Ein seltsames Gefühl

Hallo,

ich war heute auf der A5 in einem Stau unterwegs und kam an einer Unfallstelle vorbei, die noch nicht abgesichert war, die Polizei war wohl gerade erst eingetroffen.

An der Mittelleitplanke lag ein zerstörtes Motorrad, auf der rechten Spur dachte ich aufgrund der ähnlichen Farbe ein weiteres Wrackteil zu sehen, erkannte jedoch schlagartig, dass dort ein Mensch lag. Ich möchte nicht in Details eingehen, mein erster Gedanke war aufgrund der Körperhaltung -warum steht er nicht auf?- jedoch war klar, dass er dies sicher nicht mehr konnte. In genau diesem Moment erfuhr ich ein seltsames Gefühl, grausam und zerreissend. Das Gefühl, dass hier -in dem Moment des Vorbeifahrens- eine unwahrscheinlich negative Energie ist-oder gerade verschwunden war. Und irgendwie auch, dass die Seele dieses getöteten Menschen bereits den Körper verlassen hatte.

Dies war nicht meine erste Erfahrung mit einem Toten (also nicht das erste Mal, dass ich einen Toten sah), daher verwunderte mich das emotionale Erlebnis so sehr.

Ich wollte euch diese Erfahrung einfach mitteilen, mein Mitgefühl gilt -wenn auch unbekannter Weise- den Angehörigen, ich hoffe, er findet Frieden.

Viele Grüsse,

Demlicz

Schon mal daran gedacht dass deine klimaanlge nicht richtig geht
Kälte löst "negative Energien " aus

Wie konntest Du denn beim vorbeifahren der Unfallstelle schon wissen,daß der tot war?

Ich spüre auch immer eine negative Ernergie..jeden Tag wenn ich auf die Arbeit gehe !
Echt übel sowas.. :D

hi demlicz
vor jahren hatte ich eine ähnliche situation.
ich glaube es war die a3 ode die a1 bin mir nicht mehr sicher.
ich bin an einer unfallstelle vorbeigefahren. natürlich im schleichtempo. war auf der anderen straßenseite.die a autos vor mir waren so langsam wegen der schaulust. es waren 6 autos darin verwickelt. die polizei mehrere feuerwehrwagen und auch krankenwagen waren schon vor ort.
ich habe noch genau dieses bild vor augen. einen davon haben sie auf dem boden wohl versucht zu reaminieren. sah sehr schockierend aus. ineinander verkeilte autos. blut und der gleichen.
das ganze hat mich eine zeitlang sehr intensiv begleitet.
ich denke das die gesamtsituation bei dir soetwas wie einen inneren schock ausgelöst hat den du nun verdauen mußt. aber negative energie ? na ja, das glaube ich eher weniger.

Seh ich so wie Outsider.

Die Konfrontation mit der Vergänglichkeit unserer Existenz ist (zumindest für die meisten von uns) nichts alltägliches und ruft daher ganz besondere psychische Reaktionen hervor.

In Verbindung mit einem Unfall der an sich schon an unserer ansonsten - zumindest gefühlten - Unverwundbarkeit rüttelt intensiviert sich das noch um einiges.

der tot an sich war mir damals nicht neu. hatte aushilfsweise bei einem bestatter gearbeitet ^^ aber das gesamtbild der zerstörung und der versuch jemanden zu retten konnte man damit nicht vergleichen. doch eine situation für das köpfchen was verdaut werden mußte.

Outsider schrieb:aber das gesamtbild der zerstörung und der versuch jemanden zu retten konnte man damit nicht vergleichen. doch eine situation für das köpfchen was verdaut werden mußte.

Ja klar, so eine Extremsituation ist ein bisserl was anderes als eine ruhige, friedlich schlummernde scheinende Leiche.

Outsider schrieb:hatte aushilfsweise bei einem bestatter gearbeitet

Bei den Fishers aus Six Feet Under?^^

lol* nene ich denke da hätte ich nicht angefangen.
ein ganz normales bestattungsunternehmen was hier ansässig ist.
aber das mit den ruhigen toten sag mal nicht so laut. das schlimmste was ich dort erfahren hatte war eine alte oma die versucht hatte hinter ihrem elekro ofen in der küche einen teelöffel herauf zu holen. mit dem resultat das sie mit dem kopf voran hinter dem ofen eingeklemmt war.
2 wochen später durften wir sie aus der wohnung holen.
DAS verstehe ich nicht unter "ruhige friedliche leichen".

das war im sommer !!

