@Nebelschwade für viele ist das Beschreiben sozusagen equivalent mit dem Definieren, also dem Von-Einander-Trennen, wobei das Hauptaugenmerk den Unterschiedlichkeiten gilt. Mutmaßliche Mängel des Beurteilten können sich aus anderer Perspektive als Stärken herausstellen: die Formulierung spielt eine große Rolle, aber wer sich darin übt, lernt, sein Gift zurückzuhalten, und statt dessen neutral und wohl formuliert über andere zu richten (bzw. nicht zu richten, denn darum geht es ja)
Wenn man einen Menschen als so und so hinstellt, oder sein Wesen an den und den Äusserlichkeiten festmacht, dann spricht man ihm in gewisser Weise die Möglichkeit zur Veränderung ab.
Unsere Meinung, daß wir das andere kennen, ist das Ende der Liebe, je-desmal, aber Ursache und Wirkung liegen vielleicht anders, als wir an-zunehmen versucht sind - nicht weil wir das andere kennen, geht unsere Liebe zu Ende, sondern umgekehrt: weil unsere Liebe zu Ende geht, weil ihre Kraft sich erschöpft hat, darum ist der Mensch fertig für uns. Er muß es sein. Wir können nicht mehr! Wir künden ihm die Bereitschaft, auf weitere Verwandlungen einzugehen. Wir verweigern ihm den Anspruch alles Lebendigen, das unfaßbar bleibt, und zugleich sind wir verwundert und enttäuscht, daß unser Verhältnis nicht mehr lebendig sei.
»Du bist nicht«, sagt der Enttäuschte oder die Enttäuschte: »wofür ich dich gehalten habe.« Und wofür hat man sich denn gehalten? Für ein Geheim-nis, das der Mensch ja immerhin ist, ein erregendes Rätsel, das auszuhalten wir müde geworden sind. Man macht sich ein Bildnis. Das ist das Lieblose, der Verrat.
Max Frisch
Man macht sich ein Bildnis
auf der anderen seite stempeln aber auch gerade gerne solche leute andere menschen ab, die sich selbst abgestempelt fühlen, von anderen oder von sich selbst.
es gibt da eine phase in der pubertät, in der man sehr empfindlich ist, sich mit irgendetwas identifizieren und seine individualität, exklusivität herausstellen und selbstwertgefühl aufbauen will, in der sich viele antrainieren, mehr auf die fehler der anderen zu achten als auf die eigenen. manche verbeissen sich so sehr in den rahmen ihres persönlichen bewertungsrahmens, dass sie alles ablehnen, was nicht in ihren erfahrungsschatz hineinpasst. auf der suche nach individualität werden seltenheiten und entgegengesetzte kurse oft aus dem pool der selbstreflexion ausgeklammert (selektive wahrnehmung, intoleranz). gerade diese entwicklungsphase ist entscheidend für die charakter-entwicklung. meist findet diese rollenfindungs-phase erst mit der geburt und erziehung des kindes seine große prüfung und auch den abschluss.
im höheren alter, wenn man zunehmend verkalkt und sein leben innerlich aufrollt und sich gedanklich auf die schulter klopft, kommen manchmal diese verwerfungen wieder zum vorschein und man beginnt an allem rumzunörgeln, was einem nicht in den kram passt.
und wenn leute anfangen, gemeinsam über andere abzulästern, dann entsteht schnell mal ein fundament, in dem man seiner aufgestauten menschenverachtung luft macht: doch die untragbarkeiten sind sehr oft auf jedermann übertragbar und vielleicht sogar ein getarntes geständnis von verdrängten, eigenen problemen.
Wikipedia: Schatten (Archetyp)Austin Power WARZE !
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