Kapitalismus - Ein Gedankengang

@wulfen
@Plan_B
@Piorama

Vielen Dank. Bin es gar nicht gewohnt, soviel Bestätigung zu erfahren. Eigentlich hätte ich eher damit gerechnet, dass gleich wieder ein vom Konsum verwöhnter Spießbürger auftaucht und seinen Status verteidigt, den er sich auf dem Rücken von unterbezahlten Arbeitern aufgebaut hat.

Danke auch-schön wenn jmd.ähnliche Ansichten hat. Alltäglich is das ja nich..
...na die wohlgefälligen Spieß-bzw.Weltbürger sind warscheinlich heute unterwegs..Morgen is ja ein Brückentag.
Is auch wirklich sehr erfrischend ohne diese (aus langeweile getätigten) Gegenargumente.

Jacy26 schrieb:Ja, das Schwachsinn, denn es ist doch nun mal so, das der Anwalt den Bauarbeiter braucht und der Bauarbeiter braucht auch mal in seinem leben einen Anwalt- man braucht sich quasi gegenseitig eins kann ohne dem anderen in dieser Gesellschaft nicht funktionieren.

Das ist richtig. Aber wenn man als Bauarbeiter genausoviel Geld verdient, wie als Anwalt, wozu sollte man sich dann noch die Mühe machen, 3 Jahre länger zur Schule zu gehen, dann noch 5 bis 6 Jahre lang zu studieren? In denen man auch noch nichts verdient, während der Bauarbeiter bereits 10 Jahre lang das Gehalt einstreicht? Dann würden wir sehr schnell einen Mangel an Anwälten und anderen Berufen haben, die ein Studium erfordern.
Also: Genau deshalb, weil wir sowohl Anwälte, als auch Bauarbeiter brauchen, müssen die Anwälte mehr verdienen.

Dass allerdings jemand 600 Euro die Stunde verdient, ist für keine Arbeit der Welt gerechtfertigt. Denn so viel mehr Arbeit leistet dann auch niemand.

Zeo schrieb:Auf jeden Arbeitgeber, der sich das größte Stück vom Kuchen nimmt, an dem eigentlich alle mitgebacken haben.

Die Konzernchefs sind eigentlich sogar noch schlimmer, als die Politiker. Weil sie die Parteien mit Lobbyisten unterwandern und Schmiergeld zahlen, damit die Regierung Gesetze zu deren Gunsten beschließt.

wulfen schrieb:Ich staune immer wieder wieviele Menschen das alles durchschauen, und doch, nichts ändert sich...

Das liegt hauptsächlich am Mangel an guten Alternativen. Was willst du denn machen? Eine kommunistische Diktatur? Ist mindestens genauso schlimm. Anarchie? Ist nicht wirklich durchführbar und ebenfalls nicht besser.

Der Kapitalismus wird immer grotesker und diktatorischer. So läuft es aber immer, wenn er am Ende seines Zyklusses angelangt. Dann kriselt er immer mehr, um aber das Volk ruhig zu halten, werden mehr und mehr Gesetze erlassen, die die Freiheit einschränken. Gleichzeitig wird ein Sündenbock präsentiert, um den Volkszorn abzulenken, hier sind es entweder die Arbeitslosen oder die Migranten.
Letzendlich bringt das aber alles nichts, die Wirtschaft bricht zusammen und es kommt zum großen Krieg. Vorher werden die Mächtigen noch versuchen, mit kleineren Kriegen aufzutrumpfen und faschistische Ideologien greifen immer mehr um sich. Aber ein großer Krieg ist unausweichlich.

Kapitalismus führt letzendlich immer zum Krieg. Ich habe das erkannt, und deswegen wähle ich erstens antikapitalistische Parteien und zweitens lasse ich mich nicht ausbeuten, sondern nutze erlaubte Schlupflöcher.

Und ich sehe das genauso. Wenn Kapitalismus von sich behauptet unfair zu sein, und das ist er, dann dürfen auch Arbeitslose auf Staatskosten leben. Macht Wullf ja z.b. auch.

