Link: www.offroadkids.de (extern) (Archiv-Version vom 27.02.2008)Diese TV-Formate sind doch nicht anderes als Super-Nanny, Tine Wittler und wie diese ganzen "Das liebe Fernsehen hilft Dir armen Trottel Leben und die Voyeure feixen sich eins drauf"-Geschichten so heissen.
Versoffene Existenzen und hübsch-hässliche Junkies finde ich an jeder Strassenecke. Für eine handvoll Euro ist alles möglich.
Erinnert sich noch jemand an die BILD-Journalisten, die vor ein paar Jahren Schüler der Gesamtschule Mümmelmannsberg in Hamburg bezahlt haben, damit sie sich BILD-gerecht prügeln, um so einen Bericht über Gewalt an Schulen zu illustrieren.
Unabhängig davon gibt es in der Tat Strassenkinder in Deutschland.
Martina Köppl in ihrer Studie "Strassenkinder in Deutschland, Lateinamerika und Afrika im Vergleich":
"Obwohl es in Deutschland offiziell gar keine obdachlosen Kinder und Jugendlichen gibt heißt es von offizieller Seite, es gebe nur "weggelaufene Kinder" die aufgegriffen und untergebracht werden müssen. Man verleugnet sie, will nicht wahrhaben dass sie trotz allem existieren.
Obwohl keine genauen Zahlen bekannt sind (die Dunkelziffer ist sehr hoch), wird ihre Anzahl auf 1500 bis 2500 geschätzt. Kinder bis zu 16 Jahren haben in Deutschland das Recht auf Obdach und können dies notfalls auch einklagen. Das Jugendamt ist nach § 42, Abs. 2, 3 KJHG verpflichtet ihnen Obhut zu gewähren.
§ 42 Abs.2: "Das Jugendamt ist verpflichtet, ein Kind oder einen Jugendlichen in seine Obhut zu nehmen, wenn das Kind oder der Jugendliche um Obhut bittet (...)", Abs. 3:" Das Jugendamt ist verpflichtet, ein Kind oder einen Jugendlichen in seine Obhut zu nehmen, wenn eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen, die Inobhutnahme erfordert."
Ein Recht auf ein Leben auf der Strasse gibt es nicht."
(Ende des Zitats)
Die Hilfsorganisation "Offroad-Kids" (siehe Link)
schreibt auf ihrer Homepage u.a.:
"Bis zu 2500 Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geraten in Deutschland jährlich als Ausreißer auf die Straße. Die Anzahl an tatsächlichen Straßenkindern in Deutschland dürfte derzeit unter Berücksichtigung einer großzügig angenommenen Dunkelziffer bei etwa 300 Minderjährigen pro Jahr liegen.
Einen entsprechenden Ansatz verfolgt das ISA in seiner Expertise »'Straßenkinder' in NRW« (1994): »Die in der öffentlichen Diskussion hierzu gehandelten Zahlen sind jedenfalls (...) keine Grundlage hierfür. Hilfreicher ist hier schon eine Problembeschreibung, die auf den Angaben des Bundeskriminalamtes beruht.«
Das DJI vermeidet sowohl im Zwischenbericht zur Studie »Straßenkinder« (1995) wie auch in der Abschlussveröffentlichung »Endstation Straße?« (1998) zwar beharrlich, konkrete Zahlen niederzuschreiben, wird aber in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (»Überleben für den Moment« / 03.06.1996) so zitiert: »Fachleute des Deutschen Jugendinstituts in München schätzen die Zahl der auf der Straße lebenden Jungen und Mädchen in Deutschland auf zwischen 3000 und 7000.« Diese Zahl nennt heute auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Da die Zahlen des DJI aus Gesprächen mit verschiedenen lokal operierenden Experten gewonnen worden sind, fehlt der überregionale Blickwinkel. Ein deutliches Ergebnis der mehrjährigen Beobachtung von Straßenkindern an verschiedenen Orten ist, dass die meisten bereits mehrere Städte aufgesucht haben. Mehrfachzählungen in Anlaufstellen sind daher die Folge."
Mehr über Dimensionen, Beweggründe und Hilfsangebote finden sich auf der im Link genannten HP.