"Langeweile=Depression"?
13.12.2004 um 06:04
@ andychrist
es gibt die sogenannte "substanzinduzierte affektive störung" -sie ist aber von der "echten depression" - der major depression zu unterscheiden - das hat nix miteinander zu tun! siehe unten.
@ evoice
ja, das stimmt, aber nicht nur.
@ all
depressionen sind multikausal bedingt. langeweile=depression? so ein bullshit!
glaubt nicht alles, was euch hier versucht wird einzureden.
hauptsache hier können einige ihre alltagspseudopsychologsichen weisheiten ablassen. ^^ *kopfschüttel*
schon mal daran gedacht, dass tiefgreifende erschütternde lebsnereignisse eine depression auslösen können? (tod einer nahestehenden person o.ä.)
Depressionen oder besser "Affektive Störungen"
Allgemeine Einordnung
Hautzinger (1979) beschreibt Depression als ein Spektrum von langandauernden Stimmungen und Verhaltensweisen, die von Enttäuschung, Traurigkeit, Gleichgültigkeit und Pessimismus, von Schlafstörungen, Appetitverlust und Sexualstörungen bis hin zu völligem Rückzug, Apathie, Selbstaufgabe und bizarr anmutenden Selbstmordhandlugen reichen.
Zu unterscheiden ist diese Störung von kurzfristigen Zuständen der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit – so wie sie auch gesunde Personen gelegentlich erleben – sowie von sekundären depressiven Befindlichkeiten als Folge von äußeren Auslösern, wie z. B. körperliche Einschränkung durch Krankheit oder Unfall.
Spezielle Klassifikation
Im Rahmen von diagnostischen Klassifikationssystemen wird die Gruppe der Affektiven Störungen unterteilt in Depressive Störungen (Monopolare Depression), Bipolare Störungen, und ätiologie-orientierte Störungen (medizinischer Krankheitsfaktor, Substanzinduziert).
Zu den Depressiven Störungen zählen die ‚Major Depression‘, die ‚Dysthyme Störung‘ und die ‚Nicht Näher Bezeichnete Depressive Störung‘.
Hinsichtlich der häufigsten Symptome und Merkmale der Major Depression herrscht Übereinstimmung zwischen den Klassifikaionssystemen ICD-10 und DSM-IV.
Diagnostische Kriterien der Major Depression nach DSM-IV
Kriterium A: Vorhandensein einer einzelnen Episode einer Major Depression.
Diese ist gekennzeichnet durch mindestens fünf der folgenden Symptome über zwei Wochen, wobei eines davon die depressive Verstimmung oder der Verlust an Interesse und Freude sein muss:
a.
1. Depressive Verstimmung (traurig, hoffnungslos, entmutigt oder niedergeschlagen) an fast allen Tagen
2. Deutlich vermindertes Interesse oder Freude an allen oder fast allen Aktivitäten an fast allen Tagen
3. Deutlicher Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme oder verminderter oder gesteigerter Appetit an fast allen Tagen
4. Schlaflosigkeit oder vermehrter Schlaf an fast allen Tagen
5. Psychomotorische Unruhe, Verlangsamung (z. B. durch andere beobachtbare Verlangsamung der Sprache, des Denkens, der Bewegung, verlängerte Antwortlatenz, leise und monotone Sprache, verringerter Sprachumfang und –ausdruck) an fast allen Tagen
6. Müdigkeit oder Energieverlust an fast allen Tagen
7. Gefühl von Wertlosigkeit oder übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle (nicht nur wegen des Krankseins) an fast allen Tagen (die sich in unrealistisch negativer Selbsteinschätzung, in Selbstvorwürfen und Grübeln äußern)
8. Verminderte Fähigkeiten zu denken oder sich zu konzentrieren oder verringerte Entscheidungsfähigkeit an fast allen Tagen
9. Wiederkehrende Gedanken an den Tod, wiederkehrende Suizidvorstellungen oder Suizidversuch
b. Die Symptome erfüllen nicht die Kriterien einer Gemischten Episode
c. Die Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen
d. Die Symptome gehen nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück
e. Die Symptome können nicht besser durch einfache Trauer erklärt werden, d.
h. nach Verlust einer geliebten Person dauern die Symptome länger als zwei Monate an oder sie sind durch deutliche Funktionsbeeinträchtigungen, krankhafte Wertlosigkeitsvorstellungen, Suizidgedanken, psychotische Symptome oder psychomotorische Verlangsamung charakterisiert
Kriterium B: Die Episode einer Major Depression kann nicht durch eine Schizoaffektive Störung besser erklärt werden und überlagert nicht eine Schizophrenie, Schizophreniforme Störung, Wahnhafte Störung oder Psychotische Störung
Kriterium C: In der Anamnese gab es niemals eine Manische Episode, eine Gemischte Episode oder eine Hypomane Episode
Zusatzcodierungen der Klassifikationssysteme ermöglichen die Beschreibung der aktuellen bzw. letzten Episode einer Mayor Depression bzgl. folgender Kriterien: Intensität; Chronifizierung; Vorhandensein katatoner, melancholischer oder atypischer Merkmale; postpartaler Beginn, Verlaufsmuster und saisonales Muster.
Differentialdiagnostisch sind folgende Störungen von der Major Depression zu unterscheiden:
· Manische, Gemischte oder Hypomane Episode: Das Vorliegen einer dieser Störungen schließt die Diagnose der Major Depression aus
· Affektive Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors: Eine sekundäre Begleiterscheinung und eben nicht eine Primäre Affektive Störung
· Substanzinduzierte Affektive Störung: Substanzen wie z. B. Drogen, Medikamente oder Toxine sind Ursache der Störung
· Dysthyme Störung: Die depressive Verstimmung besteht zu mehr als der Hälfte der Zeit über mindestens zwei Jahre hinweg
· Schizoaffektive Störung: Vorhandensein von Wahnphänomenen oder Halluzinationen über mindestens zwei Wochen, ohne dass gleichzeitig deutliche affektive Symptome vorhanden sind
· Demenz: kognitive Symptome wie Desorientiertheit, Apathie, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisverlust sind oft bei älteren Menschen schwer von Symptomen der Depression zu unterscheiden. Ein prämorbider normaler Leistungsstand spricht eher für eine Depressionsdiagnose
Auftreten und Verlauf
Prävalenz: Das Lebenszeitrisiko wird in Normalpopulationen für Frauen zwischen 10 und 25% und für Männer zwischen 5-12% angegeben.
Ersterkrankungsrate: Sie ist in der Gruppe der 25-44jährigen Männer und Frauen am höchsten.
Verlauf: Das durchschnittliche Ersterkrankungsalter liegt bei Mitte 20 Jahren. Für die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Episode ist die Anzahl der früheren Episoden ein Prädikator. Ca. zwei Drittel der Episoden einer Mayor Depression remittieren vollständig, ein Drittel remittiert teilweise oder gar nicht. Der Schweregrad der ersten Episode kann ein Prädikator für die Dauer der Störung sein. Ein Jahr nach Diagnosestellung sind die Symptomkriterien für eine voll ausgeprägte Episode bei 40% der Betroffenen weiterhin erfüllt, bei knapp 20% bestehen noch Teilsymptome und 40% zeigen keine affektive Störung mehr. Depressionen verlaufen interindividuell sehr unterschiedlich – auch in Abhängigkeit von der Art und dem Umfang der Interventionsmaßnahmen.
Mortalitätsrate: Bis zu 15% der Betroffenen mit einer schweren Major Depression sterben durch Suizid.
~~*WHAT IS UNDERSTOOD, NEED NOT BE DISCUSSED!*~~
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.