Ist Selbstbewusstsein nur ein Schutzmechanismus?

Ist Selbstbewusstsein nur ein Schutzmechanismus aus Angst emotional verletzt zu werden?
Sozusagen eine Kompensation von emotionaler "Schwäche".

Baut man sich "deswegen" (unbewusst) einen Schutzpanzer auf um nicht verletzt zu werden.
Um standhaft in der Gesellschaft und im sozialen Leben stehen zu können. Nur der Stärkere gewinnt. Wer schwach ist, verliert.

Und so baut sich jeder seinen Schutzpanzer durch ein (übertriebenes) Selbstbewusstsein auf.

Nö, Selbstbewusstsein entsteht aus innerer Stärke - schützt aber keineswegs von Verletzungen.
Innere Stärke wächst aus Erfahrungen und Einsichten. Die lassen sich wiederum aus Verletzungen ableiten. Was für ein Teufelskreis!

@Doors
nächstes mal schick ich dir ne pn, bevor ich n thread eröffne :P :D

@niggie
selbstbewusstsein hat meiner meinung nach absolut nichts mit "schutz" zu tun...

Bei manchen mag das so sein, aber normalerweise ensteht Selbstbewusstsein druch positiv Erfahrungen, und wie bereits gesagt innere Stärke.
Tatsächlich kenne ich aber jemanden, der sogar zugibt: "Ich bin nicht im Geringsten selbstbewusst, ich tue... ist alles Fassade. Ich will nicht verletzt werden."

Ich finde vorgetäuschtes Selbstbewusstsein unsinnig. Man sollte dazu stehen, und auch durch die Gefahr, seelisch verletzt werden, sollte das nicht beeinträchtig werden.

Selbstbewusstsein = sich seiner selbst bewusst sein

d.h, ich kenne meine Stärken und Schwächen und akzeptiere, dass ich auch mal schwach sein darf.
Und das lässt Menschen selbstbewusst sein.

@niggie
Was du beschreibst, würde ich als eine Art Burschikosität bezeichnen, nach dem Motto: Mir kann niemand etwas.
Das ist für mich ein Schutzmechanismus.

neonbible schrieb:.. ist alles Fassade. Ich will nicht verletzt werden."

eben und vielleicht ist es ja nicht die erfahrung, dass man was lernt, dass was einem selbstbewusstsein gibt, sondern nur der grund, dass man verletzt wurde, und da man das ja natürlich nicht will, baut sich selbstbewusstsein auf - als schutzmechanismus vor weiteren verletzungen

Selbstbewusstsein hat was mit Schutz zu tun. Aber nicht mit dem Schutz, innerlich verletzt zu werden. Eher mit dem Schutz, äußerlich verletzt zu werde. Wer mal ein paar Tierkämpfe gesehen hat weiß es. Da versuchen beide so stark wie möglich zu wirken, indem sie sich aufstellen, laut brüllen oder das Geweih in die Luft halten.

Ich denke daher, dass das so ein Urinstinkt des Menschen ist, von früher, als wir uns noch mit Stöcken bekriegt haben. Nun ja heutzutage ists nicht anders, nur statt der Stöcke sind es Panzer und Atombomben...

Daher denke ich es ist nur ein Schutz, körperlich nciht verletzt zu werden, und andere einzuschüchtern.

masked schrieb:Daher denke ich es ist nur ein Schutz, körperlich nciht verletzt zu werden, und andere einzuschüchtern

ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass dieses "schutzverhalten" auch aufs innere übertragen wird.

@skeptikerin
aber das könnte man doch schon fast selbstbewusstsein nennen. ich mache mich "stark" vor anderen, bin mutiger als andere und wage mehr, dickes ego - mir kann niemand was, deswegen ist man extrovertierter.

Ich bringe ein Buch raus. Damit zeige ich mich öffentlich und setze mich bewußt der Kritik aus - selbstbewußt.

@niggie
Das ist aber nur "äusserlich".

Selbstbewusstsein kommt für mich aus einer inneren Haltung. Das andere ist eine Show und hat mit "ich bin mir meiner selbst bewusst" nichts gemein.

Ich bin mir meiner selbst bewusst, kenne meine Stärken und meine Schwächen,
muss weder aggressiv auftreten, um zu zeigen, wie stark ich bin, und ziehe auch
nicht den Schwanz ein, was nicht bedeutet, dass ich einen überlegenen Gegner
nicht erkenne. Den dann unbedingt flachlegen zu wollen, ist übersteigertes
Selbstbewußtsein, vor dem man sich auch hüten sollte.

niggie schrieb:Ist Selbstbewusstsein nur ein Schutzmechanismus aus Angst emotional verletzt zu werden?
Sozusagen eine Kompensation von emotionaler "Schwäche".

Baut man sich "deswegen" (unbewusst) einen Schutzpanzer auf um nicht verletzt zu werden.
Um standhaft in der Gesellschaft und im sozialen Leben stehen zu können. Nur der Stärkere gewinnt. Wer schwach ist, verliert.