Kommt natürlich auch vor - aber ist wohl nicht die Regel (außer bei den Fishers^^).

Dennoch was anderes als quasi live beim Tod dabei zu sein wenn es in unmittelbarer Nähe passiert.
Zu wissen da vorne stirbt jetzt gerade ein Mensch, nur wenige Meter vor mir - da kann nicht jeder mit um.

genau so ist es. wenn du zu einem toten hin mußt ist es zwar überwindung. aber eben jemand der tot ist. und in den oben geschilderten situationen stirbt gerade jemand wenn du dabei bist. empfinde ich als wesentlich schockierender

Havarierte Motorradfahrer haben oft unschönes an sich,ich war mit nem Kumpel unterwegs und hundert Meter weiter krachte es,da hat wohl ein Autofahrer die Vorfahrtsregeln nach Gusto umgebogen,der Biker nahm dann noch den Ampelmasten mit.
Der Typ mit dem ich unterwegs war ist Anästhesist,uns rann das Leben unter den Fingern davon,er diagnostizierte einen Leberriss lethalen Ausmasses...aber selbst ohne diese finale Verletzung gabs noch Gründe genug draufzugehen.Naja,der Tag wie auch der folgende ist erstmal versaut.In den lacandonischen Wäldern ist jemand auf ne Mine gelatscht,ist schon ein seltsames Gefühl wenn der Kopf um Zentimeter von einem abgerissenen,umherfliegenden Schienbein verfehlt wird,bei solchen Gelegenheiten wurden schon Leute geköpft

bei uns in der City gabs vor ein paar Tagen auch einen Motorradunfall...da kam auch gleich der Leichenwagen. Das ist das Problem beim Motorrad...gegen ein Auto null Chance. Ich merke immer wieder sobald die Sonne rauskommt das die Menschen leichtsinnig werden auf der Strasse.

Unfälle mit enstellten oder gar auseinandergerissenen Leichen sind schon heftig. Natürlich ist es ein schlimmes Gefühl sowas zu sehen bzw auch mitzuerleben. Eine Situation die man eben nicht kennt und schwer zu verstehen ist finde ich. Bei mir spielt sich da immer sowas wie ein Film ab...hm...schwer zu beschreiben.

Ich habe schon sehr viele tote Menschen gesehen, nur nicht auf diese Weise wie ein Feuerwehrmann oder Polizist. Aber man sieht es sofort...wenn es so ist. Daher ist es wichtig das alle psychologische Betreung bekommen.

der Tot dein ständiger Begleiter....

Tod^^...letzter Satz...

Möglicherweise liegt es daran, dass wir vom Tod, zumal vom gewaltsamen, glücklicherweise "entwöhnt" sind.
Jemand in unserer Familie oder im Freundeskreis stirbt, für gewöhnlich, mehr oder weniger "friedlich" im Bett.
Kommen wir an einer Unfallstelle vorbei, sind die Teile meist schon eingesammelt und die Toten abtransportiert, zumindest aber abgedeckt.

In Actionkrachern sehen wir dutzende oder hunderte von Menschen sterben. Aber das ist Hollywood und dient der Unterhaltung ebenso, wie das "Umlegen" von Schurken am PC.

In Nachrichtensendungen blendet man Tote inzwischen meist aus, um den Zuschauern nicht das Abendprogramm zu vermiesen.

Umgang mit Toten haben hierzulande eigentlich nur Feuerwehrleute, Rettungsärzte und -sanitäter, Polizisten, Mitarbeiter in medizinischen oder pflegedienstlichen Einrichtungen. Und Bestatter.

So ist es für viele ein Schock, einen toten Menschen zu sehen.
Das Schlimme daran ist, dass man, offenbar aus Selbstschutz, irgendwann abstumpft. Ein Toter ist eine Tragödie, alles darüber hinaus Statistik. Die nimmt man dann nur noch zur Kenntnis, findet sie offengestanden eher lästig, als das man sie bewusst wahrnimmt.

