Vor Weihnachten mehr Mitleid für Bettler?

@SECRET
Es ist genug, such dir bitte einen anderen Thread für deine Ausfälligkeiten.

songbird schrieb:von deren Schicksal man einfach auch mal den Hut ziehen kann, wenn man ihre Geschichte kennt.

Hätte man nicht noch mehr Respekt davor, wenn sie sich in einer noch so ausweglosen Situation aufgebäumt hätten, um zu sich selbst zu sagen: "Ich bin Mensch, ich will leben, ich bin zur Zeit schwach (Mensch), aber stark genug, um mir Hilfe zu holen/akzeptieren."?

Haette, koennte, sollte, muesste ... der Mensch ist Individuum und fuer jeden gibt es eine individuelle Loesung der eigenen Probleme. Sicher darf man nicht alle in einen Topf werfen, aber man darf auch nicht vergessen, dass der Einzelne fuer sich und sein Schicksal selbst verantwortlich ist und dass er auch seinen eigenen Weg aus der Krise finden muss und nicht den Kopf in den Sand stecken und auf den Zug ins bessere Leben warten darf.
Wer heute auf der Strasse sitzt, kann schon morgen beim Amt sitzen und uebermorgen in einer Unterkunft und im Januar in seiner Wohung. Aber er muss den ersten Schritt zum Amt eben selbst machen, das kann kein anderer fuer ihn uebernehmen.

@ Maxwell
Manche,Max, die schaffen das nicht aus sich selber heraus. Hab einige kennen gelernt und ihre Schicksale. Und was mich an meinen lieben Mitmenschen oft gestört hat, war die abfällige Art, wie sie sich über die Obdachlosen äussern. Wenn einer in den bahnhof geht, um sich aufzuwärmen, dann ruft man lieber die Bahnhofspolizei, damit das saubere Stadtbild nicht gestört wird, respektive die Touris nichts mitbekommen!
Wenn du von vornherein weisst, dass du einen Tritt bekommst, dann fehlt dir einfach irgendwann die Kraft, der Mut, aufzustehen und nochmal um Hilfe zu bitten.
Ich kenne allerdings auch zwei, die es so weit wieder auf die Füße geschafft haben, dass sie von sich aus ein ganz winzig kleines Einkommen OHNE Sozialhilfe beziehen.
Sie sind der Ansicht, lieber unter der Brücke untereinander zu leben,notdürftig eingerichtet und geduldet ....in einer oberbayrischen Kleinstadt...ohne das Sozialamt und damit die Staatskasse...sich von dem zu ernähren, was sie freiwillig bekommen, verkaufen in Zügen gebrauchte Bücher....bis die Kontrolleure sie erwischen und wieder rauswerfen....
Und davor ziehe ich den Hut.

Liebe Cathy, sie warten nicht auf ein besseres Leben....spreche von denen, die ich kenne....siehe mein post an Maxwell
Grüße

Ihr redet euch viel zu einfach, wie typische Unbetroffene eben. Es ist wie mit Drogentherapie. Theoretisch müsste es keine Drogensüchtigen geben, aber es gibt sie aus den verschiedensten Gründen ...

@Cathryn

Sinngemäß hab ich das schon auf Seite 1 dieses Fredds geschrieben, aber es kommt hier wohl nicht so gut an auf bestehendes Recht hinzuweisen...;)

An sich sollte man die Spendabilität nicht vom Weihnachtsfest abhängig machen - die Leute haben ja nicht nur in der Adventszeit Hunger...
aber gerade in dieser Zeit, wo man in den einkaufszentren und Fußgängerzonen rumläuft, in Liebe an die Angehörigen denkt und mit viel Einfühlungsvermögen die Geschenke für sie einkauft, mutet es doch seltsam an, nicht auch einem wirklich Bedürftigen etwas zu schenken bereit zu sein.

Vor vielen Jahren, vielleicht vor 10 oder 15, stand ich mal an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt, wo Kerzen verkauft wurden. Eine etwas verrückte alte Dame hatte sich geradezu verliebt in so ein koboldartiges Kerzenmännchen, das 20 DM kosten sollte. Ich war nicht reich, aber diese Summe hatte ich Portemonnaie. Sie stellte es nach vielen netten und anerkennenden Worten zurück und wandte sich ab. Und ich sah zu und tat nichts. Nicht aus Geiz. Aus Schüchternheit.
Ich wünsche mir diese Situation SO SEHR zurück, und ich wünsche mir, daß ich dann auch wieder genug Geld für so ein kleines Geschenk bei mir habe...

