Vom Stark-sein-müssen

Seid ihr auch Leute, die immer stark auf andere wirken, egal wie es euch geht?

Ob ihr Schmerzen habt oder seelisches Leid, andere nehmen Euch das nicht ab,
weil ihr ja immer so stark seid?

Allein die Ausstrahlung impliziert quasi Unverwundbarkeit. Ob beim Arzt, bei Freunden,
Familie sowieso.

Ich funktioniere IMMER, für Kinder, Freunde, Familie. Ich denke mit.

Jetzt bin ich in einer Situation wo ich Hilfe brauche und zwar ganz praktische:
Habe seit 10 Tagen einen Bandscheibenvorfall, bin kaum bewegungsfähig trotz Medis,
durch Schmerztherapie kaum richtig "da" und werde ganz schön stehen gelassen,
von allen, die immer sagen, wenn mal was ist, sind wir da.

Ich kriege tolle Ratschläge á la
"Bewegung ist gut" - als wenn man mit 3 Kindern schön rumliegen könnte.
"Da muß dein Großer mal ran" - Muß er eh, hat aber auch nen heftigen Schultag
und Hausaufgaben.
"Das wird schon nichts schlimmes sein" als ob ich simulieren würde.
"Du bist doch so stark" wenn ich das schon höre, seh ich rot.


Mir wird signalisiert, daß ich damit schon klarkomme.
Darf ich denn nie schwach oder krank sein?
Warum wollen mich die anderen unbedingt als stark wahrnehmen, selbst wenn ich es gar nicht mehr bin?

Und jetzt gerade weiß ich echt nicht, wie ich damit umgehe, wenn es mir wieder besser geht.

Formuliere eine deutliche Bitte um Hilfe an Dein Umfeld.

nun wenn du zuviel für andere mitdenkst und ihnen dadurch zuviel abnimmst brauchst du dich nicht wundern das sie dir nicht entgegenkommen, stark sein ist gut, heißt aber nicht andere unselbständig zu machen....

in der Family zumindest

Weil du zu lange nur funktioniert und die Verantwortung alleine auf deinen Schultern hattest...kenn ich gut, wie es ist vollkommen falsch eingeschätzt zu werden (allerdings hieß es bei mir immer "Die packt das eh nie; das hält sie nicht aus !") ist beides Murks, ob du nun unter, oder überschätzt wirst !

Kann es sein, dass du nie du für dich selber sein durftest ?

Wünsche dir die Zähigkeit jetz bei Menschen fordern zu können, deren Hilfe du brauchst !

Ansonsten schau mal in kirchlichen Organisationen, ob die dir ne Familienhilfe auf Krankenschein zur Seite stellen können, sprech mal mit deinem Haus und behandelnden Arzt !

Alles Liebe, viel Licht und baldige Genesung Gruß Sis

genau jetzt darfst du auch mal "schwach" sein und dich ausruhen, denn genau jetzt
musst du innerlich stark bleiben um gesund zu werden. denn so ein bandscheiben vorfall
ist keine leichte sache die sich über monate hinweg ziehen kann und wenn du sie nicht
auskurierst wirste starke folgen haben....jetzt müssen die leute in deinem umfeld stark
sein und dir unter die arme greifen.....

wie alt sind denn deine kids???

@ Jeara
Schon geschehen.
Kind in Kita bringen, 2,3 mal, dann kam der Spruch, daß der Große jetzt mal ran müßte.

Habe auch ab nächste Woch ne Haushaltshilfe über die Krankenkasse, aber jetzt ist es akut.


Mein (Bandscheibenvor-) Fall war jetzt nur ein Beispiel für das ewige Stark-sein-müssen.

Ich bin stark, das weiß ich. Aber ich kenne auch meine Grenzen.
Und versuche mir dann Hilfe zu holen.
Und werde nicht ernst genommen. Weil ich ja stark bin.
^^

Ich wollte wissen, ob auch andere das kennen, und wie sie sich dann verhalten.

