Roofing ohne Sicherung total verrückt!
04.01.2013 um 19:58
Hallo :) Ich bin neu hier und habe grade mehr oder weniger durch Zufall diesen Thread im Internet gefunden (eigentlich suche ich nach einem Video).
Ich war mal so frei mich hier direkt anzumelden um die Frage das "warum" aus meiner Sicht beantworten zu können... da ich neu hier bin will ich mich kurz vorstellen.
Mein echten Namen werde ich nicht verraten.. auch den Wohnort nicht. Ich wohne in einer kleineren Stadt im Norden Deutschlands. Bin 20 Jahre alt und habe nach meinem Abi direkt mit einer Ausbildung angefangen (richtung computerzeugs). Ich bin ein sehr ruhiger Typ und rede nur selten und bin sowieso sehr schüchtern.
Meine Hobbies sind Autos, Computer und ... ROOFING! Ja es gibt diese "Verrückten" auch in Deutschland. Auch wenn ich im "normalen" Leben das Absolute Gegenteil eines Draufgängers bin hab ich die Wundervolle Athmosphäre (hoffentlich richtig geschrieben :D ) des "roofing" für mich entdeckt. Und der einzige bin ich da bei weitem nicht. Alleine in meiner kleinen Stadt kenne ich 4 Leute mit denen ich klettern war. Mit einem von denen habe ich damals (bevor es "Roofing" hieß und bekannt war) aus langeweile angefangen mit Mutproben als Begründung auf Häuserdächer zu klettern. Irgendwie kamen über die Jahre dann noch weitere Personen dazu und das ganze ist "ausgeartet".
Warum das ganze in Deutschland nicht durch die Medien geht kann ich nicht sagen, da viele dabei auch erwischt werden und es massenhaft Anzeigen hagelt (ich blieb bis jetzt verschohnt).
Naja wie auch immer. Wie gesagt war der Reiz am Anfang einfach nur den anderen zu beweisen wie "cool" man ist. So banal sich das anhört mehr steckte (jedenfalls bei uns) früher nie dahinter. Aber mit diesen Leuten hab ich im roofing Bereich schon lange nichts mehr zu tun. Das was die Leute machen ist auch nicht wirklich "roofing" sondern wie gesagt eher Mutproben ...
Das ganze hat sich von diesen "Mutproben" allerdings zu mehr entwickelt und ich denke, dass ich mit meinen Gefühlen doch sehr nah in die dieser verrückten Russen (hehe) rankomme. Und zwar geht es mir schon lange nicht mehr darum irgendwem irgendwas zu beweisen. Das ganze hat einen ganz anderen Reiz bekommen. Inzwischen nehme ich nichtmal mehr einen Fotoaperat mit auf die Dächer. Ich versuche einfach einen typischen Ablauf zu beschrieben und wie man sich dabei fühlt, damit ihr es vielleicht nachvollziehen könnt...
Bei mir läuft das ganze so ab: Ich sitze meist gegen Abend zuhause (wenn die anderen Kumpels ins Discos usw. gehen). Ich selbst gehe nicht gerne unter Menschen, da mir der ganze Trubel zu groß ist. Naja jedenfalls kriege ich schnell so ein Gefühl als wäre ich eingesperrt. Und das wichtigste in diesem Moment ist es für mich selbst mir zu beweisen, dass ich Frei bin. Das gilt im wahrsten Sinne des Wortes, da es bei mir darum geht mir zu beweisen, dass ich überall hin kann, wo ich will.
Naja also packe ich meinen Kletterrucksack. Das ganze Teil dient eigentlich eher so als Alibi... er beinhaltet ne Flasche Wasser, Handschuhe falls es sonst zu kalt wird und einem Notfallhandy (so ein Uraltes Nokia da hält der Akku ohne zu übertreiben locker ne Woche :P).
Falls ich wirklich in Gefahr geraten soll kann mir der Rucksack nicht helfen. Das ist mir klar ... warum ich ihn jetzt unbedingt mitnehme weiß ich erlich gesagt selber nicht, da mich das Teil beim Klettern sogar oft stöhrt ... (vielleicht sind ja psychologisch versierte unter euch, die mir diese handlung vielleicht erklären können ? )
NAJA ... dann geht es los. Ich steig in mein Auto und geh zu ein paar Plätzen von denen ich weiß, dass man dort auf die Dächer kommen kann. Jeh nach Laune geh ich (eher selten) auch neue Plätze suchen. Das mache ich aber eher selten, weil die Erfolgschance da eher gering ist.
Dann geht es los. Ich fang also dann an (alleine) auf irgendein Haus zu klettern. Vorher zittern mir die Knie wie sau und ich versuch mich durch ruhige Musik zu beruhigen. Das klappt manchmal auch mehr oder weniger aber nachdem die ersten Meter überwunden sind bin ich so unter "schock" oder "Adrenlanien", dass ich die Aufregung selbst eigentlich gar nicht mehr merke. Alles wird surreal und fühlt sich an wie in einem Traum. Da ich (kein Witz) an Höhenangst leide versuche ich möglichst nicht nach unten zu gucken beim klettern. Das Klettern an sich ist eigentlich relativ leicht, da Häuser ja meist nach einem Muser gebaut sind und man dementsprechend einfach immer das selbe machen muss. Nich wie richtige Bergsteiger zum Beispiel. Auf die lauert nach jeder Ecke eine andere Herrausforderung. Während ich kletter schaff ich es mich selbst unter Kontrolle zu behalten (und das ist meiner Meinung nach das wichtigste, was ein "roofer" können muss).