@yoyo
Er hat damit angefangen er ist selber Schuld! Aber gut jetzt ist er ja weg...

@ LuciaFackel

Das ist echt eine suesse Geschichte. ich denke ich haette es auch erst im Nachhinein geschnallt, dass das eigentlich die Gelegenheit fuer eine richtig gute Tat gewesen waere.

Ich war als Teenie mal auf dem Rummel und hab an der Schiessbude diesen riesigen, furchtbar haesslichen Hasen gewonnen, der einfach nur schrecklich neongruen und eine Beleidigung fuer's Auge war. Ein paar Meter weiter war diese Familie mit den vier kleinen Kindern, die Mama und Papa anflehten, ihnen doch eine Kleinigkeit zu kaufen und als ich die Mutter hoerte "Wir haben aber kein Geld fuer Spielzeug", da bin ich einfach auf die Familie zu und hab dem Vater den graesslichen grossen Kitschhasen in die Arme gedrueckt. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah, aber als ich die Augen seiner Frau gesehen habe, da wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war.
Anschliessend hab ich mich schnell aus dem Staub gemacht, bevor die auf die Idee kommen konnten, mir das Vieh vielleicht zurueck zu geben.

@LuciaFackel

lernen und leben

war sicher nicht die letzte chance und schlieslich lernt man auch aus solchen sachen

@songbird

Teilweise mag ich dich verstehen. Aber seien wir doch mal ehrlich: Auch sogenannte Bahnhofswächter sind nur Menschen, die kennen ihre Pappenheimer mit den Jahren, welche mit der Zeit auch "resistent" gegenüber angebotener Hilfe werden. Doch sogenannte "Neuankömmlinge" werden von dem Personal bei uns nett auf eine heiße Tasse Kaffee ins Büro gebeten, einfach nur zum Reden, um Alternativen aufzuzeigen. Das Resultat dieser Hilfsbereitschaft belegen die "alt Eingesenen"...

Eingesessenen

Ich gebe Geld hauptsächlich aus zwei Gründen.

1. Wenn ich das Gefühl habe jemand braucht wirklich dringend Nahrung oder irgendwas dergleichen
2.Um den Bettler loszuwerden.

Zweiteres trifft ehrlich gesagt wesentlich häufiger zu. Wenn ich jemanden mit ner Schnapsflasche durch die Gegend laufen sehe bekommt er von mir garnichts...

Zur Sache der Unterbringung nach dem Sozialgesetz, bzw Hartz IV:
Für arbeitswillige notdürftige Menschen kein Problem.

Auch kein Problem,wenn man krank ist und deswegen nicht mehr arbeiten kann.

Bedingung aber ist, eine ärtztliche Behandlung zu akzeptieren, soweit diese möglich ist und eine heilung, Besserung, Arbeitsfähigkeit zu erstreben.

Hängt aber ein Obdachloser erstmal kräftig an der Flasche oder Spritze, dann hat er sowieso so gut wie verloren.

Es hängt nun alles an ihm, sein Leben zu ändern oder auf der Strasse zu verrecken.

Viele versauen sich einfach alle durch ihren ewigen Suffzustand.

Und bei mir bekommt kein Bettler nur 1 Cent, der eine Flasche in der Hand oder neben sich liegen hat.


Und manchmal diskutiere ich das sogar mit ihm aus.

Ich frage dann, warum er sich das Leben so versaut mit seinem scheiß Alkohol.


.Als Antwort kommt sehr oft" Ich kann jederzeit aufhören.Das Leben ist doch geil ich bin frei hier in der schönen Natur, muß morgens nicht früh aufstehen, Party Party . usw..."



Es kam auch mal ein Spruch, der da lautete: " was willst du eigentlich? Dieser Staat darf niemanden verhungern lassen. Bist selber schuld. Kannst dich ja neben mich setzen und das Leben genießen."
Da kommt mir aber die Galle hoch!!