@ Chiquita132
3,5 Jahre, 11 und 17.

Jah, der große packt den Haushalt zusammen mit dem Nächstkleineren, aber der hat eben auch ne Menge Schule um die Ohren (11.).

Sis

DieSache schrieb:Kann es sein, dass du nie du für dich selber sein durftest ?

Wie jetzt?

imarsa

Dir wird wohl nicht automatisch zu Hilfe geeilt , ruf all jene an , von denen du vermutest , das sie dich unterstützen und verteil ganz konkret die anstehenden Aufgaben : Von Kinderbetreuung über Einkauf , bis hin zum Wäsche waschen.
Den meisten fehlt leider das Einfühlungsvermögen , sich in die Lage anderer hinein versetzen zu können, so das sie direkt angesprochen werden müssen.
Auch nach deiner Genesung solltest du nicht aller Leute Last auf dich nehmen , du siehst , sie ist auf Dauer für dich zu schwer zu tragen :)
Im Akutstadium ist die Bewegungsempfehlung übrigens Quatsch , schone dich!
Sollte sich ein Kribbeln in den Füßen oder ein pelziges Gefühl an den Sohlen einstellen , wird ein Nerv gereizt / gequetscht : Unbedingt noch einmal einen Arzt aufsuchen !
Ansonsten wünsche ich dir natürlich gute Besserung und falls du keine Hilfe bei den Verwandten findest: Es gibt Familienhelfer , die vermittelt werden!

xy

Die guten Ratschläge, die ich oben erwähne, habe ich alle in meinen Hilfegesuchen zu hören gekriegt.
Ich kann mich sehr gut organisieren normalerweise.

Meine Mutter hat jetzt meinen pflegebedürftigen Vater rund um die Uhr, ich habe ihr die letzten 6 Monaten wo er im Krankenhaus war, ununterbrochen mit meinen Kindern geholfen, was Haus und Garten angeht, sie würde mir gerne helfen aber kriegt das zZ auch nicht hin. Meine Schwester verreist mit ihrem Mann und hat ja eh "keine Zeit" für meine Kinder.

Die Freunde? Zum Teil auf der Arbeit / Schichtdienst. Zum anderen teil zu weit weg.

Einige Nachbarn hab ich jetzt eingebunden und auch Eltern aus der Kita. Und wie gesagt kriege ich auch ne Haushaltshilfe.


Ich nehme im gesunden Zustand auch "niemandes Päckchen" ab. Aber wenn ich Hilfe anbiete, dann kann ich sie auch leisten.

Hallo imarsa,

zunächst einmal wünsche ich dir Gute Besserung. Ein Bandscheibenvorfall sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, nicht als Betroffener, aber auch nicht als Familienmitglied oder Freund/Angehöriger.

Ja, es gibt viele Situationen im Leben, in denen wir einfach funktionieren müssen und es auch tun. Wir wollen nicht nur anderen zeigen, dass wir zu allem oder zumindest zu viel fähig sind, sondern vor allem auch uns selbst. Und genau dadurch erwecken wir nach Außen hin den Anschein, dass wir alles schaffen können und werden, dass wir jedem helfen und stark sind. Doch manchmal ist es gut auch Schwäche zu zeigen und noch besser ist es und auch angenehmer dazu, wenn wir wissen, dass wir Schwäche zeigen können, gegenüber Familie und Freunden oder auch Fremden.

Wir alle sind in gewisser Hinsicht stark, die einen mehr oder weniger als die anderen. Wir unterscheiden uns auf vielen Gebieten und das ist auch gut so.

