Brieselanger Licht (Umkreis Berlin)
19.12.2007 um 04:59
Überlegenheitsheitsgefühl??Mitnichten,ich würde eher sagen es ist ein Übergebenheitsgefühl.Ich hab mir mal die Zeit genommen mir den ganzen Rest zu geben was noch so an Storys rumgeistert.
Alles zusammengenommen ergibt das eine Chronik komprimierter Ignoranz,Hysterie und Unwissenheit die sich paart mit einem geradezu surrealen Verhältnis zur Natur.
Ich blende einfach mal die Sichtungen von Autoscheinwerfern und Stablampen weg,ich schiebe die Storys beiseite in denen Lichter rasend schnell herankamen und Brandstreifen auf Autos hinterliessen,weder gibt es Bilder dieser Brandspuren noch sind feinstoffliche Entietäten in der Lage mit Leuchtkugeln rumzuballern,feststoffliche Rowdies sind dafür eher bekannt.
Interessant finde ich hingegen jene Sichtungen in denen Leute mit Scheinwerfern in den Wald reinstrahlten und die Funzel an und aus machten und es ein Feedback in Form von kleinen Leuchtsignalen gab.
Die Leuchtkäfer waren angesichts der Vorfreude auf ne fette Glühorgie am Ende arg enttäuscht,wieder umsonst geflimmert...
Wie weit sich einige schon von der Natur entfernt haben zeigen Füchse auf die für streunende Hunde gehalten werden,hysterisch die Reaktionen auf neugierige Füchse die gerne wissen wollen welche Trottel da halbblind vor Desorientierung und Angst durch ihren Wald stolpern.
Ich frage mich wieviele Leute ein Leuchten oder glimmen sahen das am Ende auf ein oder zwei Füchse zurückzuführen ist die im Unterholz hockten um sich das Spektakel anzuschauen,gleiches gilt für Waschbären,Dachs,Marder.
Mindestens Zwei Leute haben eine Fledermaus an den Kopf bekommen.
Dort brüten Kauze und zwei Eulenhorste mit Nachwuchs sind ebenfalls dokumentiert,wie oft hat sich das Licht wohl in deren Augen und Gefieder widergespiegelt??Man weiss es nicht,was man aber weiss ist das diese empfindlichen Tiere erstaunlich gelassen auf die nächtlichen Vorstellungen reagieren.
Nur in einem Fall ist es aus mit jeglicher Gelassenheit,ein Nestflüchter wurde des Nachts von einem grossen Hund übelst zugerichtet,höchstwahrscheinlich ein Pitbull den nächtliche Touristen mitbrachten,denn mit normalen Hunden wird so ein kleiner gerade mal doppelfaustgrosser Nestling locker fertig.
Ich Oberklugscheisser bin im Grunewald aufgewachsen,und natürlich bin ich da nicht nur am Tag sondern auch Nachts unterwegs gewesen,das ist normal wenn man da aufwächst.Nächte die einem eine Sicht von 1-2 Metern bescheren sind extrem selten,ich möchte meinen du hast dich in deinem Kohlenkeller verirrt.
Die Augen sind nach zehn Minuten angepasst...allerdings,hab ich es schon oft genug erlebt das sich jedes Gebüsch in ein Wildschwein verwandelte,umso schlimmer wenn man wirklich vor einer Rotte Schwarzkittel steht.
Schon mal nachts auf der Havelchaussee gestanden,vorne gereizte Bachen mit Nachwuchs und hinter einem auch??
Jetzt darf dir der Arsch auf Grundeis gehen,nun lohnt es sich,leider nutzt das nichts,denn man muss sich was einfallen lassen,etwas das die Viecher nicht animiert zum direkten Angriff überzugehen.Stehenbleiben geht auch nicht.
Mit schöner Regelmässigkeit stelle ich mit anderen an der Havelchaussee ab Ende April Fangzäune auf.Und mit derselben schönen Regelmässigkeit fahre ich nachts zweimal die Zäune mit dem Rad ab um Kröten und Molchgetier auf die andere Strassenseite zu schleppen.Wir hatten mal eine zeitlang das Phänomen das die Kröteneimer auf ganzen Abschnitten leergeräumt waren,da lagen nur noch Reste von Innereien und Haut.
Fast eine Woche hockten wir Nachts im feuchten Dreck,umschlichen von Wildschweinen,bis wir einen Dachs beobachteten,das raffinierte Vieh häutete die Kröten und futterte nur das Filet.Krötenhaut sorgt für eine ziemliche Dröhnung,würde ich die trocknen und rauchen würde ich es auch überall leuchten sehen.
Es ist beachtlich wie Scheinwerferlicht sich an Bäumen und Blättern,insbesondere an feuchten Bäumen und Blättern widerspiegelt und vielfach wie in einem Prisma bricht.
Oftmals weiss ich schon drei Minuten vorher durch das angekündigte Schweinwerferlicht....obwohl die Karre noch drei Ecken weiter oder unten am Berg ist...das ein Auto kommt.
Ziehen wir die Autos mal ab,ziehen wir auch den ganzen anderen Kram mal ab,negieren wir auch die Bioluminiszenzen.
Wenn ich angespannt ins Dunkle starre,dann sehe ich es nach ein paar Minuten auch überall leuchten...Phosphene...erspart einem die Warterei auf bioluminiszente Irrlichter.
Schauen wir uns den Rest an,sollte ein Drehbuch schreiben...Titel :Paranoid im Mörderwald oder Horror im Killersumpf.
Ihr geht da ja nicht rein mit der Erwartung das nichts passiert,oder das da ein Buffett materialisiert das sich unter Scampis,Austern und Kobesteakfilets biegt.
Und die anderen die da irritiert rumkraxeln wollen ja auch was erleben.
Man will ja nicht auf nem Baumstamm hocken und Däumchen drehen,obwohl das gerade das interessante in so einem dunklen finsteren Wald ist.Sich einfach mal hinsetzen und nichts tun und auf den Pulsschlag des Waldes hören und ihn auch sehen.Aber nein,man muss sich seines Daseins stets durch Aktivität gewahr machen und Krach schlagen,wie ein Schützenpanzer durchs Unterholz stampfen...Krack,Knack,Kratsch,Raschel,Bruch,Bumms,Autsch Auaaaaaaa...
Lichtverseuchung heisst das Zauberwort,mit fetten Maglights wird auch der letzte Krähwinkel in einen lichtdurchfluteten Ballsaal verwandelt,ruheloses hin und hergelatsche,viele Leuchte mit angespannten Nerven und überzogenen Erwartungen,na da muss doch was passieren,so genügt ein winziger Funke um die kritische Masse zum knallen zu bringen.
Mal abgesehen davon,wir wissen doch das sich ein Objekt verändert sobald wir es unerer Beobachtung unterziehen.
Das da ist kein Wald mehr,sobald da zwei Dutzend Leute rumturnen und Krawall machen ist es ein Rummelplatz mit Baum und Wildtierbestand.
Krieg ich jetzt nen Kuss??