Ich glaube dieser Text von
@Marouge passt zu 100% zu all diesen Geisterthreads.
Er beschreibt (glaub ich) ganz gut einen typischen Verlauf einer Believer-Karriere.
Text von Marouge:
Also, ganz zu Anfang war da die Sehnsucht nach "Mehr" und eine Faszination, die all das ausgeübt hat, was noch unerforscht, noch nicht eindeutig geklärt oder ganz allgemein rätselhaft und mystisch war. Dann kam der Drang, Antworten zu finden auf die Fragen: Wer bin ich? Wo komme ich her? WO gehe ich hin? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es überhaupt einen Sinn? Existiert so etwas wie "Seele"? Was passiert nach dem Tod? Lebe ich in irgendeiner Form weiter? Existieren Engel? Was oder wer ist Gott? etc....
Fragen über Fragen also und keine befriedigenden Antworten in Sicht...
Dann kamen auch noch Erfahrungen von persönlichem Versagen hinzu und der Wunsch, etwas Besonderes zu sein, bzw. der Wunsch, MEHR zu wissen als andere, denn wenn man MEHR weiss bzw. gleich über das "richtige Wissen" verfügt, ohne wirklich viel zu wissen, dann ist man doch etwas Besonderes und hebt sich dadurch von "der Masse" ab, oder?
Und an einem bestimmten Zeitpunkt (keine Ahnung mehr, wann genau das war), bin ich dann auf dieses "Wissen" endlich gestoßen, (über Bücher und das Internet), das ich so lange gesucht hatte, die Antworten auf alle Fragen, Wissen, mit dem ich mich plötzlich endlich als etwas Besonderes sehen konnte, nein, mehr noch: ich WAR jemand Besonderes, weil ich "mehr" wusste als andere, mehr als der "in Unwissenheit gehaltene Rest der Menschheit", denn schließlich war ich in die Geheimnisse des Lebens und des Universums eingeweiht, was nur denen vorbehalten ist, die "einen bestimmten Grad an Bewusstsein und Seelenreife" erreicht hatten. WOW! Ich war eine von den wenigen "wahrhaftig Wissenden", die es auf der Welt gibt! Ich gehörte dazu, was für ein tolles Gefühl!
Ich hab Unmengen von Channelings gelesen, ja regelrecht verschlungen, da die Inhalte so hoffnungsvoll waren und all meine "weltlichen Ängste" wurden dadurch relativiert, da schließlich "alles einen tieferen Sinn hat im Leben, der einer höheren, universellen Ordnung unterliegt", und die Widersprüche darin fielen mir Anfangs wirklich nicht auf, weil ich an dem Punkt schon so dermaßen verblendet war, dass ich nur das gesucht und auch gefunden hab, was mein Weltbild auch bestätigt hat.
Skeptische Sichtweisen, logische Argumente, Fakten,...das wollte ich gar nicht hören, hab´s gar nicht rangelassen oder näher betrachtet. All das ist einfach abgeperlt und hat meinen Elfenbeinturm nicht mal angetastet.
Und Belege, wozu Belege? "Manche Dinge zwischen Himmel und Erde kann man nicht beweisen. Punkt" oder "Wenn der/die Herr/Frau XY das so sagt, dann wird´s schon stimmen, schließlich steht das auf der Internetseite Z, warum sollten die Lügen posten?" oder "Ich weiß, dass es so ist, und Punkt! All diejenigen, die das Wissen nicht haben, sind eben noch nicht soweit!" Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich tatsächlich über die "normalen" Menschen gestellt hatte, arrogant und auch ignorant geworden bin und immer mehr nach Bestätigungen für mein Weltbild gesucht und auch gefunden habe - klar, ich hab mich auch nur mehr total einseitig informiert, und um Skeptikerseiten oder kritische Artikel von vornherein einen Riesenbogen gemacht, damit das, was da drin steht, mein "Wissen" gar nicht erst in Frage stellen oder gar mein Weltbild ins Wanken bringen kann.
Und warum sich die Mühe machen, angebliche "Fakten" auf tatsächlichen Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wenn man doch "die Wahrheit" über YouTube Videos und/oder direkt von "der Quelle" übermittelten Channelings auf dem Silbertablett serviert bekommt, und noch dazu, wo doch die Welt, die dort präsentiert wird, viel spannender, mysteriöser, abenteuerlicher und sinnreicher ist, als die nüchterne Realität oder der langweilige Routinealltag?
Das ist denk ich auch der Grund (oder einer der Gründe) für die Aggressivität und mangelnde Diskussionsbereitschaft mancher User hier: reine Abwehrhaltung und Trotz den Argumenten gegenüber, die das eigene Weltbild ankratzen könnten, denn dann müsste man sich bei näherer Betrachtung ja auch irgendwann eingestehen, dass man sich fundamental geirrt hat, Schwindlern, Wichtigtuern und Hoaxern auf den Leim gegangen ist und im Grunde nochmal von vorne anfangen muss mit der Wahrheitsfindung.
Und auch zuzugeben, sich geirrt zu haben, oder zu sagen "Ja, da hast Du recht", das kann nicht jeder.
Dann kam schlussendlich bei mir noch mangelndes Interesse und somit auch mangelndes Wissen über die Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, Biologie, Astronomie und generell über wissenschaftliches Arbeiten überhaupt (ich wusste bis vor einiger zeit nichtmal, was eine wissenschaftliche Theorie überhaupt tatsächlich ist *schäm*).
Tja, und so kam es eben - all in all-, dass ich an allerlei "unbewiesenen Krimskrams" geglaubt habe.