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Die Manipulation des Menschen
18.10.2007 um 00:21In einem an der Universität Yale durchgeführtem Experiment beeinflussten Psychologen das Urteilsvermögen von nichtsahnenden Versuchspersonen, indem sie ihnen eine Tasse Café reichten. Die Teilnehmer der Studie, allesamt Collegestudenten, hatten keine Ahnung davon, dass ihre sozialen Instinkte dadurch gezielt manipuliert wurden. Auf dem Weg zum Labor stießen sie in einen Laborassistenten, der Lehrbücher, Unterlagen und eine Tasse heißen oder kalten Cafés in den Händen hielt und sie um Hilfe beim Tragen der Tasse bat.
Das war alles, was nötig war: Jene Studenten, die beim Tragen einer Tasse mit kaltem Eiskaffee halfen, bewerteten eine hypothetische Person, über die sie später lasen, als sehr viel kälter, weniger sozial und egoistischer, als ihre Mitstudenten, die dem Laborassistenten vorübergehend eine Tasse heißen Schokocafés hielten.
"Forschungsergebnisse" wie diese häufen sich, so unglaublich sie auch scheinen, in den letzten Jahren immer mehr in der psychologischen Forschung. Neue Studien haben herausgefunden, dass Menschen gründlicher aufräumen, wenn ein feiner Duft von Reinigungsmittel in der Luft liegt. Sie werden konkurrenzfähiger, wenn eine Aktentasche in Sicht ist und kooperativer, wenn sie Wörter wie "verlässlich" oder "Unterstützung" flüchtig erspähen, alles jedoch ohne sich über eine Veränderung bewusst zu sein, oder was diese verursachte.
Psychologen sagen jedoch, dass das Beeinflussen von Menschen auf diese Art und Weise keine Form der Hypnose oder gar unterschwelliger Verführung sei. Vielmehr demonstriere es, wie alltägliche Beobachtungen, Gerüche und Geräusche selektiv Ziele oder Beweggründe von Personen aktivieren können, die sie bereits haben.
Auf einer fundamentalen Basis offenbaren uns diese neuen Studien ein unterbewusstes Gehirn, dass bei weitem aktiver, zielgerichteter und unabhängiger arbeitet, als zuvor bekannt war. Ziele, sei es zu essen, sich zu paaren oder einen Eiskaffee zu genießen, sind wie neuronale Softwareprogramme, von denen immer nur eines laufen kann. Das Unterbewusstsein ist perfekt dazu in der Lage, das Programm auszuführen, das es auswählt.
Das gegenseitige Wechselspiel zwischen den unbewussten Entscheidungen und unseren rationalen, bewussten Absichten kann dazu beitragen einige der rätselhaftesten Verhaltensweisen zu erklären, beispielsweise wie wir großzügig in einem Moment und geizig im nächsten Moment sein können.
"Wenn es um unser Verhalten von einem Moment zum anderen geht, lautet die große Frage, 'Was tue ich als nächstes?'", sagt John A.Bargh, Professor der Psychologie an der Yale Universität und Mitgestalter der Café-Studie. "Wir finden heraus, dass wir diese unbewussten Verhaltens-Leitsysteme besitzen, die uns den ganzen Tag über ununterbrochen mit Vorschlägen darüber versorgen, was wir als nächstes tun könnten und das Gehirn wägt diese ab und befolgt sie oft, noch bevor wir sie bewusst wahrnehmen. Manchmal sind diese Ziele in Übereinstimmung mit unseren bewussten Absichten und manchmal sind sie es nicht."
Die Manipulation des Unterbewusstseins
Die Idee unterschwelliger Beeinflussung stößt bei Wissenschaftlern auf geteilte Meinungen. Im Jahr 1957 behauptete ein amerikanischer Werbeagent namens James Vicary, er habe den Verkauf von Coca Cola und Popcorn in einem Kino in Fort Lee, New Jersey, gesteigert, indem er während einer Filmvorstellung für kurze Momente heimlich die Worte "Eat Popcorn" und "Drink Coke" einblendete, ohne dass man dies jedoch bewusst wahrnehmen konnte. Werbeträger und Regulierer bezweifelten seine Geschichte jedoch von Anfang an. In einem 1962 geführten Interview gestand Vicary, dass er die Ergebnisse erfunden hatte, um Aufmerksamkeit auf sein Unternehmen zu lenken.