Ich selbst habeein Problem, dass auch in diese Richtung geht. Ob ich jetzt genauso stark war wie du es von dir geschildert hast, weiß ich nicht...nein, ich bin mir sogar sicher, dass ich es nicht war. Ich habe meinen Freunden Hilfe angeboten und versuche auch jedem so gut es geht unter die Arme zu greifen. Enttäuscht wird man dann jedoch, wenn man die Realität hinter all dem sieht. Man selbst hilft, aber auf Hilfe von anderen kann man manchmal lange warten. Es ist schade, aber leider ist es so. Klar können wir auch klare Bitten formulieren, in welcher wir sagen, was uns bewegt und was wir brauchen, aber das möchten wir nicht. Zumindest kann ich es nicht. Ich bin immer der Meinung, dass die Menschen, denen ich helfe, genauso denken wie ich bzw. wissen wie ich denke und fühle, doch schon oft wurde ich eines Besseren belehrt. Und genau das ist der Fehler: Wir dürfen nicht annehmen, dass das, was wir denken und fühlen so offenbar ist, dass es jeder sehen kann!
Du solltest über deineGefühle sprechen. Sag deiner Familie, dass du alleine nicht klar kommst und auf Hilfe angewiesen bist! Wir müssen uns alle fallen lassen können und Verantwortung abgeben können, denn allein können wir nicht alles tragen.
Du hast wahrscheinlich schon viel zu lange den äußeren Schein gegeben, dass du stark bist und alles schaffst ohne Hilfe von anderen annehmen zu müssen. Mache deinem Umfeld klar, dass dem nicht so ist. Und glaub mir: damit gestehst du dir keine Schwäche ein, sondern du räumst dir etwas mehr Ruhe ein, indem du dich selbst von Problemen befreist.

Ich wünsche dir viel Erfolg und natürlich auch viel Glück! Lass dich dadurch nicht beirren =)

LG Liane

"Einige Nachbarn hab ich jetzt eingebunden und auch Eltern aus der Kita. Und wie gesagt kriege ich auch ne Haushaltshilfe."

Das klingt doch schon ganz gut!
Zumindest musst du nun nicht die "Stärke" aufbringen , noch auf alle Viere den Haushalt zu schmeißen!
Und wer dir jetzt mit dummdreisten Ratschlägen auf die Nerven geht , anstatt dir tatkräftig unter die Arme zu greifen , dem geigst du eben die Meinung , das erleichtert ungemein :)

Danke für den Post Liane, einige Gedanken gehen da in die flasche Richtung glaube ich. Ich gebe mir nicht den Schein der Stärke - ich weiß durch viele Schicksalsschläge um meine persönliche Kraft.
Aber ich erhalte kein Bild für andere aufrecht, das Gegenteil ist der Fall, mein Umfeld ist der Meinung ich müsse noch stärker sein. "Stell dich nicht so an" o.a. "Du hast Kinder, also reiß dich zusammen".

Ich habe jetzt allerdings den Bogen überspannt, was das Durchhalten angeht. Arbeiten, Familie, alleinerziehend. Daher auch diese komplette Auszeit jetzt.


Womit Du allerdings sehr recht hast, ist der Punkt Enttäuschung.

xy

harhar, da wart ich aber auf meine Leck-mich-am-Arsch-Tablette am Abend mit. =)

imarsa,

ich meinte damit, ob du auch mal Schwäche in deinem Leben zeigen durftest, und ob dich andere auch mal als schwach erlebt haben. Stark zu sein muss nicht bedeuten immer wirklich alles im Alleingang gebacken zu bekommen. Wenn andere dich als ständig harte, durchsetzungskräftige und gesunde Person erlebt haben. Viele wissen ja auch nichtmal genau, was so ein Bandscheibenvorfall wirklich bedeutet und wie eingeschränkt man dabei ist.

Denke eben du bist wirklich sehr verantwortungsbewusst in den Aufgaben die du dir stellst. Man kann nicht immer nur funktionieren, kann es sein, dass du deine eigene Schwäche gerade nicht ausstehen kannst ?

Überlege mal, ob du nicht doch dich selbst oft verleugnet hast, was das schwach sein dürfen betrifft. Kann mir deine momentane Lage bezüglich fehlender helfender Hände von Freunde und Familie nicht anderst erklären, für die wirst du wohl sowas wie ein Vorbild sein, weil sie dich nur als "Kämpferin"kennen...

