Erst einmal ein Hallo an die Diskussionsteilnehmer!
Ich interessiere mich für verschiedene Kriminalfälle, darunter auch für den Fall Manson.
Meines Erachtens ist das von ihm in den Medien entworfene Bild falsch, er "kommt falsch rüber". Das wollte ich besonders
@insideman sagen.
Das bedeutet nicht, dass er ein guter Mensch ist statt ein schlechter, wie seine Anhänger sagten, er wird nur falsch verkauft und hat sicher selber dazu beigetragen.
1. Manson lief zunächst gar nicht wie ein Hippie herum, sondern im "anständigen" 50er-Jahre-Style. Genauer gesagt entweder wie die Landbevölkerung oder eben fein herausgeputzt.
2. Manson wurde als Kind oft herumgeschubst. Damit sage ich nicht, dass eine schwere Kindheit schwere Straftaten rechtfertigt, aber er hatte es nicht leicht.
Sein Vater war weg, seine Mutter lebte unstet (ob sie sich nun prostituierte oder nicht), seine Grosseltern waren bigott-christlich und schikanierten ihn, sein Onkel war ein "mountain man", abenteuerlich, aber auch gewalttätig und in der Schule und in Heimen wurde er aufgrund seiner geringen Größe herumgeschubst bis hin zur Vergewaltigung (nach dem, was wir wissen, es ist heute schwer beweisbar).
3. Manson hatte nur eine geringe Schulbildung und lief oft davon, entwickelte aber früh eine Bauernschläue. Statt mit den Fäusten konnte er gut mit Messern o. a. Klingen kämpfen.
Manson interessierte sich bald für Psychotricks und für das Musizieren. Vor allem das Gitarrespielen beherrschte er nach einem Knastaufenthalt für einen Laien gut.
4. Manson kam zufällig 1967 aus dem Gefängnis frei, als der Summer of Love begann. Dort sammelte er früh eine Gruppe von Frauen um sich. Später kamen auch Männer hinzu, die quasi die Rolle der Offiziere übernahmen.
5. Manson zog mit seiner neu gefundenen Gruppe (später Family) im Bus durch Kalifornien, kehrte dann zurück, nahm Kontakt ins Musikestablishment auf und kannte sogar die Beach Boys, Terry Melcher (Sohn von Doris Day), Meat Loaf, Neil Young, evtl. Steve McQueen und noch einige weitere damalige Größen des Show Business. Wahrscheinlich versuchte er auch, Kontakte in die Filmindustrie herzustellen.
6. Die berühmten Tate-LaBianca-Morde sind das Ergebnis einer langen Eskalationsspirale von Sex, Gewalt und Drogen und einer Gesamtstimmung im Land, die von Rassenunruhen und Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen geprägt war.
7. Der Manson-Prozess war eine frühe Form des "gehypeten" Medienprozesses mit vielen Demonstranten, Schaulustigen und Prozesstouris aus aller Welt.
Im Gefängnis selbst hörte die Sache aber noch nicht auf. Denn Manson formte eine Koalition mit der berüchtigten Aryan Brotherhood, wodurch es zwar zu Schutz und der Erschließung weiterer Erwerbsquellen kam, aber auch zu weiteren Morden.
8. Lynette Fromme und Sandra Good, die wohl härtesten Manson-Anhängerinnen, bedrohten weiterhin ihre politischen Gegner und wanderten dafür beide in den Knast. Lynette Fromme richtete 1975 sogar eine Waffe auf den Präsidenten Ford und blieb bis 2009 im Gefängnis (Sandra Good wegen Drohbriefen an Manager bis 1985).
Fazit: Der Fall enthält viel mehr Verwicklungen, als man annimmt und ist daher für Kriminalisten (offiziell oder als Hobby) sehr interessant. Seine Ausläufer reichen bis an die Gegenwart.
Und auf der Spahn Movie Ranch (-> Bonanza) wird immer mal wieder bis zum heutigen Tage nach weiteren Leichen gesucht.