Nachfolgende Untersuchungen von Produkten, die unterschwellige Verbesserungen für Eigenschaften, wie Erinnerungsfähigkeit oder Selbstbewusstsein versprachen, fanden ebenfalls keine nachweisbaren Auswirkungen dieser fragwürdigen Produkte.
Einige Wissenschaftler warnen ebenfalls davor, die Schlussfolgerungen der letzten Forschungen über die "Programmierung" unbewusster Absichten überzubewerten. Die neuen Forschungen "beweisen nicht, dass das Bewusstsein nie etwas tut", sagt Roy Baumeister, Psychologieprofessor an der Florida State Universität. "Es ist mehr so, als zeige man, dass man ein Auto auch ohne Schlüssel kurzschließen kann um den Motor zu starten. Das sind wichtige und potenziell nützliche Informationen, es beweist jedoch nicht, dass Schlüssel nicht existieren oder dass Schlüssel nutzlos sind."
Er und viele Wissenschaftler aus dem Bereich geben jedoch zu, dass die Beweise für das "psychologische Kurzschließen" überwältigend geworden sind. In einem im Jahr 2004 stattgefundenen Experiment ließ der Psychologe Aaron Kay von der University of Waterloo jeweils zwei Studenten ein Geldanlage-Spiel spielen, bei dem sich die Spielteilnehmer jedoch nicht sehen konnten.
Die Hälfte der Studenten saßen während des Spiels an einem großen Tisch, an dessen gegenüberliegender Seite ein Aktenkoffer und einelederne Aktenmappe lagen. Während des Spiels erwiesen sich diese Studenten als weitaus geiziger mit ihrem Geld, als jene, die in einem identischen Raum spielten, in dem jedoch ein einfacher Rucksack am anderen Ende des Tisches lag.
Die Präsenz der Aktentasche, die wahrgenommen, aber nicht bewusst bemerkt wurde, verursachte geschäftsbezogene Assoziationen und Erwartungen, so die Argumentation der Studienleiter. Diese ließen das Gehirn das angemessenste Programm ausführen: Wettstreit. Die Studenten selbst hatten kein Gefühl dafür, ob sie selbstsüchtig oder großzügig gehandelt hatten.
In einem weiteren im Jahr 2005 veröffentlichten Experiment setzten niederländische Psychologen Studenten in kleine Kabinen, um sie dort einen Fragebogen ausfüllen zu lassen. Versteckt im Raum befand sich ein Gefäß mit Wasser und einem Spritzer Zitronen-Reinigungsmittel, das einen schwachen Duft verbreitete. Nach dem Abschließen der Fragebögen aßen die Studenten einen Snack, einen krümeligen Keks, den die Mitarbeiter des Labors anboten.
Die Wissenschaftler filmten die Snackpause heimlich und stellten fest, dass diese Studenten ihre Krümel dreimal öfter aufwischten, als eine Vergleichsgruppe, die den selben Fragebogen in einem Raum ohne Reinigungsmittelgeruch ausgefüllt hatte. "Das ist ein wirklich großer Effekt und ihnen war absolut nicht bewusst, dass sie es taten", sagt Henk Aarts, Psychologe der Utrecht University und Autor der Studie.
Die selben neuronalen Schaltkreise
Der Alltagsbeweis für diese unbewussten Effekte ist jedem bekannt, der schon einmal durch den Regen zu seinem Auto hastete und anschließend mit überhöhtem Tempo fuhr, oder sich auf den Weg machte, um Wäsche abzuholen und stattdessen mit Wein und Zigaretten, aber ohne gebügelte Hosen zurückkehrte.
Das menschliche Gehirn scheint beim Ausführen unbewusster Handlungen auf die selben neuronalen Schaltkreise zurückzugreifen, wie beim Ausführen bewusster Vorgänge. In einer Studie, die in der Maiausgabe des Science-Magazins vorgestellt wurde, führten englische und französische Neurowissenschaftler Gehirnscans von 18 Männern und Frauen durch, während sie ein für Geld ein Computerspiel spielten. Den Spielern wurde gesagt, dass sie umso mehr Gewinn behalten konnten, je fester sie einen Handgriff drücken, wenn ein Bild mit Geld auf dem Bildschirm erschien.
