doree schrieb:Die Haut abgezogen, die Innereien umgefüllt, etc. Da wurde schon einiges damit angestellt. Deswegen gab es am Anfang auch Probleme z.B. mit der DNA Analyse.
Du fällst noch immer auf die Story rein, die da drumherumgestrickt wurde. Selbst die ganzen Untersuchungen wurden hinzugedichtet bzw. aufgebauscht. Etwa die Reptilartigen Zähne - das Gebiß ist so dermaßen Saimiri, das
kann man gar nicht übersehen. Nicht mal ich, und ich bin ein Laie. Ebenso kann man sehen, daß es sich um ein kleines Jungtier handelt. Entsprechend ist klar, das Viech hatte noch Milchzähne. was das Fehlen von Zahnwurzeln erklärt. Daraus wurde ja die Reptilähnlichkeit gemacht; aber Reptilzähne sitzen völlig anders am Kiefer als Milchzähne von Säugern, das hätte kein Experte übersehen können.
Naja, und was die Experten betrifft. Die besondere Sehfähigkeit des Wesens stellte ein Pathologe fest, Daß das Hirn-Körper-Verhältnis auf besondere Intelligenz schließen läßt und die Haut rudimentär ist, entdeckte ein Radiologe. Die für Affen atypischen Füße und die menschenähnliche Hand erkannte Jamie Maussan, der in gleich gar keinem Fach brilliert. Einzig die nichtextrahierbare DNA, einzig diese Info stammt von der Genetikerin Dr Elena Abarca. Freilich zerstört die Arbeit von Präparatoren die DNA nicht, nicht mal Alkohol und Formaldehyd. Immerhin wird das Material kontaminiert; man hat also gute Chancen, auch die DNA des Präparatoren zu finden (sofern dieser nicht Handschuhe trägt). Daß das Tier mit Menschen-DNA kontaminiert war, wußte man aber auch so schon, schließlich wurde das Viech von Hinzo und Kunzez angefaßt. In so einem Falle hätteman aber feststellen können, zu welchem Anteil das gefundene Erbgut zu Saimiri bzw. zum Menschen paßt. Konnte hingegen kein Erbgut extrahiert werden, dann war es halt zu beschädigt. Das aber schwerlich durch Präparatorenarbeit. Dafür hätte der Präparator schon das Äffchen ne Weile lang auf kleiner Flamme garen müssen.
Wenn jemand also erzählt, das läge am Präparator, daß die DNA-Analyse scheiterte, dann solltest Du besser sehr vorsichtig damit umgehen.
doree schrieb:Da wohl nur die wenigsten jemals eine natürliche Tiermumie gesehen haben dürften, kann eine solche Form durchaus als ungewöhnlich angesehen werden
Klar. Deswegen sehen Leute in nem Raubtiergebiß ein Ziegengebiß, in Fingern Hufe, in nem lagen Schwanz nen Ziegenstummel. Menschen wissen stets weniger, als sie wissen könnten (und manchmal auch, als sie wissen sollten). Und das Schlimme, Menschen denken oft, sie wüßten, wo sie es nicht tun. Und scheren sich einen Dreck darum, die mit ihrem "Wissen" getroffenen Interpretationen selbst mit einfachen Mitteln gegenzuprüfen. Einfach mal ner Ziege ins Maul, auf die Hufen, auf den Schwanz geschaut (ne lebendige Ziege, ein Bild in nem Buch, Google-Bildersuche...), und die Sache wäre gegessen gewesen, daß das keine Ziege oder sonst irgendein Huftier sein könnte.
Menschen sind dumm - womit ich mal mehr als nur "unwissend" meine - und verdienen es, daß man ihre Behauptungen wenigstens stichprobenartig gegenprüft, bevor man ihnen glaubt, daß zwei und zwei vier ergeben.
Selbst von einem Menschen, der noch nie Mumien gesehen hat, der seinen Denkapparat aber zu nutzen versteht, erwarte ich, daß er von selbst auf den Trichter kommt, daß der ungewöhnliche Erhaltungszustand und die ungewöhnliche Körperhaltung womöglich miteinander zu tun haben. Daß sich die Schlammschicht am Boden einer ausgetrockneten Pfütze in kleinen Bruchschollen nach oben wellt, eine Scheibe Brot sich beim Austrocknen nach oben krümmt oder eine Scheibe Käse auf nem Brot, wenn das Brot ein paar Stunden im Warmen steht - das kennt doch nun jeder. Wenn also etwas austrocknet und sich dabei verkürzt, aber sich nicht alles gleich verkürzt, dann krümmt es sich.
Diesen Effekt kennt jeder. Und warum diese Krümmung entsteht, wird wohl ebenfalls jeder zumindest diffus, quasi als Bauchgefühl, begriffen haben. Und wenn jemand nun ne Mumie sieht und sich die Frage stellt, wie sich Erhaltungszustand und Körperform erklären lassen könnten - und seinen Denkapparat benutzt! - dann sollte die Lösung eigentlich jedem dämmern.
Aber manche schalten ihr Hirn eben nicht ein. Sondern schalten schnell auf "Wünschen" um. Was wünsch ich mir, was das sein könnte. Ein Dino, ein Alien, eine Muttergottesabbildung, eine Geheimbotschaft... Das "sieht aus wie" stellt sich dann schon ein. Auch wenn diese Mumie so gar nichts von einem kleinen Raptoren-Dino hat.
Unwissenheit ist eine Sache (und i.d.R. nicht zu beanstanden; niemand kann alles wissen). Eine andere Sache ist, wie man mit seiner Unwissenheit umgeht.