Schulte Jesus die vegetarische Ernährung?
09.04.2008 um 11:37
Ich stelle mal eine andere Auslegung der wundebaren Fisch - und Brotvermehrung Jesus aus der Bibel rein, die schön zeigt, dass man nicht alles wörtlich nehmen kann, wie es in der Bibel steht. Jesus predigte gern in "Bilderspachen", diese Fisch - Brotvermehrung könnte so eine sein. :)
Die wunderbare Brot und Fischvermehrung
Eine bekannte Erzählung, um die es heute geht. Jesus macht aus fünf Broten und zwei Fischen 5ooo Menschen satt. Ja, vertraut ist uns die Geschichte, geradezu selbstverständlich, so dass man kaum mehr nachfragen möchte. Es ist halt ein Wunder, eines von vielen, die Jesus zugeschrieben werden. Jesus vermehrt die Brote und die Fische auf wundersame Weise, obwohl das in der Geschichte so gar nicht gesagt wird. Geht es hier wirklich nur darum, dass Jesus Menschen satt macht. Welchen Sinn hat das Wunder, so habe ich mich schon immer gefragt, denn am nächsten Morgen werden sie ja doch alle wieder Hunger gehabt haben. Gut, es kann natürlich sein, dass das Wunder als Beweis für die besondere Macht Jesu dienen soll, doch warum flieht Jesus dann am Ende der Geschichte vor der Menge, die ihn ja immerhin zum Messias krönen will. Und so frage ich mich: welche Funktion hat denn diese Wundergeschichte, oder einfacher gesagt: was ist hier eigentlich das Wunder an dem Ganzen?
Liegt es wirklich am Verteilen der Brote und am Sattwerden der Menschen. Ich kann mir vorstellen, die meisten unter Ihnen werden sagen: Brote interessieren mich eigentlich nicht. Wenn, dann möchte ich schon lieber einen ordentlichen Schweinebraten. Oder wenn schon satt und zufrieden, dann bitte aber noch ein paar große Geldscheine dazu, denn Jesus macht's ja möglich. Doch mir widerstrebt die Ansicht, dass unser Herr die Menschen mit einem Zaubertrick bei guter Laune halten will.
Doch zurück zur Geschichte: 5000 Menschen haben sich um Jesus geschart. Das ist wie bei einem Musikfestival oder bei einem Fußballspiel. Man braucht Bratwurstbuden, Getränkestände und wohl auch einige Toiletten. Es wird spät. Die Leute sind von weit hergekommen, haben lange nichts mehr gegessen. Die Jünger fangen an, sich Sorgen zu machen. Außerdem ist es schon spät. Die Sonne wird bald untergehen. Also sagen sie zu Jesus: Schick sie doch endlich nach Hause. Damit wir sie vom Hals haben. Aber Jesus sagt: Warum denn? Gebt ihnen doch was zu essen. Das muss für die Jünger wie ein Witz gewesen sein. Denn mehrere Lastwägen an Lebensmitteln wären dazu nötig gewesen. Und Lastwägen gab es damals noch keine. Rein zufällig bemerken sie einen Burschen, der als einziger was im Rucksack dabei zu haben schien. Fünf Brote zwei Fische, immerhin, aber ein Picknick für alle wird daraus natürlich nicht.
Doch warum besteht Jesus darauf, dass die Menge zu Essen hat? Die Lage der Menschen dort um Jesus ist ja nun nicht gerade bedrohlich. Sie hätten ja nach Hause gehen können, und spätestens am nächsten Morgen hätten sie wieder einkaufen können. Verhungern hätte hier sicher keiner müssen. Wozu dann die wundersame Brot- und Fischvermehrung? Will Jesus eine Show abziehen? Ich denke nicht! Die Geschichte ist natürlich tiefgründiger.
Ob Jesus nun wirklich die fünf Brote und zwei Fische auf wunderbare Weise vermehrt hat und hinterher auch noch 12 Körbe voll übrig geblieben sind, das lassen wir mal beiseite. Denn ich denke, darum geht es hier nicht.
Lassen wir mal kurz die Person Jesu beiseite und richten unseren Blick auf eine andere Person in der Geschichte, die vielleicht oft übersehen wird: auf den Jungen, der den Rucksack mit den Broten und Fischen dabei hat. Denn da geschieht das eigentliche Wunder: Der Junge gibt seine Brote und Fische ab. Denn es sind ja immer noch seine Brote und seine Fische, die hier am Beginn des Verteilens stehen. Und nirgendwo wird gesagt, dass er das nicht freiwillig getan hat, ja er muss es offensichtlich sogar gerne getan haben, so muss man aus der Erzählung schließen.
Als der Junge seine Brote abgibt, da macht er eine Erfahrung, die jeder kennt, der gerne gibt: Es tut gut spendabel zu sein. Ich bin großherzig und das macht mich frei. Ich teile mit anderen und freue mich, dass es ihnen schmeckt. Sie sind mir dankbar, und ich fühle mich gut dabei. Ich bin satt und zufrieden bei diesem guten Gefühl. Und das beste ist: er muss andere wohl damit angesteckt haben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass von den 5000 keiner etwas zu essen mit dabei hatte. Die ansteckende Freude, die beim Geben entsteht. Das ist das eigentliche Wunder der Geschichte. Jeder hat das, auch vielleicht das wenige, das er nur hatte, auf den Tisch gelegt, und es reichte für alle. Auch für die, die nichts dabei hatten. Das Teilen bewirkt die wundersame Vermehrung. Wo es für einen langt, da langt es auch für zwei.
Dieser Satz ist ein Verdoppler, der die Menge Brote und Fische scheinbar wachsen lässt. Und so wurden alle satt, weil alle miteinander geteilt haben, weil es Freude machte, anderen abzugeben. Das ist das eigentliche Wunder der Geschichte.
Und Jesus? Welche Rolle spielt er dabei? Der Wunderkönig wollte er ja nicht sein. Dagegen hat er sich ja ausdrücklich gewehrt. Und deshalb sollten wir ihn auch nicht zu einem Wunderkönig machen. Von Vermehrung redet die Geschichte ja nicht, sondern von Verteilen. Und Jesus wusste von Anfang an, dass es für alle reichen würde. Es war ja seine Idee, die Menschen nicht nach Hause zu schicken. Er hat bewusst die Situation geschaffen, in der das Wunder passieren konnte. Er ist der Ausgangspunkt, der Anfang, der Anstoß dafür, dass Menschen miteinander teilen und so ein Stück des Reiches verwirklichen, das Jesus angekündigt hat.