Wie erwartet, drückten die Spieler bei dem Bild eines britischen Pfundes stärker zu, als wenn das Bild eines Pennys aufblitzte, unabhängig davon, ob sie die Bilder, von denen viele unterschwellig vorbeiflogen, bewusst wahrgenommen hatten. Die Schaltkreise, die in ihren Gehirnen aktiviert wurden, ähnelten sich genauso: eine Areal namens Ventrales Palladium, war dabei immer besonders aktiv, sobald die Teilnehmer reagierten.
"Dieses Areal befindet sich in einem Bereich, den man früher auch als "reptilisches Gehirn" bezeichnete und der weit unter den bewussten Arealen des Gehirns liegt", sagte der Initiator der Studie Chris Frith, Professor der Neuropsychologie am College der Universität London.
Die Ergebnisse deuten auf einen "von unten nach oben" Entscheidungsprozess, in dem das Ventrale Palladium Teil des Schaltkreises ist, der zuerst die Belohnung gewichtet und dann entscheidet, ob er mit den höheren liegenden bewussten Regionen interagiert, so Dr.Frith.
Wissenschaftler haben Jahre damit verbracht die genauen neuronalen Regionen zu bestimmen, die für bewusstes Wahrnehmen zuständig sind, bisher vergebens. Es gibt jedoch wenig Zweifel daran, dass der Präfrontale Cortex, eine dünne äußere Schicht hinter der Stirn liegenden Gehirngewebes, maßgeblich daran beteiligt ist. Experimente wie dieses zeigen, dass dieser Gehirnbereich eines der letzten neuralen Areale sein könnte, das "mitbekommt", wann eine Entscheidung gefällt wird.
Von evolutionärer Sichtweise aus betrachtet ergibt diese von unten nach oben Rheinfolge Sinn. Die subcorticalen Areale des Gehirns entwickelten sich zuerst und unterstützten Individuen dabei sich zu verteidigen, zu fliehen oder zu jagen, lange Zeit bevor bewusste, typisch menschliche Schichten in der evolutionären Vergangenheit hinzukamen. In diesem Sinne können unbewusste Ziele als offene, sich anpassende Abläufe betrachtet werden, die sich an genetisch kodierten Programmen orientieren - automatische Überlebenssysteme.
In verschiedenen Studien haben Wissenschaftler zudem gezeigt, dass ein unbewusstes Ziel, sobald es "heimlich" aktiviert ist, mit derselben Entschlossenheit fortbesteht, die unsere bewussten Vorhaben auszeichnet. Studienteilnehmer, die darauf "programmiert" wurden kooperativ zu handeln, sind hilfsbereiter bei Gruppenaufgaben und stehen anderen Menschen häufiger helfend zur Seite. Genau umgekehrt verhält es sich mit denjenigen Personen, die darauf eingestellt wurden, aggressiv zu handeln.
Dies mag erklären wie jemand mit bester Laune auf einer Feier erscheinen kann und dann aus unbekanntem Grund - einem Familienbild an der Wand, einem politischen Kommentar, einem flüchtigen Blick - etwas mürrisch werden kann ohne die Veränderung selbst zu bemerken, bis später ein Freund ihn darauf anspricht. "Ich war unhöflich? Wirklich? Wann?"
Der Psychologe Mark Schaller von der University of British of Columbia in Vancouver hat Forschungen angestellt, die zeigen, dass wenn der Selbstschutzmechanismus aktiviert wird, beispielsweise einfach indem das Licht in einem Raum abgedunkelt wird, normalerweise tolerante Menschen mit weißer Hautfarbe, unbewusst häufiger dazu tendieren, Feindseligkeit in den Gesichtern schwarzer Menschen mit neutralem Ausdruck zu entdecken.
"Manchmal können unbewusste Effekte im gesamten Ausmaß stärker sein, als bewusste", sagt Dr. Schaller, "weil wir die Sachen, zu denen wir keinen bewussten Zugang haben, nicht beeinflussen können."
