@bimmelbommel Eine gute Frage, die heutzutage ja schon fast Pflicht ist, da fast jeder Job unsicherer geworden ist und man immer öfter diesen Gendanken and Arbeitslosigkeit und oder Neuorientierung hat.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es ist mit jedem Jahr Lebensalter schwerer sich neu zu orientieren, außer man hat gar keine andere Wahl. Aber...man kann Grundsätzlich immer was neues machen, meiner Meinung nach. Man muss sich halt damit anfreunden, das man auch mal schief angeschaut wird oder man vor verschlossenen Türen in manchen Belangen steht.
Wie eine bekannter Philosoph(Namen vergessen...
:)) mal über die heutige Gesellschaft sagte: "Früher war ein Bäcker ein Bäcker und ein Metzger ein Metzger, da wurde selten mal jemand was anderes. Heute kann "imPrinzip" jeder alles werden und das sorgt bei manchen dafür, das sie sich nicht für eine Sache entscheiden können."
Mir erging es nach der kaufm. Ausbildung(1999 mit Anfang 20) so, da ich mich in meinem Hauptberuf sehr unwohl fühlte und nie wirklich Fuß fassen konnte. Ich wusste schon früh, das ich nicht jeden Tag mit Anzug und Krawatte in ein muffiges Büro rennen will um 40 Jahre lang immer das gleiche zu machen und dann im Rentenalter nichts mehr mit meinem Leben anzufagen weiß außer Fernseh schauen und einmal im Monat zum Rentnerstammtisch gehen. Habs bei mehreren älteren nun erlebt, diese geistige Verwahrlosung und kann mich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden.
Aber das ich fast nirgends eine echte Chance bekam, zumindest was ich gerne machen wollte, und mich nach langem hin und her mit Zeitarbeit verdingen musste, das war mir als junger Hüpfer auch nicht so klar. Hab dann noch eine Weiterbildung im IT Bereich gemacht, wo mir danach gesagt wurde, das die nicht ausreichen würde. So das ich noch ein paar Lücken im Lebenslauf hatte und schon nimmt dich niemand mehr. So einfach ist das heute. Die Chefs schauen einen schief an, wenn man anders lebt, als sie sich das in ihren kleinen vorprogrammierten Leben ausmalen.
Ist zwar Schade, da in vielen Menschen erheblich mehr Potential steckt, als hinterm Schreibtisch Papiere zusammenzuheften. Vor allem machen wir das ja nur weil wir Geld für meist unsinnige Sachen brauchen, sonst würde die ganze Karrieresache schon ganz anders aussehen, aber das ist ne andere Baustelle.
Ich habe dann das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht und da sieht man erstmal wievielen das genauso geht. Manche waren da schon näher an den 40ern als an den 30ern und die studiern jetzt oder machen noch eine Ausbildung teilweise mit Kindern etc. Also Möglichkeiten gibt es tatsächlich viele...
So habe ich mit "31" ein Studium angefangen und musste feststellen das meine Umgebung(Kommilitonen, Verwandschaft, Freunde) mehr Panik haben, als ich und einem ab und zu Steine in den Weg gelegt werden. Trotzdem gefällt mir dieser Weg bisher besser, als alles was ich vorher gemacht habe. Ist zwar hart, wenn man über 10 Jahre nicht mehr Schulmäßig lernen musste und plötzlich "wissenschaftlich" arbeiten soll. Da dreht einem erstmal der Kopf. Aber ist machbar, auch wenn manche Profs kein Verständnis zeigen. Aber ich habe auch Dozenten die in meinem alter sind, mit denen redet man dann gleich mal ganz anders, als mit den Kommilitonen die ja meist um die 10 Jahre jünger sind.
Nun ja, zum Teil sie haben Recht, mit Ängsten und Sorgen, es wird einem ja regelrecht eingetrichtert, blos nicht anders zu leben, als die norm es vorgibt. Und das merkt man auch oft, das selbst Institutionen ratlos sind, wenn jemand einen anderen Berufsweg hat.
So musste ich gleich erstmal feststellen, das die meisten Krankenkassen ab 30j. keinen Studententarif anbieten, obwohl man kein Bummelstudent ist, sonder erst anfängt. Also hat man gleich das Problem: Wohnung, Krankenkasse, Essen usw. kommt fast aufs gleiche, wie wenn man normal Vollzeit arbeiten würde, hat aber nun eigentlich eine 40Stunden Studentenwoche zumindest kommt mir das so vor. Deswegen wollte ich nun ins Studentenwohnheim, ist aber auch nur bis 30 vorgesehen.
Also, muss man sich arg einschränken und ne kleine Studentenbude nehmen, da zumindest bei mir keine reichen Eltern im Hintergrund sind. Selbst wenn man Bafög bekommt lebt man so teilweise hart am, oder sogar unter Harz4 niveau! Ohne Nebenjob also nicht zu schaffen. Da aber oft die Wochenstunden an die 30-40Stunden kommen....naja man kann es sich ausmalen...nicht wenige mit denen ich im Abi war sind jetzt leider wieder weg von der Uni und bekommen Harz4 oder machen was anderes, weil es einfach nicht geht.
Ich hab mich damit abfinden müssen, das nicht alles so läuft wie ich das gerne möchte und ich keine vorprogrammierte Karriere hinlegen werden. Und es auch oft schon sozial etwas schwer wird, wenn die Freundin eigentlich voll im Berufsleben steht und schon an Kinder denkt, und der Freund ist Student, da kommt man schon mal ans grübeln, aber naja. Und ich weiß es geht vielen nicht anders.
Dann lebe ich mit Leute im Wohnheim, die heutzutage schon mit 19-20 eingeredet kreigen, das sie, wenn sie nicht schnell genug fertig werden nie wieder einen Job kriegen. Die, wenn sie den Abschluss dann schaffen erstmal ne Psychotherapie brauchen, weil sie Burnout haben spätestens mit Anfang 30. Das finde ich sehr traurig und sinnlos.
Aber zumindest weiß ich, wenn man will kann man alles machen. Gehört auch ein bisschen Mut dazu, klar...aber machbar ist vieles.