die Double-Bind-Theorie als Erklärungsmuster populär; dabei handelt es sich um widersprüchliche bis paradoxe Kommunikationsmuster, von denen man annahm, dass sie Einfluss auf die Entstehung einer Schizophrenie haben könnten. Auch dies hat sich als nicht haltbar erwiesen.
Ich-Entwicklungsdefizite oder gravierende Vernachlässigung in den ersten Lebensjahren können dagegen Faktoren sein, die zu einer größeren Vulnerabilität, also Krankheitsanfälligkeit führen. Dem derzeit aktuellen Vulnerabilitäts-Stress-Konzept (nach Zubin, Ciompi) zufolge sind es also bestimmte Belastungssituationen, die in Zusammenwirken mit anderen ungünstigen Faktoren bei Menschen mit einer angeborenen "Anfälligkeit" für psychische Erkrankungen zum Ausbruch einer schizophrenen Psychose führen können.
Behandlung
Bis heute sind schizophrene Störungen nicht im eigentlichen Sinne "heilbar". Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Behandlungsmöglichkeiten, die es den Betroffenen ermöglichen, ein weitgehend "normales" Leben zu führen.
In einer akuten Phase steht dabei häufig die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. In erster Linie werden dabei Neuroleptika eingesetzt, die spezifisch auf psychotische Symptome (also etwa die Halluzinationen) wirken. Sie wirken auf den Neurotransmitterstoffwechsel ein und können oft sehr schnell die Akut-Symptomatik mildern oder beseitigen. Neuroleptika haben aber teilweise gravierende Nebenwirkungen, wie Dyskinesien (Bewegungsstörungen), hauptsächlich im Gesichtsbereich und an den Extremitäten, parkinsonähnliche Symptome und Bewegungsunruhe. Neuroleptika führen nicht zu einer Gewöhnung oder Abhängigkeit. Schon seit langem sind einige Medikamente bekannt, welche trotz guter antipsychotischer Wirkung kaum Nebenwirkungen im Bereich der Bewegungssteuerung verursachen, obwohl diese Nebenwirkungen sonst an die antipsychotische Wirkung gekoppelt sind. Allerdings sind oft andere Nebenwirkungen dafür vorhanden. Man spricht von atypischen Neuroleptika. In den letzten Jahren hat man davon ausgehend weitere neue atypische Neuroleptika entwickelt mit möglichst guter antipsychotischer Wirkung bei möglichst geringen Nebenwirkungen. Diese modernen Neuroleptika stellen einen großen Fortschritt dar auch wenn auch hier noch Nebenwirkungen auftreten. Zusätzlich werden manchmal Antidepressiva oder angstlösende Medikamente (Tranquilizer) verschrieben. Die Minus-Symptomatik kann dagegen durch Neuroleptika nur unzureichend beeinflusst werden, so dass viele Betroffene Probleme im sozialen Umfeld oder im Beruf haben und deshalb oftmals ein sozialer Abstieg erfolgt.
Eine medikamentöse Therapie muss vor allem außerhalb der akuten Phase ergänzt werden: Hier sind einmal soziotherapeutische Maßnahmen erforderlich: Arbeitstherapie und Ergotherapie können helfen, eine Tagesstruktur zu etablieren, nachdem sich gezeigt hat, dass diese psychisch stabilisierend wirkt. Eventuell können diese Maßnahmen auch auf den Erhalt oder die Wiedererlangung eines Arbeitsplatzes abzielen, der seinerseits auch psychisch stabilisierend ist und andererseits der erheblichen Gefahr eines sozialen Abstieges entgegenwirken kann. Wichtig sind auch psychotherapeutische Maßnahmen, wobei häufig ein strukturiertes Vorgehen gewählt wird, eventuell mit verhaltenstherapeutischen Elementen. Gruppentherapie kann dazu beitragen, dass Betroffene wieder mehr Eigenverantwortung erlangen und die Erlebnisse während einer akuten Phase besser verarbeiten können. Nicht nur für den von einer Schizophrenie Betroffenen selbst, sondern auch für seine Angehörigen hat sich auch eine Familientherapie bewährt, da sich gezeigt hat, dass negative Einstellungen in der Umgebung eine zusätzliche Rückfallgefahr bedeuten.
Zum Verlauf unter ärztlicher Behandlung lässt sich vereinfachend sagen, dass sich bei ca. einem Drittel der Patienten unter medikamentöser Behandlung die Erkrankung komplett zurückbildet; bei einem weiteren Drittel kommt es zu Residualsymptomen (siehe oben) und zu erneuten akuten Schüben. Bei einem Drittel kommt es zu schweren chronischen Verläufen, bei denen erhebliche psychosoziale Einschränkungen bleiben und die Betroffenen dauerhaft psychosozial betreut werden müssen.
Unterkategorien
Die folgenden Unterkategorien der Schizophrenie bedeuten keine abschließende Aufzählung. Häufig kann eine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis keiner dieser Formen eindeutig zugeordnet werden; es gibt viele Mischformen und Überschneidungen. Die folgenden Formen beschreiben gleichsam symptomatische Schwerpunkte innerhalb der schizophrenen Psychosen und sind keine abschließende Definition.