In einer Studie aus dem Jahr 2006 ließen Forscher Studenten der Northerwestern University sich entweder eine unmoralische Tat aus ihrer Vergangenheit noch einmal ins Gedächtnis rufen, wie zum Beispiel den Verrat eines Freundes, oder eine tugendhafte Tat, etwa das Zurückbringen verloren gegangenen Eigentums. Danach konnten sich die Studenten ein Geschenk aussuchen, ein Tuch oder einen Bleistift. Diejenigen, die sich an schlechtes Verhalten erinnert hatten, wählten doppelt so oft das Tuch, wie die anderen Versuchsteilnehmer. Sie wurden auf das psychologische Säubern ihres Bewusstseins "programmiert".
Nachdem Ihre Hände gesäubert waren, erklärten sich die Studenten seltener dazu bereit, ihre Zeit für eine Gemeinnützige Arbeit in einem Schulprogramm zu opfern. Ihre Hände waren sauber: das unbewusste Ziel wurde befriedigt und verdrängt, wie die Ergebnisse vermuten lassen.
Was Sie nicht wissen
Die Anwendung subtiler Kommandos auf sich selbst, ist wie der Versuch, sich selbst zu kitzeln, behauptet Dr. Bargh. Diese Art der Manipulation funktioniert nicht, wenn man sich darüber bewusst ist. Das Manipulieren anderer ist zwar grundsätzlich möglich, gestaltet sich jedoch etwas prekär. "Wir wissen, dass Menschen genau das Gegenteil tun, sobald sie merken, dass sie manipuliert werden, es geht nach hinten los", sagt er.
Die Wissenschaftler wissen auch noch nicht genau, wann oder wie unbewusste Triebe plötzlich bewusst werden, oder unter welchen Umständen Menschen dazu in der Lage sind, sich mithilfe ihrer Willenskraft über versteckte Wünsche hinwegzusetzen. Millionen haben beispielsweise mit dem Rauchen aufgehört und eine ungezählte Anzahl von Menschen hat dunkleren Wünschen widerstanden, sich unanständig zu benehmen, die sie noch nicht einmal komplett verstehen.
Die Forschungen über die Beeinflussung und Manipulation des Unterbewussten mach jedoch eines klar: Wir sind nicht allein in unserem eigenen Bewusstsein. Wir sind in ständiger Begleitung eines unsichtbaren Partners, der mit starken Reaktionen auf die Welt antwortet, die nicht immer mit unseren eigenen Ansichten übereinstimmen müssen. Die Forschungen zeigen, dass diese Instinkte wirklich störend sein können, sie uns aber mindestens genausooft dabei unterstützen hilfbereit und aufmerksam gegenüber anderen Menschen zu sein.
Das war alles, was nötig war: Jene Studenten, die beim Tragen einer Tasse mit kaltem Eiskaffee halfen, bewerteten eine hypothetische Person, über die sie später lasen, als sehr viel kälter, weniger sozial und egoistischer, als ihre Mitstudenten, die dem Laborassistenten vorübergehend eine Tasse heißen Schokocafés hielten.
"Forschungsergebnisse" wie diese häufen sich, so unglaublich sie auch scheinen, in den letzten Jahren immer mehr in der psychologischen Forschung. Neue Studien haben herausgefunden, dass Menschen gründlicher aufräumen, wenn ein feiner Duft von Reinigungsmittel in der Luft liegt. Sie werden konkurrenzfähiger, wenn eine Aktentasche in Sicht ist und kooperativer, wenn sie Wörter wie "verlässlich" oder "Unterstützung" flüchtig erspähen, alles jedoch ohne sich über eine Veränderung bewusst zu sein, oder was diese verursachte.
Psychologen sagen jedoch, dass das Beeinflussen von Menschen auf diese Art und Weise keine Form der Hypnose oder gar unterschwelliger Verführung sei. Vielmehr demonstriere es, wie alltägliche Beobachtungen, Gerüche und Geräusche selektiv Ziele oder Beweggründe von Personen aktivieren können, die sie bereits haben.
Auf einer fundamentalen Basis offenbaren uns diese neuen Studien ein unterbewusstes Gehirn, dass bei weitem aktiver, zielgerichteter und unabhängiger arbeitet, als zuvor bekannt war. Ziele, sei es zu essen, sich zu paaren oder einen Eiskaffee zu genießen, sind wie neuronale Softwareprogramme, von denen immer nur eines laufen kann. Das Unterbewusstsein ist perfekt dazu in der Lage, das Programm auszuführen, das es auswählt.