Und so baut sich jeder seinen Schutzpanzer durch ein (übertriebenes) Selbstbewusstsein auf.

Das Selbstbewusstsein ist das Selbstbewusstsein und der Selbstschutz ist der Selbstschutz.

- Wikipedia: Selbstbewusstsein

Nach Kant

Selbstbewusstsein entsteht durch Beobachtung und Reflexion seiner selbst oder anders ausgedrückt: des eigenen Ich, der eigenen Persönlichkeit. Der sich selbst Betrachtende ist hierbei gleichzeitig Objekt und Subjekt. Kant: „Ich bin mir selbst ein Gegenstand der Anschauung und des Denkens’ ist ein synthetischer Satz a priori und der Grundsatz der Transzendentalphilosophie.“ (Vorlesungen über Metaphysik).

„Der synthetische Satz: daß alles verschiedene empirische Bewußtsein in einem Selbstbewußtsein verbunden sein müsse, ist der schlechthin erste und synthetische Grundsatz unseres Denkens überhaupt.“ (Kritik der reinen Vernunft; Abschnitt: Deduktion der reinen Verstandesbegriffe)

fidi schrieb:selbstbewusstsein hat meiner meinung nach absolut nichts mit "schutz" zu tun...

es muss - mMn - ja evolutionär von vorteil sein, gut es hängt sicher auch mit zunehmender intelligenz zusammen, fähigkeit zur abstraktion und so weiter, muss man glaub nicht so weit ausholen, jedenfalls kann es schon in der summe eine art 'schutzmechanismus' sein, der hilft die eigene art und sich selbst länger am leben zu erhalten

Wer sich seiner besonders bewusst ist, ist sich auch seinen Bedürfnissen bewusst - weshalb Selbstbewusstsein in Teilen der Bevölkerung leicht gar mit Arroganz oder ferner, mit Egoismus verwechselt wird. Mir erscheint die Definition des Wortes eingängig - es setzt sich aus den Worten "selbst" und "Bewusstsein" zusammen, also "sich seiner selbst bewusst sein". Sich zu kennen und wahrzunehmen, bedeutet nicht den eigenen Namen oder seinen Geburtsort zu kennen. Der Mensch kann sich als Mensch, in all seiner Gleichheit und Ähnlichkeit mit anderen Menschen kennen lernen oder als Individuum, in all seinen Besonderheiten im Vergleich zu anderen Menschen. In jedem Fall ist er sich seiner Bedürfnisse bewusst und geht ihnen nach.

Wir bezeichnen nicht ohne Grund, jene Person als selbstbewusst, die wissen was sie wollen.
Häufig stehen wir diesen jedoch mit Ablehnung gegenüber, da wir fürchten, nicht als das erkannt zu werden, was der andere - möglicherweise uns interessierende Mensch - sich wünscht. Wenngleich der Reiz den selbstbewusste Menschen zumeist auf uns ausüben, nicht zu leugnen ist.

Das Selbstbewusstsein kann somit auch als Kompass der Bedürfnisse und Sehnsüchte bezeichnet werden, der uns in die uns glücklich machende Richtung führt - ein bloßer Schutz vor negativen Ereignissen, ist er nicht. Er ist viel mehr als das - der Kompass, wohlgemerkt.

@Dr.Precht

sehr schön geschrieben, wollte es so ähnlich ausdrücken.

@Solita
Lass dich nicht aufhalten - kommt mir nur zu Gute.

Im allgemeinen verbinden wir Selbstbewusstsein mit einer starken Persönlichkeit.

Wenn wir aber Selbstbewußtsein als "Selbsterkennen" der eigenen Person sehen,
so muss das überhaupt nicht erbaulich sein.

Wenn jemand ehrlich selbst erkennt und sich eingesteht:
ich bin nicht besonders intelligent
ich bin hässlich
ich bin ängstlich
ich bin kontaktarm
dann ist er sich seiner selbst zwar bewusst geworden, nur ist er dann im landläufigen
Sinne selbstbewusst?

Selbstbewusst ist jeder, der seine Stärken kennt.

Dr.Precht schrieb:Häufig stehen wir diesen jedoch mit Ablehnung gegenüber, da wir fürchten, nicht als das erkannt zu werden, was der andere - möglicherweise uns interessierende Mensch - sich wünscht.

sozusagen die sicht eines menschen, der nicht selbstbewusst ist. denn wenn er es wäre, wäre ja die befürchtung nicht vorhanden.

ramisha schrieb:, nur ist er dann im landläufigen
Sinne selbstbewusst?

natürlich nicht. die angst macht das zu nichte. selbstbewusste menschen haben selten oder weniger angst.

wenn man das mit einem kampf vergleicht. der kämpfer der gut vorbereitet ist, hat weniger zu befürchten und ist optimistischer. aber warum muss er sich gut vorbereiten? doch nur aus angst zu verlieren. wenn jm. keine angst hätte, müsste er sich auch nicht vorbereiten.
und so scheint doch im endeffekt selbstbewusst sein wie ein aus angst erzeugtes schutzschild.