Paranoide Schizophrenie
Das wesentliche Merkmal ist hierbei das Auftreten von paranoiden Wahnvorstellungen und ausgeprägte Halluzinationen. Im Vordergrund steht die Plussymptomatik; Minussymptome treten kaum auf. Sie ist die am häufigsten vorkommende Form der Schizophrenie.
Hebephrenie
Eine Hebephrenie ist eine im Jugendalter beginnende Form der schizophrenen Psychose. Hier stehen affektive Veränderungen, also Veränderungen der Stimmung der Person, Antriebsstörungen und Denkstörungen im Vordergrund. Die Betroffenen werden häufig als verflacht und emotional verarmt beschrieben. Oft kann man einen Entwicklungsknick beobachten: plötzlicher Leistungsabfall in der Schule, Abbruch sozialer Beziehungen, auffallende Antriebslosigkeit, Isolierung. Aufgrund dieser Symptome ist die Abgrenzung einer Hebephrenie von üblichen, nicht krankhaften Pubertätsschwierigkeiten nicht einfach. Der hebephrenen Schizophrenie wird im ICD-10 eine eher ungünstige Prognose zugesprochen. Diese Annahme kann nach neueren Untersuchungen jedoch nicht bestätigt werden.
Schizophrenia simplex
Hier setzt die Krankheit im Erwachsenenalter langsam und schleichend ein. Die auffallenden halluzinatorischen und paranoiden Symptome fehlen. Die an Schizophrenia simplex Erkrankten werden von ihrer Umwelt als "seltsam" oder "verschroben" empfunden und ziehen sich mehr und mehr von ihrer Umwelt zurück. Die Krankheit schreitet langsam fort und kann therapeutisch kaum beeinflusst werden. Auch die Schizophrenia simplex hat also eine eher ungünstige Prognose.
Katatone Schizophrenie
Bei der katatonen Schizophrenie treten in erster Linie psychomotorische Störungen auf. Dies können zum Beispiel Haltungsstereotypien (eigenartige Haltungen werden eingenommen und über lange Zeit beibehalten), Stupor (kaum oder gar keine Bewegungsaktivität) oder Rigidität (Beibehalten einer starren Haltung) sein. Es kann hierbei auch zu starken Erregungszuständen kommen, bei denen der Betroffene ständig motorisch aktiv ist. Bei katatonen Zuständen können Halluzinationen auftreten.
Der katatone Stupor führt häufig zu Nahrungs- und Flüssigkeitsverweigerung und die Betroffenen können nicht auf die Toilette gehen. Daher ist der katatone Stupor ein lebensgefährlicher psychiatrischer Notfall!
Inneres Erleben - aus der Sicht eines Betroffenen
(eine subjektive Darstellung)
Die Schizophrenie beginnt mit einem sogenannten "akuten Schub" nach zeitweiser Lähmung und Passivität. Vorherrschendes Merkmal dieser Episode ist die Angst vor der nunmehr erlebten neuen unerklärlichen Welt. Es entsteht ein Zustand der Dünnhäutigkeit, d.h. Stimmen und Erfahrungen dringen in die eigene Denkkonstruktion – sie sind nicht beherrschbar - und der Betroffene glaubt, ihnen ausgeliefert zu sein. Seine Welt wird chaotisch. Es kommt zur Suche nach einer tragfähigen Erklärung des Erlebten. Diese Bestrebung wird – wie ich meine – von Außenstehenden vorschnell als Entwicklung von Wahnideen abgetan. Besser fände ich, hier von Hypothesenbildungen zu reden. Egal wie „verrückt“ die neue Vorstellung von Realität klingt – es ist eine Modellvorstellung - und sie soll nur die überlebenswichtige Ordnung in das Chaos des Erlebten retour bringen.
Einige Stimmen gehen davon aus, daß die im Wahn erlebten Inhalte und Muster zwar nicht in der konkretistischen Interpretation, jedoch in der "abstrakt fühlbaren" Ebene, einem erkrankten Geiste Erkenntnisse und logische Schlussfolgerungen aufzeigen, welche nicht für die menschliche Existenz "verkraftbar" sind und mehr "Wahrheit" beinhalten, als das rational-kontrollierte Denken zum Funktionieren zulassen kann. Hierfür spricht die empirisch angenommene dopaminerge Überaktivität in bestimmten Hirnarealen bei Betroffenen, da Dopamin nach "klassischem" - nicht-pathologisch-orientiertem Hirnphysiologischen Erkenntnisstand - für die Bildung assoziativer Ketten und damit ggf. für die Funktionalität real-logischen Denkens verantwortlich gemacht wird. Für diese Annahme spricht u.a. die Tatsache der inhaltlichen Konvergenz und die bemerkenswert hohe Übereinstimmung bzgl. der Inhalte der Positivsymptomatik, welche durch schlichte "Fehlverschaltungs-"Logik nur mit sehr zweifelhaften Hilfsmitteln-Argumenten überbrückbar und entkräftbar sind.
wer lesen kann ist klar im vorteil.
Sperrwunder und Super-Power-Spam-Adept
Immer lustig,immer froh........Onkel Weisi aus dem Allmy-Zoo
Moderator der Herzen