Das gegenseitige Wechselspiel zwischen den unbewussten Entscheidungen und unseren rationalen, bewussten Absichten kann dazu beitragen einige der rätselhaftesten Verhaltensweisen zu erklären, beispielsweise wie wir großzügig in einem Moment und geizig im nächsten Moment sein können.
"Wenn es um unser Verhalten von einem Moment zum anderen geht, lautet die große Frage, 'Was tue ich als nächstes?'", sagt John A.Bargh, Professor der Psychologie an der Yale Universität und Mitgestalter der Café-Studie. "Wir finden heraus, dass wir diese unbewussten Verhaltens-Leitsysteme besitzen, die uns den ganzen Tag über ununterbrochen mit Vorschlägen darüber versorgen, was wir als nächstes tun könnten und das Gehirn wägt diese ab und befolgt sie oft, noch bevor wir sie bewusst wahrnehmen. Manchmal sind diese Ziele in Übereinstimmung mit unseren bewussten Absichten und manchmal sind sie es nicht."
Die Manipulation des Unterbewusstseins
Die Idee unterschwelliger Beeinflussung stößt bei Wissenschaftlern auf geteilte Meinungen. Im Jahr 1957 behauptete ein amerikanischer Werbeagent namens James Vicary, er habe den Verkauf von Coca Cola und Popcorn in einem Kino in Fort Lee, New Jersey, gesteigert, indem er während einer Filmvorstellung für kurze Momente heimlich die Worte "Eat Popcorn" und "Drink Coke" einblendete, ohne dass man dies jedoch bewusst wahrnehmen konnte. Werbeträger und Regulierer bezweifelten seine Geschichte jedoch von Anfang an. In einem 1962 geführten Interview gestand Vicary, dass er die Ergebnisse erfunden hatte, um Aufmerksamkeit auf sein Unternehmen zu lenken.
Nachfolgende Untersuchungen von Produkten, die unterschwellige Verbesserungen für Eigenschaften, wie Erinnerungsfähigkeit oder Selbstbewusstsein versprachen, fanden ebenfalls keine nachweisbaren Auswirkungen dieser fragwürdigen Produkte.
Einige Wissenschaftler warnen ebenfalls davor, die Schlussfolgerungen der letzten Forschungen über die "Programmierung" unbewusster Absichten überzubewerten. Die neuen Forschungen "beweisen nicht, dass das Bewusstsein nie etwas tut", sagt Roy Baumeister, Psychologieprofessor an der Florida State Universität. "Es ist mehr so, als zeige man, dass man ein Auto auch ohne Schlüssel kurzschließen kann um den Motor zu starten. Das sind wichtige und potenziell nützliche Informationen, es beweist jedoch nicht, dass Schlüssel nicht existieren oder dass Schlüssel nutzlos sind."
Er und viele Wissenschaftler aus dem Bereich geben jedoch zu, dass die Beweise für das "psychologische Kurzschließen" überwältigend geworden sind. In einem im Jahr 2004 stattgefundenen Experiment ließ der Psychologe Aaron Kay von der University of Waterloo jeweils zwei Studenten ein Geldanlage-Spiel spielen, bei dem sich die Spielteilnehmer jedoch nicht sehen konnten.
Die Hälfte der Studenten saßen während des Spiels an einem großen Tisch, an dessen gegenüberliegender Seite ein Aktenkoffer und einelederne Aktenmappe lagen. Während des Spiels erwiesen sich diese Studenten als weitaus geiziger mit ihrem Geld, als jene, die in einem identischen Raum spielten, in dem jedoch ein einfacher Rucksack am anderen Ende des Tisches lag.
Die Präsenz der Aktentasche, die wahrgenommen, aber nicht bewusst bemerkt wurde, verursachte geschäftsbezogene Assoziationen und Erwartungen, so die Argumentation der Studienleiter. Diese ließen das Gehirn das angemessenste Programm ausführen: Wettstreit. Die Studenten selbst hatten kein Gefühl dafür, ob sie selbstsüchtig oder großzügig gehandelt hatten.