@DragonRider

Auch bei gleichem Lohn muss der Anwalt studieren, denn wie soll er sonst das Wissen erlernen?
Und ich glaube nicht, dass bei gleichem oder ähnlichem Lohn alle nur noch Bauarbeiter werden. Das ist genauso ein Trugschluss wie die Behauptung, mit einem BGE würde keiner mehr arbeiten gehen.

Paka schrieb:Auch bei gleichem Lohn muss der Anwalt studieren

Ja, und ich habe auch nichts anderes behauptet.

Paka schrieb:Und ich glaube nicht, dass bei gleichem oder ähnlichem Lohn alle nur noch Bauarbeiter werden.

Selbstverständlich nicht. Es würde nach wie vor Leute geben, die Zimmerer, etc. werden würden. Genauso gebe es eine Handvoll Leute, die aus dem Wunsch heraus gutes zu tun studieren würden. Es gäbe Menschen, die um des Wissens willen Studieren würden und auch welche, die Jura studieren würden, weil sie einfach den Beruf des Anwalts lieben würden.

Dennoch würden wahrscheinlich etwa 90 % der Menschen bei gleichem Gehalt den enormen finanziellen Nachteil (den Verzicht auf 10 Jahre Gehalt + Ausgaben für das Studium) nicht in Kauf nehmen wollen und/oder können. Also hätten wir über kurz oder lang viel zu wenige Studierte.

Paka schrieb:Das ist genauso ein Trugschluss wie die Behauptung, mit einem BGE würde keiner mehr arbeiten gehen.

Der Unterschied liegt darin, dass man einen finanziellen Vorteil hat, wenn man trotz BGE arbeiten geht.

@Paka

Paka schrieb:Kapitalismus führt letzendlich immer zum Krieg. Ich habe das erkannt, und deswegen wähle ich erstens antikapitalistische Parteien und zweitens lasse ich mich nicht ausbeuten, sondern nutze erlaubte Schlupflöcher

Sehr schön zu sehen an den unzähligen kriegerischen Konflikten in Europa, seit nicht mehr in nationalistischen, sondern in kapitalistisch-wirtschaftlichen Kategorien gedacht wird. Nicht zu vergessen China, dass sich endlich die abtrünnige Provinz Taiwan zurückgeholt hat.

@DragonRider

Glaub ich weniger. Ein paar Studenten weniger mag sein, aber dann sind dann nur die wirklich klugen dort, und die weniger klugen müssen nicht mehr auf Biegen und Brechen und mit Drogen studieren, sondern können ganz geschillt eine Ausbildung machen. Auch kann dann wieder vermehrt jeder das machen, was er wirklich will.

Das ist der Sinn des BGE, da es eben auch nicht für jeden Arbeit gibt. Es ersetzt das Arbeitslosengeld und auch die Grundrente, damit fällt schon mal Armut flach.

@tris

Und nicht vergessen die Kriege im nahen Osten, die auch nur wirtschaftlichen, sowie machtpolitischen Interessen dienen.

Paka schrieb:aber dann sind dann nur die wirklich klugen dort

Ne, die wirklich klugen würden ihre Zeit darauf verwenden, die anderen um mehr Geld zu bescheißen, wenn jeder gleich viel Verdient, egal was er für einen Beruf hat.

Überleg mal, wer finanziert denn ein Studium? Hauptsächlich die Eltern.
Aus Wikipedia:

Im Schnitt stehen jedem Studenten monatlich 770 € zur Verfügung. Die Quellen dieser Geldmittel sind hauptsächlich Mittel der Eltern, Studentenjobs, Förderungen gemäß BAföG und zu kleinen Anteilen Stipendien, Bildungsfonds, oder Bildungskredite.

Etwa 90 % der Studenten erhalten eine finanzielle Unterstützung durch ihre Eltern. Im Schnitt beträgt die Unterstützung 448 €. Eigene Arbeit trägt bei 60 % der Studenten zur Studienfinanzierung bei. Hier werden im Schnitt 308 € erwirtschaftet.

Was glaubst du denn, wie viele da noch sagen würden: "Klar, ich bezahle 10 Jahre lang deine Ausbildung, die sich finanziell weder für dich noch für mich rechnet."