Aber trotzdem lassen Dich die Bilder nicht los. Irgendeine versteckte Kamera im Kopf hat sie festgehalten und lässt sie zu den unpassenden Zeiten wieder raus.

Wenn ich beim Schlachter oder im Supermarkt an der Fleischtheke stehe, kostet mich das Überwindung. Dann tauchen Bilder auf von einem Brunnen im Lager Tal al-Zaatar in Beirut im Sommer 1976 auf. Eine einzige Mörsergranate verwandelte eine Gruppe von Frauen und Kinder in einen Haufen brüllender Fleischstücke. Anders kann man es nicht nennen.

Grillparties meide ich, weil mich der Geruch an einen Mann erinnert, der am gleichen Ort mit dem Oberkörper aus dem Fenster eines getroffenen Autos hing und schrie, während sein Unterkörper schon brannte. Keine Chance, ihn herauszubekommen. Solche Bilder und Gerüche prägen sich ein. Die vergisst Du nie in Deinem Leben.

Aber irgendwann ist der Tod so allgegenwärtig, dass Du nicht mehr erschrickst, wenn Du auf einen Toten trittst. Du achtest nur noch drauf, aus welcher Richtung der Wind weht, wenn Du etwas zu essen runterwürgen willst. Menschenleben verlieren rasch an Wert. Du erlebst eine nahezu inflationäre Entwertung - auch der eigenen Menschlichkeit, weil Deine menschlichen Gefühle sich im Verwesungsgeruch aufzulösen scheinen.

Die Pressemeldung.

Zu schnell
21-jähriger Motorradfahrer tödlich verletzt

Karlsdorf-Neuthard - Tödliche Verletzungen erlitt ein 21 Jahre alter Motorradfahrer am gestrigen Donnerstagabend auf der A5. Der junge Kradfahrer war auf dem linken Fahrstreifen in Richtung Süden unterwegs, als er in Höhe von Karlsdorf-Neuthard infolge überhöhter Geschwindigkeit ins Schlingern geriet und auf die Fahrbahn stürzte. Anschließend rutschte er mit dem Motorrad nach rechts über die Fahrbahn und prallte gegen einen Standfuß der rechten Leitplanke. Dabei zog er sich tödliche Verletzungen zu und verstarb an der Unfallstelle.

Das Motorrad schleuderte im weiteren Verlauf nach links und kam an der Mittelleitplanke zum Liegen. Die A5 musste kurzfristig voll gesperrt werden. Danach konnte der Verkehr zunächst auf einem und wenig später auf zwei Fahrstreifen wieder freigegeben werden. Die vollständige Freigabe erfolgte gegen 22.35 Uhr. (pol)

schei** erinnerungen doors,

wir westeuropäer konnen uns glücklich schätzen so etwas in den letzten 60 jahren nicht mitbekommen zu haben.
das bewußte erleben von gewalt, krieg, und tod ist immer mit psychischen nachwehen verbunden die einen zumeißt das restliche leben begleiten. auf die eine oder andere art. gerade die kleinen dinge die sich dabei abspielen bleiben haften. das ein oder mehrere menschen umgekommen sind weniger, aber zerfetzte körper. der geruch von verbrannten fleisch. das schreien von menschen. die eigene hilflosigkeit in diesen momenten. ich wünsche meiner familie niemals ein solches erlebnis
ich wünsche es keinem egal wo er lebt.

das beste beispiel momentan in asien die überschwemmung, das erdbeben. wir lesen es, sehen im tv manchmal auch bilder dazu. doch das wahre ausmaß, dass können wir nicht begreifen. weil wir ähnliches fast nie erleben besonders in dieser größenordnung nicht.

ich möchte mit dir nicht tauschen wollen doors.


@ demlicz und wie geht es dir heute? immer noch das gefühl da wäre eine "negative energie" gewesen?
oder siehst du es heute etwas anders?

Hallo Outsider,

das Erleben war da, na klar. Wenn ich an den Moment zurückdenke, kann ich dieses Gefühl auch "nachvollziehen". Wahrscheinlich ist es eben der Moment der Realisation, dass dort gerade das Leben eines Menschen zu Ende gegangen ist.

Nun denn,

Viele Grüsse,

Demlicz.

Intuition as ever!!!!