Älterwerden
14.12.2007 um 16:38
@ miyu: Du bist tatsächlich 49 Jahre? Das hätte ich niemals gedacht, ich habe dich immer mindestens 10 Jahre jünger geschätzt, alle Achtung! :)
Topic:
Durchschnittlich gesehen bin ich noch gar nicht alt, fühle mich aber manches Mal dennoch auf eine mir schwer in Worte zu fassende Weise älter als mein irdisches Datum es anzeigt, dies bitte ich nicht mit einem negativen Altersgefühl zu verwechseln sondern vielmehr im Sinne einer gewissen alterstypisch überschreitenden Allgemeinsicht zu verstehen (zumindest stelle ich dies subjektiv im Vergleich mit Gleichaltrigen fest). Möglicherweise liegt es daran, daß ich in recht komprimierter Zeit viele innerliche Erfahrungen gesammelt habe die mich zum einen sehr prägten und zum anderen neue Denkhorizonte öffneten.
Das Phänomen der schneller vergehenden Zeit ist auch mir nicht verborgen geblieben, ganz im Gegenteil empfinde ich selber auch alles als von Jahr zu Jahr schneller, ja gar rasender werdend und bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß es sich bei diesem Phänomen keineswegs nur um rein subjektive Einbildung, bedingt durch ein zunehmendes Alter, handelt. Weil ich dieses Thema aufgrund meiner eigenen Zeitempfindung/-erfahrung als sehr interessant befinde, habe ich mich mit vielen Menschen von jung bis alt darüber unterhalten und etwas doch recht erstaunliches dabei festgestellt: so gut wie alle Menschen jeder(!) Altersgruppe stimmten mir zu, daß sich irgendetwas Unbenennbares, dem Verstand nicht Zugängliches aber doch mit der Empfindung Wahrzunehmendes mehr und mehr anhand dieses Gefühls der rasenden Zeit bemerkbar macht – ganz unabhängig von zunehmenden Alter, was diese Erklärung zu einem großen Teil wegfallen läßt.
Hier muß ich nun etwas zur näheren Erläuterung anführen, welches für mich zur Überzeugung geworden ist.
Meiner Empfindung nach ist die Zeit nicht das, wofür wir sie halten.
Wir benennen sie als etwas, das sich ständig fortbewegt, sich wie ein stetig fließender Strom voranbewegt und uns darin mit sich trägt.
Ich meine aber, daß diese Ansicht nur unserer eigenen Begrenztheit entspringt, ebenso, wie es mit dem Dualismus der Fall ist, und die Zeit etwas ganz anderes ist als wir zu erkennen meinen.
Das Leben ist Rhythmus und ohne diesen Rhythmus, dem die Bewegung innewohnt, gäbe es keine Fortbewegung, keine Entwicklung, sondern nur den Stillstand, den Tod -- was aber, wenn nicht die Zeit sich bewegt, sondern nur wir, und wir dies aufgrund eingeschränkter Wahrnehmungsweisen nicht verstehen können?
Angenommen, die "Zeit" wäre eine feste, unendlich lange Masse, so bräuchten wir sie nur in gewisse Abstände einzuteilen welche wir durchschreiten, und schon entstände das Gefühl, etwas würde sich bewegen.
Wenn Zeit eine feste Form ist welche in ihrer Dichte zwar von Dimensionsebene zu –ebene variiert aber in ihrer Grundform bestehen bleibt, sind wir es, von denen die eigentliche Bewegung ausgeht.
Menschen werden geboren, reifen, altern, sterben; Zellen arbeiten, wehren ab, zerfallen, Neue werden gebildet; Planeten umkreisen in immer gleichmäßigen Rhythmen ihre Sonnen, ganze Galaxien werden geboren um in ferner Zukunft wieder zu sterben -in allem ist der Rhythmus enthalten, vom gesamten Kosmos bis hin zu den winzigsten Elementarteilchen.
Da wir diese Bewegung aber nicht ständig wahrnehmen, kommt es uns so vor, als würde sich etwas außerhalb von uns bewegen, was wir eben die Zeit nennen, nicht merkend, daß WIR uns dabei doch ständig, in jeder Sekunde, bewegen, in einem unabänderlichen, ewigen Rhythmus.
Eine jede Form beinhaltet ihren eigenen Rhythmus, ob es sich dabei nun um eine Lebendige handele oder nicht, alles ist stetig in unaufhörlicher Bewegung, eine Bewegung, welche wir aber aufgrund unserer Nähe zu manchem Geschehen nicht begreifen können, da sich Manches erst mit einem gewissen Überblick erkennen läßt.
Etwas wird schneller, etwas das sich nicht auf die Zeit sondern auf uns auswirkt, was wir darum auch immer intensiver spüren.
Viele Menschen fühlen es unbewusst oder manche bereits bewusster und bringen es in Verbindung mit diversen anderen Geschehnissen. In jedem Fall kann diese Veränderung ein Ansporn zu uns sein, uns auf das Wesentliche zu besinnen und seelisch „mal so richtig Gas zu geben“ – es käme sicherlich vermehrt Gutes dabei heraus.
Ich denke wir alleine sind es letzten Endes, die die Qualität und das Empfinden des Älterwerdens bestimmend lenken können, indem wir uns Gedanken machen die tiefer gehen als uns die sichtbare Welt für gewöhnlich an ihrer Oberfläche abprallen läßt. Es kommt weniger darauf an, wie lange man etwas unternimmt, sondern WIE man es tut, mit welcher Intensität und Hingabe.
Soviel zu meinen Gedankengängen, und in diesem Sinne: „nutzt die Zeit“! :)