Ein Leben im Jenseits?
07.10.2004 um 00:23
Zitate
Über das Unsichtbare wie über das Irdische,
haben Gewissheit die Götter,
uns aber als Menschen ist nur das Erschließen gestattet.
Man glaubt,
wieder und wieder der Natur nachzufahren,
und fährt nur der Form entlang,
durch die wir sie betrachten.
Ein Bild hielt uns gefangen.
Und heraus konnten wir nicht,
denn es lag in unserer Sprache,
und sie schien es uns nur unerbittlich zu wiederholen.
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Wer von uns weiß denn schon zu wissen,
das was er glauben soll,
oder vorgibt zu wissen was erglaubt?
Zitat
Was wir wissen, gilt im allgemeinen für das Ergebnis unserer Erforschung der Wirklichkeit. Von dieser Wirklichkeit nimmt der gesunde Menschenverstand nämlich an, dass sie gefunden werden kann.
Eine erfundene Wirklichkeit kann – eben weil erfunden – niemals eine wahre Wirklichkeit sein.
Das ist das vielzitierte Problem!
Um es zu erforschen, muss der Verstand aus sich heraustreten und sich selbst sozusagen bei der Arbeit beobachten.
Hier haben wir es also nicht mehr mit scheinbaren Tatsachen zu tun, die unabhängig von uns in der Außenwelt bestehen, sondern mit geistigen Prozessen, von denen es nicht mehr scheinbar so fraglos feststeht, wie sie verlaufen.
Wenn nämlich das Was des Wissens vom betreffenden Erkenntnisvorgang, dem Wie, bestimmt wird, dann hängt unser Bild der Wirklichkeit nicht mehr nur davon ab,
was außerhalb von uns der Fall ist, sondern unvermeidlich auch davon, wie wir dieses Was erfassen.
Es handelt davon, was im Grunde bereits dieb Hellenisten bekannt war
und in unseren tagen immer mehr an Bedeutung gewinnt,
nämlich von der Einsicht, dass jede Wirklichkeit im unmittelbaren Sinne die Konstruktion derer ist,
die diese Wirklichkeit zu entdecken und erforschen ‚glauben’.
Anders ausgedrückt:
Das vermeintlich Gefundene ist ein Erfundenes,
dessen Erfinder sich des Aktes seiner Erfindung nicht bewusst ist,
sondern sie als etwas von ihm Unabhängiges zu entdecken glaubt
und zur Grundlage seines Wissens
und daher auch seines Handeln macht.
Worin besteht denn nun der grundlegende Unterschied
zwischen passen und stimmen?
Wir wissen von der Wirklichkeit das Wissen, was sie nicht ist. Klingt zunächst zirmlich Radikal, mitdem man sich nicht so leicht anzufreunden vermag.
Dazu ein Anschauliches Beispiel:
Ein Kapitän, der in dunkler, stürmischer Nacht eine Meeresenge durchsteuern muss,
deren Beschaffenheit er nicht kennt, für die keine Seekarte besteht und die keine Leuchtfeuer oder andere Navigationshilfen besitzt,
wird entweder scheitern oder jenseits der Meeresenge wohlbehalten das sichere, offene Meer wiedergewinnen.
Rennt er auf die Klippen auf und verliert sein Schiff und Leben, so beweist das sein Scheitern,
dass der von ihm gewählte Kurs nicht der richtige Kurs durch die Enge war.
Er hat sozusagen erfahren, wie die Durchfahrt nicht ist.
Kommt er dagegen heil durch die Enge,
so beweist das nur, dass sein Kurs im buchstäblichen Sinne nirgends anstieß.
Darüber hinaus aber lehrt ihn sein Erfolg nichts über die wahre Beschaffenheit der Meeresenge;
nichts darüber, wie sicher oder wie nah er der Katastrophe in jedem Augenblicke war:
er passierte die Enge wie ein Blinder.
Sein Kurs ‚passte’ in die ihm unbekannten Gegebenheiten;
er stimmte deswegen aber nicht,
daß der gesteuerte Kurs der wirklichen Natur der Enge entspricht.
Man kann sich leicht vorstellen,
dass die wahre Beschaffenheit der Meeresenge vielleicht wesentlich kürzere, sicherere Durchfahrten ermöglicht.
Sagen wir andererseits von etwas,
daß es ‚paßt’, so bedeutet das nicht mehr und nicht weniger,
als daß es den Dienst leistet, den wir uns von ihm erhofften.
Ein Schlüssel ‚paßt’, wenn er das Schloss aufsperrt.
Das Passen beschreibt die Fähigkeit des Schlüssels, nicht aber das Schloss. Von den Berufseinbrechern wissen wir nur zu gut,
daß es eine Menge Schlüssel gibt, die anders geformt sind als unsere,
aber unsere Türen nichtsdestoweniger aufsperren.
Das mag eine recht grobe Metapher sein, doch um den Hauptpunkt, um den es hier geht, ein wenig greifbarer zu machen,
passt sie nicht schlecht.
Vom Gesichtspunkt des radikalen Standpunkt aus, stehen wir alle – unserer Umwelt gegenüber wie ein Einbrecher dem Schloss,
das er aufsperren muss, um Beute zu machen.
Es geht also darum, ob wir durch die Wahrnehmung wie wir es wahrnehmen
was uns unsere Sinne vermitteln, der objektiven Wirklichkeit entspricht,
ist auch heute noch ein wunder Punkt in der Erkenntnislehre um die Erfahrung an sich.
Hierzu um es zu veranschaulichen folgendes:
Die Wahrnehmung eines Apfels als Beispiel.
Unseren Sinnen erscheint er glatt,
duftend, süß und gelb
– aber es ist keineswegs selbstverständlich,
dass der Apfel diese Eigenschaften wirklich besitzt,
und ebenso wenig selbstverständlich ist es,
dass er nicht auch andere Eigenschaften hat,
die unseren Sinnen entgehen.“
Die Frage ist unbeantwortbar, denn, was immer wir machen, wir können unsere Wahrnehmung von dem Apfel nur mit anderen Wahrnehmungen vergleichen, niemals aber mit dem Apfel selbst, so wie er wäre, ‚bevor’ wir ihn wahrnehmen.
Gott allein weiß, wie die wirkliche Welt ist, weil er sie geschaffen hat und darum sowohl die Bausteine als auch den Bauplan kennt. Ebenso kann der Mensch stets nur das kennen, was er selber macht, denn nur der Erbauer selbst kann von den Dingen, die er zusammenstellt, wissen, was die Bestandteile sind und wie sie miteinander verbunden wurden.
Wenn aber – die menschliche Tätigkeit des Erkennens nicht zu einem wahren Bild der Welt führen kann, sondern ein ‚Erschließen’ ist,
dann gehört zu dieser Tätigkeit auch das Schmieden von Schlüsseln,
mit deren Hilfe der Mensch Wege zu den Zielen zu erschließen sucht,
die er gewählt hat,
Und ob ein Schlüssel funktioniert oder nicht,
hängt nicht davon ab,
ob sich ein Schloss finden lässt,
in das er passt,
sondern einzig und allein davon,
ob er uns den Weg zu dem Ziel eröffnet,
das wir erreichen wollen.
Ich wünsche viel Spass beim lesen und verstehen, ist nicht ganz einfach, aber was ist denn schon einfach???????
Gute Nacht