@xNocturnax Die Vorstellung von Vampiren ist älter als Vlad, weit älter. Wahrscheinlich um Jahrtausende älter. Aus der Antike sind Vampirgräber bekannt. Freilich müssen wir uns von unserem neuzeitlichen Vampirbild verabschieden - wie ohnehin diverse neuzeitliche Vorstellungen mehr Schund denn Aufklärung sind. Vampire sind eine besondere Form der Wiedergänger. Und zwar handelt es sich um Wiedergänger, die Nahrung suchen. Der Klassiker ist, daß ein exhumierter Leichnam kein Totenhemd mehr trägt, was damit erklärt wird, daß der Tote sein Totenhemd aufgenagt hätte. Aber Vampire ernähren sich auch von anderen Toten, bis hin zu Lebenden. Blut mag auch eine Nahrung gewesen sein, und schließlich wurde Blut zu
der Vampirnahrung schlechthin.
Gab es den Verdacht (oder Sichtungsbericht), daß ein hungriger Wiedergänger sein Unwesen treibe, wurden die jüngst Verstorbenen exhumiert und auf Merkmale untersucht. Hinweise auf Nahrung, guter Erhaltunngszustand, andere Lage des Toten, so etwas. In dem Falle wurde sein Herz gepfählt, oder besser noch, der Kopf abgetrennt und zwischen die Beine gelegt. Genau solche Grabanlagen sind uns schon aus der Antike bekannt.
Wenn man diesen Hintergrund nicht kennt, mag es einem toll erscheinen, sich den Vampirismus von Vlad her zu erklären, von der Bathory und vom Porphyrismus (
Wikipedia: Porphyrie#Kutane Porphyrien ) her. Mit dem Hintergrundwissen allerdings entpuppen sich solche "Erklärungen" nur als eine weitere neuzeitliche Mythenbildung.
Was die Hexen betrifft, so handelt es sich im alten vorchristlichen Glauben der Germanen nicht einmal um menschliche Wesen, sondern um Geister/Dämonen. Die Hagazissa, die Heckensitzerin, befindet sich auf einer Grenze zwischen zwei Welten, zum Beispiel eben dem Hag, der Hecke eines Gehöfts, welche die Welt außen und die Welt darinnen voneinander abgrenzt. Die Heckensitzerin kann nicht auf das Gehöft gelangen, wohl aber möchte sie. Daher wartet sie, bis jemand das Gehöft betritt, damit sie sich auf diesen stürzen und auf ihm "reitend" ins Haus gelangen kann. Die Schweden nennen sie auch Tunrida, Zaunreiterin. Statt einer Hecke gibt es ja auch den Zaun, und die einfachste Form des Zaunes ist ein X aus in den Boden gerammten Stöckern, auf welches eine sehr lange Stange abgelegt wird. Mehrere solcher Konstrukte hintereinander ergeben dann einen dichten stabilen Zaun. Sieht so ähnlich aus wie diese spätere Konstruktion, bei der zwei Stangen an den "Knoten" jedes einzelnen X gebunden sind:
Original anzeigen (0,2 MB)Wer hier nicht den schräggestellten "Besenstiel" der reitenden Hexe sieht...
Hexen sind also mythische Wesen. Und, ganz wichtig: Hexen sind böse Wesen, die dem Menschen Arges wollen, Unheil stiften, Krankheit (Hexenschuß), verdorrende Äcker und sterbendes Vieh. Hab vor X Jahren mal einen fränkischen oder sächsischen Taufspiegel aus dem Hochmittelalter gelesen, in dem ein Katalog von Fragen steht, die ein Neuchrist beantworten muß, bevor er getauft werden kann. Da kamen dann Fragen vor wie "Lehnst Du es ab, Pferdefleisch zu essen?" Das Essen von Pferdefleisch gehörte zu einem Opferritual, daher mußte ein künftiger Christ darauf verzichten. Eine Frage war denn auch "Lehnst Du den Glauben an bestimmte "Hexe" genannte Wesen ab, die dem Menschen Schaden zufügen würden?" Jahrhundertelang lehnte die Kirche den Hexenglauben als Aberglauben ab. Aber der Hexenglaube lebte weiter und richtete seinen Schaden selbst an, indem irgendwann Menschen selbst zu Hexen erklärt wurden. Da fing der Wahn an, nicht nur mythische Wesen zu verteufeln, sondern Menschen. Und es gab selbst unter Kirchenleuten solche, die diesem Aberglauben verfallen waren. Fern von Rom, da tobte schließlich der Wahn, der Menschen zu Hexen erklärte und sie tötete. Und schlimmer noch, im Protestantismus wütete dieser Wahn weit schlimmer als im Katholizismus. Aber auch da handelte es sich stets um eine Randerscheinung. Hexenverfolgung gab es nie flächendeckend, und es gab verschiedene Schwerpunktzeiten.
Ach ja, und rothaarige Frauen landeten nicht häufiger in nem Hexenprozeß als andersbehaarte.