Ich bleibe also mehr oder weniger ruhig und blende während des Aufstiegs die Höhe komplett aus. Jeder von uns kann ohne Probleme auf eine Leter, auf einen Zaun, auf den Küschentisch oder sonstwas klettern. Und ich mache in diesem Moment nichts anderes. Denn blendet man die Höhe aus merkt man schnell, dass die Kletterei an sich wirklich nicht die Schwierigkeit ist. Es ist vom Schwierigkeitsgrad selbst her wirklich nicht anspruchsvoll.
Anspruchsvoll ist es nur die Angst irgednwie wegzudrücken. Anstrengend ist das ganze übrigens auch irgendwie nicht. Außer Atem bin ich eigentlich immer erst, wenn ich später wieder am Boden bin.
Nach dem Aufstieg kommt das Sahnehäubchen. Man ist für kurze Zeit wieder "sicher" (wenn man beispielsweise auf der Spitze einer Antenne steht sind meistens so "Rastplatformen" wo man relativ sicher drauf stehen kann).
Wenn man oben ist wird alles wieder realer und die Angst kommt langsam wieder. Es ist mit Sicherheit Einbildung aber die Luft ist irgendwie "freier" und es kommt einem vor, als würde einem das Atmen leichter fallen. Das fszinierenste ist aber, dass die Geräusche oben ganz leise sind. Natürlich hängt dieser Effekt in erster Linie von der Höhe ab, in der man sich befindet. Auf jeden Fall sitze ich dann für ein paar Minuten einfach nur da (Musik in dem Moment meistens aus) und höre so eine ganz bestimmte Stille. Die Motoren der Autos hört man nicht mehr und S Bahnen und Züge nur ganz ganz leise. Das schlimmste ist (ist mir erst ein mal passiert) wenn man einen Polizeiwagen mit Sirene hört, da man sofort denkt, dass irgendjemand einen gesehen hat und für einen Selbstmörder hält. Das fiese ist, dass man ja nicht wirklich flüchten kann und auf keinen fall Panik kriegen darf, wenn man runterklettert.
Auch witzig ist, dass die Menschen total klein sind und einem bewusst wird, was für mächtige Gebilde so kleine Wesen wie wir bauen können. Und noch etwas schönes sind die Lichter. Man guckt in Richtung Stadt und sieht (wenn es schon dunkel wird) die ganzen Lichter der Autos usw. Das erste, was mir jetzt dazu einfällt ist (nein ... kein Witz) gta 4. Es hat tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit (nur vom Ausblick her), wenn man dort auf ein Hochhaus geht.
Und genau dann merkt man, dass man ein riesen Problem hat und völligen Unsinn gemacht hat. Denn man muss auch wieder runter ! Und da ich, wie erwähnt, unter Höhenangst leide fällt mir der Abstieg meistens extrem schwer, weil ich ganz einfach ständig nach unten auf meine Füße gucken muss. Außerdem ist die Adrenalin Pegel auf dem Dach extrem gesunken und man kriegt alles ungewollt real mit und es ist extrem schwer sich dann noch zu konzentrieren. Einmal musste ich ungelogen ein "großes Geschäft" verrichten (durchfall bekommen vor Angst...) und musste so noch runterkletter. So lustig sich das jetzt anhört ich dachte ich mache mir gleich in die Hose und bin mehrere Male beinahe runtergefallen, da ich mit den Füßen abgerutsch bin. Ich war noch nie so dankbar, als ich später bei McDonalds konnte....
Der letzte nervige Moment ist der, wenn man den Boden wieder im Blick hat und sich noch nicht sicher ist, ob man schon "springen" kann, oder ob man geduldig weiter nach unten klettern sollte. Ich verschätze mich jedes mal und breche mir beinahe den Fuß beim letzten Stück. Komischerweise denke ich in dem Moment, bis ich wieder im Auto bin, eigentilch gar nichts. Erst im nachhinein, wenn ich gemütlich wieder im Bett liege, kriege ich einen weiteren "Schock" und denke mir einfach nur "mein gott du Idiot... ein Windstoß und du hättest sterben können". Jeden Abend schwöre ich mir dann, dass ich es nie wieder tue und dass es viel zu gefährlich ist. Aber irgendwie mache ich es doch jedes zweite Wochendende wieder....
Zu meiner Technik: Ich klettere wie gesagt ziemlich sicher und nach Möglichkeit mit durchgelatschten Schuhen und ohne Handschuhe. So kriegt man zwar ständig Blasen an Füßen und Händen aber man kann einfach sicherer Zupacken und spühren.
Außerdem achte ich immer darauf, dass dauerhaft mindestens eine Hand einen sicheren Griff hat. Einmal bin ich, wie gesagt, mit den Füßen abgerutscht und hing wie ein Affe an einen Arm. Grade für solche Fälle muss man natürlich immer einen sicheren Griff haben.
Für Fragen stehe ich euch allen SEHR GERNE zur Verfügung, da ich mir denken kann, wie unverständlich das ganze für Außenstehende wirken muss...
Liebe Grüße! :)