Angeblich besteht ein Zusammenhang zwischen Reizfilterung, Kreativität und psychischer Erkrankung:
http://www.sciencedaily.com/releases/2003/10/031001061055.htmDas Gehirn filtert Sinnesreize durch einen Mechanismus, den man "latente Inhibition" nennt. Bei Menschen, die besonders kreativ sind, ist dieser Mechanismus, einer Studie der Universitäten Harvard und Toronto zufolge, schwächer ausgeprägt als beim Durchschnittsmenschen. Sie nehmen also mehr Reize wahr, innere (Gefühle, Empfindungen) wie äußere (Sinneseindrücke). Der Co-Autor der Studie, Prof. Jordan Peterson, kommentiert: "Ein normaler Mensch erkennt ein Objekt und vergisst es dann, obwohl dieses Objekt vielleicht viel komplexer und interessanter ist, als er glaubt. Der kreative Mensch wiederum ist viel offener für neue Möglichkeiten."
Bisher brachte die Wissenschaft Schwächen bei der Reizfilterung nur mit Psychosen in Zusammenhang. Die Studie kommt jedoch zu dem Schluss, diese Schwäche führe auch zu neuen, originellen Gedanken, vor allem in Verbindung mit hoher Intelligenz. "Die Wissenschaft fragt sich seit langem, warum es offenbar einen Zusammenhang zwischen Wahnsinn und Kreativität gibt. Es sieht nun so aus, als ob niedrige latente Inhibition und außergewöhnliche Flexibilität im Denken unter bestimmten Bedingungen zu psychischen Erkrankungen führen können, unter anderen Umständen aber zu großen kreativen Leistungen." So komme es bei einer beginnenden schizophrenen Psychose, die zu diesem Zeitpunkt häufig von tiefen Einsichten, mystischem Wissen und religiösem Erleben geprägt sei, zu chemischen Veränderungen im Gehirn, die die latente Inhibition lahmlegten.
Die deutschsprachigen Medien berichteten darüber wie folgt:
"Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander
Die Harvard-Professorin Shelley Carson untersuchte die Arbeitsweise von Gehirnen besonders kreativer Menschen. Dabei entdeckte sie große Gemeinsamkeiten mit den Gehirnen schizophrener Menschen ...
... Im Gegensatz zum Genie kann der Schizophrenie-Patient die Reizüberflutung jedoch nicht mehr positiv bewerten, was zu den Krankheitssymptomen wie Halluzinationen führt und eine Überlastung auslöst."
Näheres unter:
http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=623521&u_id=330694http://www.br-online.de/wissen-bildung/artikel/0605/24-gehirn-kreativitaet/index.xml (Archiv-Version vom 11.12.2007)http://www.br-online.de/wissen-bildung/artikel/0412/27-genie/index.xml (Archiv-Version vom 12.12.2007)********************************
In der englischsprachigen Fachpresse sorgte eine Studie für großes Aufsehen, der zufolge auch Bipolare (Manisch-Depressive) bzw. bipolare Kinder und Jugendliche große Probleme beim Verständnis nonverbaler Botschaften haben (dazu muss man anmerken, dass 'bipolar' gegenwärtig DIE Modediagnose in der englischsprachigen Welt ist):
http://www.sciencedaily.com/releases/2006/05/060530090014.htmIn der Yahoo-Liste 'Psychiatry Research', in der sich Fachleute zu psychiatrischen Themen austauschen, wird das wie folgt kommentiert:
"... Dies bestätigt meine Meinung, dass bipolar keine eigenständige Störung ist. Das Entschlüsseln von Mimik und Gestik ist ein wesentlicher Teil nonverbaler Kommunikation, und Probleme in der nonverbalen Kommunikation sind das zentrale Merkmal autistischer Störungen. Es scheint also einen großen Übergangsbereich zu geben zwischen dem autistischen und dem bipolaren Spektrum. Große Ähnlichkeiten finden sich zudem mit ADS/ADHS, was dies ebenfalls bestätigen würde ... Diese Störungen könnten also die gleiche Ursache haben."
Noch letzte Woche hatte man vermeldet, Schizophrene hätten die gleichen Probleme mit nonverbaler Kommunikation. Tja. Da nehmen sich beherzte Nervenheilkundler das Spektrum psychiatrischer Auffälligkeiten zur Brust und versuchen, Ordnung zu schaffen in dem Chaos, indem sie die einzelnen Krankheiten fein säuberlich aussortieren, analog zur übrigen Medizin. Nun hat man also die autistischen Störungen, die schizophrenen, die affektiven (wie bipolar) usw., sowie den Mülleimer für alles leider immer noch Unklare, Borderline – und dann entdeckt man zu guter Letzt, dass man doch nur in einem einzigen großen Eintopf rührt.
Wer sich nach all dem ein bisschen bipolar fühlt, kann ja mal auf folgende Webseite gehen:
http://www.wildmoodswings.co.uk/