Fakt ist:
Wer in Deutsche Arbeitsagenturen oder Sozialämter im angetrunkenen oder zugedröhnten Zustand erscheint, dem dürfen und tun die Angestellten der Ämter die Bearbeitung versagen und sogar ein zeitlich begrenztes Hausverbot erteilen.

Wer es aber schafft, nüchtern in solch einer Instituition bis zum Sachbearbeiter durchzukommen, der bekommt entweder erstmal eine Obdachlosenunterkunft ( kasernenähnlich mit bis zu 6 Leuten pro Zimmer und gemeinsamer Küche und Waschraum oder in kleineren Städten und Gemeinden in eine speziell dafür vorgesehene Sozialwohnung, bzw Wohngemeinschaft mit strenger Hausordnung.

Bei den Sammelunterkünften fliegen schon mal viele Obdachlose schnell wieder raus, weil sie auf den Stuben Alkohol trinken und nach 1 Abmahnung beim 2. Erwischtwerden endgültig fliegen.

Wer das Glück hat, in eine Sozialwohnung oder Wohngemeinschaft zu kommen, dem stehen sehr harte "Bewährungsauflagen" bevor: Er muß an einem Alkohlentzug innerhalb einer bestimmten Zeit aktiv teilnehmen.
Er muß jede Arbeit annehmen, ob es nun eine ABM der Gemeinde ist, ein 1 Euro Job oder irgendeine ander minderwertige Beschäftigung. Wer das nicht durchhält fliegt meist für immer raus .
Er muß also guten Willen zeigen.
Zeigt er aber Unwillen dann können alle Sozialleistungen auf Dauer gestrichen werden.
Ihm bleibt nichts anderes übrig, als wie ein Landstreicher von Gemeinde zu Gemeinde zu ziehen und sich pro Tag 6 Euro beim Sozialamt abzuholen.

Es hat auch mal kurze Zeit den Versuch gegeben, Obdachlosen eine Wohnung und ein Girokonto zu beschaffen, auf das die zu bezahlende Miete und etwas Geld zum Leben bezahlt wurden, damit sich diese Leute wieder an ein geregeltes Leben und den geregelten Geldumgang gewöhnen.
Leider wurden auch bei diesem Projekt die vernünftigen Leute von den anderen mit in den Dreck gezogen und mitbestraft und das Projekt nach einigen Jahren beendet.
Es waren nämlich viele Leute dabei, die nur ihren Wohnungen geschlafen haben und tagsüber mit der eigentlich zu zahlenden Miete große Saufgelage in den Parks gefeiert haben. das haben sich die Vermieter natürlich nicht lange gefallen lassen udn die Leute vor die Türen gesetzt.
Solange in Deutschland der billigste Schnaps unter 10 Euro pro Flasche kostet und Bier für wenige Cents verkauft wird, werden wir diese Probleme auch nicht los.
ganz im genbteil: Jeden Tag wird ein neuer 13-oder 14 jähriger zum Alkohol verleitet und landet eventuell desweegn mal auf der Strasse.

Sachspenden wie Lebensmittel halte ich auch fuer sinnvoller. Bevor das Geld fuer Alkohol rausfliegt, wuensche ich dem anderen aber lieber was zwischen die Zaehne. Wenn ich nichts essbares dabei habe und in Eile bin, gibts das, was ich gerade in der Manteltasche finde, paar 10-Cent-Stuecke sind da meistens drin. Aber wenn ich Zeit habe, dann biete ich dennoch an, ne Bratwurst oder so zu besorgen.

Hier bin ich bis jetzt erst einmal einem Obdachlosen begegnet. Das war vor einem Wendy's in NY. Dem hab ich nen Burger spendiert. War zwar etwas verwundert, hat sich aber dann wohl doch gefreut.

@Cathryn
Ín der USA sind manche Menschen wohl insgesamt auch deutlich schlimmer drann als in Deutschland.

@ The.Secret

Aber auf jeden Fall!
Da ist nichts mit Sozialwohnung oder Tagesgeld.
Da heisst es arbeiten oder verhungern.
Krankenversicherung vom Staat gibts auch nicht.
Eigentlich gibt es fast nichts.
Da ist man in Dtl. deutlich besser dran.

In den USA gibts auch kein soziales Netz mit doppeltem Boden...

Nein, definitiv nicht. Das ist eine vollkommen andere Welt.