Ich bin grundsätzlich dafür, dass Schimpansen und Bonobos der Gattung "Homo" zugeordnet werden (oder Sapiens der Gattung "Pan"?). Gleich noch vorweg: Der im Eingangspost angesprochene Vorschlag ist bereits um die 10 Jahren alt - und ich bin ehrlich gesagt immer wieder erstaunt, wie sehr in dieser Debatte auf der Stelle getreten wird.
Die Abgrenzung zwischen "Homo“ und "Pan" beruht meines Wissen nicht auf anatomischen Gegebenheiten, sondern ist die Folge des (geistig und/oder religiös motivierten) Wunsches, dem Menschen eine "Sonderstellung" innerhalb der biologischen Systematik einzuräumen.
Lange Zeit stellten religiöse Lehren den Menschen über das Tier - erst Carl von Linné brach 1735 in seinem Werk "Systema Naturea" mit dieser Tradition und ordnete den Menschen erstmals wieder ins Tierreich ein (gleich neben Affen und Faultiere). Zur damaligen Zeit vermutlich ein Skandal sondergleichen, obwohl Herr Linné bei der Klassifizierung des Menschen nicht wie bei anderen Säugetieren auch nach Anzahl, Lage und Form der Zähne ging, sondern vorrangig nach dem Prinzip "Nosce te ipsum" = "Erkenne dich selbst". Aufgrund seiner Fähigkeit zur Selbsterkenntnis wurde der Mensch also erneut mit einer Sonderstellung bedacht.
Natürlich kann man die Methoden der Wissenschaft und Forschung von anno dazumal nicht mit den Möglichkeiten vergleichen, die sich der Menschheit heute bieten - aber wenn man mit einem Ordnungssystem arbeitet, dessen Struktur von einheitlichen Regel und Richtlinien definiert wird, dann sollte doch auch in allen Fällen nach diesen festgelegten Kriterien gearbeitet werden, oder nicht?
Nun zu den Vorbehalten: Auch wenn ich den Grundgedanken "Menschenrechte" für Bonobos/Schimpasen durchaus für gut befinde, so bin ich dennoch davon überzeugt, dass man den "Wert" und die Rechte eines Lebewesens (und somit die Art und Weise wie es behandelt wird) nicht über seine genetischen Nähe zum Menschen (bzw. Intelligent/Verhalten/usw...) definieren sollte.
Zudem stellt sich mir die Frage, ob Bonobos und Schimpansen diese "Menschen"(/Affen-?)rechte überhaupt haben wollen? Rechte sind zugleich auch an Pflichten gebunden und wir können diese Wesen schlichtweg nicht nach ihrem Einverständnis zu gewissen Themen fragen. Würden wir ihnen damit also (auch wenn es gut gemeint ist und Positives bewirken soll) nicht wieder etwas aufzwingen, dass sie in dieser Form vlt. gar nicht befürworten würden?
Was anderes wäre es mE, wenn man gewissen Tierarten "nur" Persönlichkeitsrechte zusprechen würde, die bestimmte Arten und ihren Lebensraum vor jeglichem Zugriff des Menschen schützen könnte. Dadurch bestünde auch die Möglichkeit, dass sich die jeweiligen Arten ohne Einflussnahme des Menschen entwickeln können. Dies wäre allerdings mit massiven Eingriffen in unsere Kultur und Lebensgestaltung verbunden - und düfte deshalb vermutlich nur sehr wenige Befürworter und noch weniger Umsetzer finden.
Mittelscheitel schrieb:und was ist mit Gorillas und Orang Utans
Wenn man sich die die zoologische Ordnung als "Familie" vorstellen würde, dann sind Menschen, Bonobos und Schimpansen in etwa sowas wie "Geschwister" zueinander, während Gorillas "nur" die gemeinsamen Cousins (und Organg-Utans Großcousins) wären...