Die Kindheit damals und heute
30.04.2014 um 14:10
Hier auch noch wer aus den 70ern: Ich bin Bj 1972 und jaaa, ich habe meine Kindheit sehr genossen. Würde ich mit meinem Sohn (2000 geboren) tauschen wollen? Ja und nein.
Ich konnte vieles, was er nicht kann aber die Kehrseite: Ich war schon immer krank und die Medizin damals kein Vergleich mit heute. Heute würde ich mich nicht mal halb so quälen wie damals.
Was war damals so schön?
Ich bin auf dem Land groß geworden (DDR) aber in relativer Stadtnähe, also kein Kuhdorf *g*
In den Ferien waren wir von früh bis spät draußen, sind über Wiesen und im Wald herum gekrochen, sogar bis es dunkel war. Wir haben Höhlen gebaut, auf Müllkippen gewühlt und tolle Sachen raus gekramt: Im Dorf gab es eine Familie, die immer viel aus dem Westen bekam und wir wußten, auf welche Müllkippe die ihren Müll kippten. Diese Müllkippe war hoch frequentiert. Ich habe aber leider nie so richtig tolle Sachen gefunden (Matchbox, Schlümpfe, Aufkleber etc) Ich war wohl immer etwas langsam.
Wir haben uns gekloppt (da war ich aber sehr schnell XD ), uns die Sachen kaputt gerissen, gejohlt und gebrüllt und es hat keinen gestört. Man konnte noch Rollschuhe auf der Strasse laufen. Ich hatte ein Katapult, da bräuchte man wohl heute nen Waffenschein. Das muss noch irgendwo rum liegen. Mit Scherben habe ich geschossen, da darf ich gar nicht drüber nachdenken. (Ich dachte damals, na wenn schon, denn schon)
Und erstmal die Sommerferien! Ich habe immer Ferienprogramm geguckt. Das war mein Highlight! Ich habe die Muppetshow geliebt, die Fraggles, Formel 1. Meine Eltern haben "Kojak" im TV geschaut, "Der Alte", "Die Strassen von San Francisco" Und "Raumschiff Enterprise". Ja, ich bin mit Kirk und Spock groß geworden. Habe ich heiß und innig geliebt (und bin noch immer ein Trekkie)
Und das alles in Schwarzweiss und ohne Fernbedienung.
Unsere Tapeten waren bunt und mit großen Mustern, meine Mutter hatte ordentlich auftupierte Haare und mein Vater Mega Kotteletten. Und Synthetik-Schlaghosen. Und klobige Schuhe. Im Kindergarten trug ich noch selbstgestricktes von Oma. Bei Oma sollte ich auch immer aufessen, gezwungen hat sie mich aber dann nicht. Oma hatte eine schönen Garten und Hof neben unserem. Dort habe ich im Sommer nur draußen gespielt, mit meinen Puppen, mit den Indianern und Cowboys und mit Murmeln (die Waren aus Ton oder so, als ich sie mal draußen liegen liess und es über nacht regnete, sahen sie am Folgetag aus wie zermatschte Smarties). Es war alles so herrlich unbeschwert. Zeit war kein Begriff. Keine Verantwortung! Nur spielen! Meine Oma hatte Akkelei im Garten, die liebe ich noch heute. Und ich habe noch ihre alte Pendeluhr, die muss man aufziehen und sie macht so wunderbar dunkel "Gonnnnggggg, Gonnngggg"
1979 kam ich in die Schule. Weisse Pionierbluse und blaues Halstuch, das war am Anfang noch ganz großes Kino (jaaa, nachher natürlich nicht mehr, als man begann, die Sache zu durchschauen)
Es gab Schulmilch, die der Milchdienst immer in Kästen holte. Wir mussten immer Wandzeitungen machen, was ich gehasst habe. Wir hatten eine Patenbrigade, die Küchenfrauen aus der Küche. Ja, da wurde echt noch gekocht, keine Asietten, einfach nur riesen Töpfe und riesen Bleche.
Und unsere Musiklehrerin hat an der Essenrückgabe immer gelauert, wenn jemand Fleisch weg warf - für ihren Hund XDD
Es gab eine Zeit, in der alle Mädchen ein Glitzertuch hatten, oder Lurextuch genannt. Und Stulpen. Stulpen mit Bommeln. Ansonsten war das Thema Garderobe eben nie eins, es war unwichtig.
Ich glaube wir hatten damals mehr Respekt vor den Lehrern. Vor den Erwachsenen allgemein. Meistens jedenfalls.
Dann gab es den ersten Kassettenrecorder. Halleluhja! MC´s aufnehmen war dann mein allergrößtes Hobby, da war ich aber schon mehr ein Teen. die 80er!
Ab und an kam mal jemand in der Schule mit einer Bravo an. Da wurde ich vor Neid ganz zittrig.
Wenn ich das Werbefernsehen sah, war ich überzeugt davon, im Westen sei das Paradies *gg* Naiv ohne Ende ;)
Aber auch wir bekamen mal was aus dem Westen. Klamotten. Viel zu klein für uns, leider.
Mein schönstes Weihnachten war, wo ich einen Monchhichi bekam und einen Zauberwürfel. Eine unbeschreibliche Freude!!!!!
Später hätte ich so gerne noch eine Barbie gehabt aber die gabs leider nicht mehr denn die betagte Westverwandschaft war gestorben.
Als es die ersten kleinen Taschenvideospiele gab, wollte ich so ein Ding natürlich auch. Oh Gott, ich habe so gebettelt. Aber wir hatten nur ganz wenig Westgeld. Es gab mal ein Überraschungsei aus dem Intershop oder eine Schatzkiste. Kennt die noch jemand. Oder einen Lutscher.
Ich habe mich über Kleinigkeiten freuen können wie Bolle und denke, heute ist alles so überfrachtet, die Läden sind voll gestopft... Ich glaube, die Kinder können das heute nicht mehr, wie auch?