Ein BGE würde ich aber ebenfalls befürworten.
Kriege sind aber kein kapitalistisches Problem, die gab es schon zu Zeiten der Monarchien, die gibt es auch in Diktaturen. Im Moment haben wir eine Zeit, in der es in Deutschland schon so lange keinen Krieg mehr gab, wie kaum oder gar nie zuvor. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht bald wieder einen geben könnte. Aber es zeigt dennoch, dass unser Staatssystem nicht soo schlecht ist. Es gibt vieles, was geändert werden muss, aber solang wir keine wirklich bessere Alternative haben, wäre es auch nicht gut, dies einfach so umzuwerfen.

DragonRider schrieb:Das liegt hauptsächlich am Mangel an guten Alternativen. Was willst du denn machen? Eine kommunistische Diktatur? Ist mindestens genauso schlimm. Anarchie? Ist nicht wirklich durchführbar und ebenfalls nicht besser.

Was willst du denn machen? So weiter wie bisher? Wenn es keine guten Alternativen gibt, denkt man sich was Neues aus. Und sag mir bitte nicht, das sei nicht möglich, denn dieses System haben sich auch einst irgendwelche Menschen ausgedacht. Der Kapitalismus ist kein Naturgesetz.

@Zeo
Selbstverständlich ist er kein Naturgesetz. Und ja genau, man muss sich etwas neues Ausdenken. Aber man muss es auch zuende denken. Zu glauben, dass "gleiches Geld für jeden" fairer wäre, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein, bringt halt gar nichts.

@DragonRider
Ich hab was gegen Geld. Wenn es nach mir ginge, würde die Wirtschaft der Erde ganz anders aussehen. Aber Viele sträuben sich gegen den Gedanken, dass der Erwerb von Reichtum nicht mehr die treibende Kraft im Leben sein soll. Tatsächlich wissen die meisten Menschen nicht einmal, was sie außer Geld verdienen mit ihrem Leben anfangen sollen. Und solange die Leute nicht ein bisschen idealistischer und kreativer werden, braucht man über eine Welt ohne Währung gar nicht nachdenken.

@Zeo

Das ist das Problem, die meisten kennen nichts anderes und denken auch nicht weiter drüber nach.

@Paka
Genau das. Ich habe dieses Thema schon vor Monaten einmal auf Allmy angesprochen und die erste Reaktion darauf war totale Ablehnung. Nicht nur kann sich das kaum jemand vorstellen, ein paar haben sogar gesagt, sie "wollen" es sich gar nicht vorstellen. Und auf dieser Grundlage ist jede weitere Diskussion zwecklos.

Zeo schrieb:Tatsächlich wissen die meisten Menschen nicht einmal, was sie außer Geld verdienen mit ihrem Leben anfangen sollen.

Das ist traurig und leider wahr. Aber ich glaube nicht, dass das Problem am Geld liegt, sondern an der persönliche Einstellung der Leute. Und die kann jeder nur für sich selbst ändern.

Was für eine Alternative zum Geld schwebt dir denn vor? Sollen wir wieder Vieh tauschen? Dann haben wir das gleiche Problem mit Vieh, statt mit Geld.

Aus Asche wird das Paradies entstehen.

pad schrieb:Aus Asche wird das Paradies entstehen.

Ja, das bringt uns weiter ;)

@DragonRider
Nur wenn du den Satz verstehst ;)

DragonRider schrieb:Was für eine Alternative zum Geld schwebt dir denn vor? Sollen wir wieder Vieh tauschen? Dann haben wir das gleiche Problem mit Vieh, statt mit Geld.

Siehst du, das mein ich. Du denkt auch noch in diesen Maßstäben von Handel und Tausch. So ändert sich gar nichts. Am Ende geht es dann doch wieder nur darum, Reichtümer zu horten und Andere zu übervorteilen. Die Welt ist noch nicht bereit für Revolutionen dieser Art. Man muss den Zeitgeist treffen und das System nur soweit ändern, wie es von den Leuten auch verstanden und angenommen wird.