In einem weiteren im Jahr 2005 veröffentlichten Experiment setzten niederländische Psychologen Studenten in kleine Kabinen, um sie dort einen Fragebogen ausfüllen zu lassen. Versteckt im Raum befand sich ein Gefäß mit Wasser und einem Spritzer Zitronen-Reinigungsmittel, das einen schwachen Duft verbreitete. Nach dem Abschließen der Fragebögen aßen die Studenten einen Snack, einen krümeligen Keks, den die Mitarbeiter des Labors anboten.
Die Wissenschaftler filmten die Snackpause heimlich und stellten fest, dass diese Studenten ihre Krümel dreimal öfter aufwischten, als eine Vergleichsgruppe, die den selben Fragebogen in einem Raum ohne Reinigungsmittelgeruch ausgefüllt hatte. "Das ist ein wirklich großer Effekt und ihnen war absolut nicht bewusst, dass sie es taten", sagt Henk Aarts, Psychologe der Utrecht University und Autor der Studie.
Die selben neuronalen Schaltkreise
Der Alltagsbeweis für diese unbewussten Effekte ist jedem bekannt, der schon einmal durch den Regen zu seinem Auto hastete und anschließend mit überhöhtem Tempo fuhr, oder sich auf den Weg machte, um Wäsche abzuholen und stattdessen mit Wein und Zigaretten, aber ohne gebügelte Hosen zurückkehrte.
Das menschliche Gehirn scheint beim Ausführen unbewusster Handlungen auf die selben neuronalen Schaltkreise zurückzugreifen, wie beim Ausführen bewusster Vorgänge. In einer Studie, die in der Maiausgabe des Science-Magazins vorgestellt wurde, führten englische und französische Neurowissenschaftler Gehirnscans von 18 Männern und Frauen durch, während sie ein für Geld ein Computerspiel spielten. Den Spielern wurde gesagt, dass sie umso mehr Gewinn behalten konnten, je fester sie einen Handgriff drücken, wenn ein Bild mit Geld auf dem Bildschirm erschien.
Wie erwartet, drückten die Spieler bei dem Bild eines britischen Pfundes stärker zu, als wenn das Bild eines Pennys aufblitzte, unabhängig davon, ob sie die Bilder, von denen viele unterschwellig vorbeiflogen, bewusst wahrgenommen hatten. Die Schaltkreise, die in ihren Gehirnen aktiviert wurden, ähnelten sich genauso: eine Areal namens Ventrales Palladium, war dabei immer besonders aktiv, sobald die Teilnehmer reagierten.
"Dieses Areal befindet sich in einem Bereich, den man früher auch als "reptilisches Gehirn" bezeichnete und der weit unter den bewussten Arealen des Gehirns liegt", sagte der Initiator der Studie Chris Frith, Professor der Neuropsychologie am College der Universität London.
Die Ergebnisse deuten auf einen "von unten nach oben" Entscheidungsprozess, in dem das Ventrale Palladium Teil des Schaltkreises ist, der zuerst die Belohnung gewichtet und dann entscheidet, ob er mit den höheren liegenden bewussten Regionen interagiert, so Dr.Frith.
Wissenschaftler haben Jahre damit verbracht die genauen neuronalen Regionen zu bestimmen, die für bewusstes Wahrnehmen zuständig sind, bisher vergebens. Es gibt jedoch wenig Zweifel daran, dass der Präfrontale Cortex, eine dünne äußere Schicht hinter der Stirn liegenden Gehirngewebes, maßgeblich daran beteiligt ist. Experimente wie dieses zeigen, dass dieser Gehirnbereich eines der letzten neuralen Areale sein könnte, das "mitbekommt", wann eine Entscheidung gefällt wird.
Von evolutionärer Sichtweise aus betrachtet ergibt diese von unten nach oben Rheinfolge Sinn. Die subcorticalen Areale des Gehirns entwickelten sich zuerst und unterstützten Individuen dabei sich zu verteidigen, zu fliehen oder zu jagen, lange Zeit bevor bewusste, typisch menschliche Schichten in der evolutionären Vergangenheit hinzukamen. In diesem Sinne können unbewusste Ziele als offene, sich anpassende Abläufe betrachtet werden, die sich an genetisch kodierten Programmen orientieren - automatische Überlebenssysteme.