Hast du dir eigendlich immer auch mal ne Auszeit gönnen dürfen ?

Auszeit? Naja nur kurzfristig.

Als meine Eltern beide noch fit waren sind die mit den Kids oft ans meer gefahren im Sommer zwei Wochen.


Und meine Freunde und Familie haben vor ca 10 jahren eine Depression bei mir erleben dürfen, mit allem drum und dran - und habe es negiert. Ich hatte halt n Klaps weg. (in der familie) und war halt selber schuld.... wie gesagt, "nun reiß dich mal zusammen"

Meine Freunde waren ziemlich hilflos damals. Ich auch.

Aber durch die Kinder war eben weitermachen, show must go on angesagt.

Ich glaube nicht, daß das schlecht war. Vielleicht wäre ich noch tiefer abgesackt.

Okay, durch Schicksalsschläge wird man stärker, da hast du Recht und auch wenn sie nicht immer positiv sind, so finde ich es gut, dass du aus ihnen lernen konntest und aus ihnen Kraft schöpfen konntest. =)

Aber warum "musst" du stark sein? Wenn man Kinder hat übernimmt man die Verantwortung, da du alleinerziehend bist, hast du sogar noch mehr als andere übernommen ... aber wer sagt, dass man dabei stark sein muss? Kinder sollen aus ihren Fehlern lernen, genauso wie wir Erwachsenen es heute noch tun.
Es ist also eine sehr gute Frage und leider kann ich dir darauf auch keine Antwort sagen =( Tut mir Leid.

Ja, der Punkt der Enttäuschung ... ich habe ihn oft genug miterlebt um zu wissen, wie sehr er verletzten kann. Ich weiß nicht, wie ich wieder da raus gekommen bin. Um ehrlich zu sein, habe ich mit jeder Enttäuschung, die ich erfahren habe, ein Stückchen mehr von dem verloren, was ich gemocht habe: Freude, Vertrauen, Glück ... es hört sich komisch an, aberwenn ich meinen Freunden nun gegenüber trete, dann sehe ich sie mit anderen Augen als vorher.
Ich hoffe nur, dass deine Enttäuschung nicht so tief wurzeln wird! Denn Freunde sind wertvoll für uns alle =)

Liebe Grüße,
Liane

Mein Mann hatte auch schon mal einen Bandscheibenvorfall. Das Blöde an der Sache ist, dass der Außenstehende keine Wunde sieht, kein Blut, kein Gips, kein Verband, nicht mal ein Pflaster. Aber mein Mann wollte nach drei Monaten aus dem Fenster springen, weil er die Schmerzen beenden wollte.

Vielleicht bist du zu stark gewesen. Hast dir zu viel aufgeladen. Lass dich einfach mal innerlich hängen. Dein Körper will dir signalisieren, dass es so nicht weiter geht.
Lass die Zügel aus der Hand fallen und gönn dir auch mal das Schwachsein.

kenne ich, das gefühl. bzw ich bin ja selber schuld irgendwie... geh nie zum arzt - wurde schon vom auto angefahren, bin mit meinem pferd gestürzt und das is auf mich drauf gefallen... etc...
und ich bin auch immer so die "harte"

aber als letztens mein pferd vor meinen augen fast verreckt wäre, da konnt ich dann auch nicht mehr stark sein...

Unterschätze deine Kinder nicht. Kinder wollen immer helfen. Bestärke sie darin. Traue ihnen einiges mehr zu als bisher und ihr werdet aus dieser Zeit vielleicht eine sehr wertvolle Zeit für euch alle machen.
Wieviele Kinder hast du und wie alt sind sie.
Kinder arbeiten gern und werden gern gebraucht. Heutzutage laufen sie meistens nebenher und erfahren wenig Beachtung und Achtung. Vielleicht reichen deine Kinder, um diese Zeit GUT zu bewältigen und ihr geht als ganz starkes Team aus der Sache raus !