In verschiedenen Studien haben Wissenschaftler zudem gezeigt, dass ein unbewusstes Ziel, sobald es "heimlich" aktiviert ist, mit derselben Entschlossenheit fortbesteht, die unsere bewussten Vorhaben auszeichnet. Studienteilnehmer, die darauf "programmiert" wurden kooperativ zu handeln, sind hilfsbereiter bei Gruppenaufgaben und stehen anderen Menschen häufiger helfend zur Seite. Genau umgekehrt verhält es sich mit denjenigen Personen, die darauf eingestellt wurden, aggressiv zu handeln.
Dies mag erklären wie jemand mit bester Laune auf einer Feier erscheinen kann und dann aus unbekanntem Grund - einem Familienbild an der Wand, einem politischen Kommentar, einem flüchtigen Blick - etwas mürrisch werden kann ohne die Veränderung selbst zu bemerken, bis später ein Freund ihn darauf anspricht. "Ich war unhöflich? Wirklich? Wann?"
Der Psychologe Mark Schaller von der University of British of Columbia in Vancouver hat Forschungen angestellt, die zeigen, dass wenn der Selbstschutzmechanismus aktiviert wird, beispielsweise einfach indem das Licht in einem Raum abgedunkelt wird, normalerweise tolerante Menschen mit weißer Hautfarbe, unbewusst häufiger dazu tendieren, Feindseligkeit in den Gesichtern schwarzer Menschen mit neutralem Ausdruck zu entdecken.
"Manchmal können unbewusste Effekte im gesamten Ausmaß stärker sein, als bewusste", sagt Dr. Schaller, "weil wir die Sachen, zu denen wir keinen bewussten Zugang haben, nicht beeinflussen können."
In einer Studie aus dem Jahr 2006 ließen Forscher Studenten der Northerwestern University sich entweder eine unmoralische Tat aus ihrer Vergangenheit noch einmal ins Gedächtnis rufen, wie zum Beispiel den Verrat eines Freundes, oder eine tugendhafte Tat, etwa das Zurückbringen verloren gegangenen Eigentums. Danach konnten sich die Studenten ein Geschenk aussuchen, ein Tuch oder einen Bleistift. Diejenigen, die sich an schlechtes Verhalten erinnert hatten, wählten doppelt so oft das Tuch, wie die anderen Versuchsteilnehmer. Sie wurden auf das psychologische Säubern ihres Bewusstseins "programmiert".
Nachdem Ihre Hände gesäubert waren, erklärten sich die Studenten seltener dazu bereit, ihre Zeit für eine Gemeinnützige Arbeit in einem Schulprogramm zu opfern. Ihre Hände waren sauber: das unbewusste Ziel wurde befriedigt und verdrängt, wie die Ergebnisse vermuten lassen.
Was Sie nicht wissen
Die Anwendung subtiler Kommandos auf sich selbst, ist wie der Versuch, sich selbst zu kitzeln, behauptet Dr. Bargh. Diese Art der Manipulation funktioniert nicht, wenn man sich darüber bewusst ist. Das Manipulieren anderer ist zwar grundsätzlich möglich, gestaltet sich jedoch etwas prekär. "Wir wissen, dass Menschen genau das Gegenteil tun, sobald sie merken, dass sie manipuliert werden, es geht nach hinten los", sagt er.
Die Wissenschaftler wissen auch noch nicht genau, wann oder wie unbewusste Triebe plötzlich bewusst werden, oder unter welchen Umständen Menschen dazu in der Lage sind, sich mithilfe ihrer Willenskraft über versteckte Wünsche hinwegzusetzen. Millionen haben beispielsweise mit dem Rauchen aufgehört und eine ungezählte Anzahl von Menschen hat dunkleren Wünschen widerstanden, sich unanständig zu benehmen, die sie noch nicht einmal komplett verstehen.
Die Forschungen über die Beeinflussung und Manipulation des Unterbewussten mach jedoch eines klar: Wir sind nicht allein in unserem eigenen Bewusstsein. Wir sind in ständiger Begleitung eines unsichtbaren Partners, der mit starken Reaktionen auf die Welt antwortet, die nicht immer mit unseren eigenen Ansichten übereinstimmen müssen. Die Forschungen zeigen, dass diese Instinkte wirklich störend sein können, sie uns aber mindestens genausooft dabei unterstützen hilfbereit und aufmerksam gegenüber anderen Menschen zu sein.