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1976: Die feministische Atombombe: der weiblicheOrgasmus
Hite_report
Doch die Rechte von Hausfrauen und selbst die Debatte umdie Abtreibung waren nicht der Sprengstoff, der in den Köpfen der modernen Welt gleichsamexplodierte. Das, was die Gemüter empfänglich machte für die Thesen des Feminismus, waretwas anderes: der weibliche Orgasmus, ein Thema, dass die westlichen Gesellschaften,Frauen und Männern gleichermaßen, im Innersten traf. 1976 erschien in den USA derinzwischen als Standartwerk berühmt gewordene Hite Report, eine Studie über das „sexuelleErleben der Frau“, wie das Buch in Deutschland hieß. 3000 Frauen äußerten sich darin zu„Masturbation, Orgasmus, klitoraler Stimulierung, Koitus, und lesbischer Liebe. DasErgebnis: über 80 % der Frauen gaben an, einen Orgasmus bei der Selbstbefriedigung zuerreichen, aber eben so viele Frauen erzählten, dass sie beim Geschlechtsverkehr nie zumOrgasmus kämen und selbigen ihren Partnern oft nur vorspielten und dies teilweisejahrzehntelang.
Damit hatte Shire Hite die Arbeit des Sexologen Alfred Kinsey, unddessen so genannten Kinsey – Report weitergeführt. Kinsey, der berühmt berüchtigteInsekten - und Sexforscher, dem schwule und pädophilie sowie sado – masochistischeExperimente bei seinen Sexstudien nachgesagt werden und der nach eigener Aussage einAnhänger des so genannten Satanisten Aleicester Crowley war, hatte Ende der vierzigerJahre die Methode der Befragung von Tausenden von Menschen nach ihrem Sexlebeneingeführt. Von Kinsey, der selber mit dreißig Jahren das erste Mal mit einer Fraugeschlafen hatte und in den USA mit seinen Befragungen von vor allem Knastologen,Prostituierten und anderen Menschen aus dem Halbweltmilieu so etwas wie eine sexuelleRevolution auslöste, stammt wohl das fatalste, feministische Dogma, das leider bis heutein den Köpfen aller Feministen herumspukt: Die Frau sei unfähig zum vaginalen Orgasmuswährend des Koitus, sie sei nur durch manuelle oder linguale „Klitorisstimulation“ zuihrem Höhepunkt zu bringen. Zum ersten Mal wurde so der artifizielle Gegensatz zwischenvaginalem und klitoralem Orgasmus als geltendes Naturgesetz etabliert. In den sechzigerJahren haben die Sexualforscher Masters und Johnson nach „Labor“ – Experimenten dasGegenteil behauptet, nämlich dass jede Frau durch den reinen Koitus einen Orgasmuserlangen könnte.
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Alfred Kinsey
Auf der Grundlage dieser undanderer Ergebnisse von Befragungen, hatte Alice Schwarzer 1975 ihr Buch über den kleinenUnterschied geschrieben. Sie selber befragte 16 Frauen zu deren Sexualerleben. Sie gingnoch einen Schritt weiter als Kinsey. Schwarzer erklärte jetzt die „Penetration“, einWort, das es bis dahin so nicht im allgemeinen Sprachgebrauch gegeben hatte, – expressisverbis oder dem Sinne nach als einen für die Frau grundsätzlich demütigenden,vergewaltigenden Akt: „Hier wird der Geschlechterkampf entschieden. Ganz offen geht esbei den diktierten Normen um die Unterwerfung der Frau und die Machtausübung des Mannes.“Oder an anderer Stelle: Auch ist die psychologische Bedeutung dieses in sich gewaltsamenAktes des Eindringens für Männer sicherlich nicht zu unterschätzen. Mit dem Wort„penetrieren“ wurde der Beischlaf endgültig von einer höchst interaktiven Handlung zueiner ( kalten )Operation des Mannes, vorgenommen an derFrau.
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Alice Schwarzer
Aus den Erfahrungswerten vonFrauen, die keinen Orgasmus beim Verkehr mit ihrem Mann bekommen hatten, stellteSchwarzer die feste quasi als Wissenschaft deklarierte Behauptung auf, dass man ganz aufdas klassische Zusammenschlafen verzichten müsste,„da es diesen„vaginalen Orgasmus“überhaupt nicht gibt“ – und berief sich dabei auf Kinsey und Masters und Johnson.(Letzteres nicht ganz korrekt ). Sie selber hatte einen „vaginalen Orgasmus“ offenbarnicht erlebt und brachte diese eigene Erfahrung so mit in ihre ziemlich apodiktischeBehauptung ein. Kann man sich redlicherweise so absolut auf diesen Mr.Kinsey berufen,dessen Werk und dessen Leben, das jetzt in Hollywood verfilmt wurde, keine absoluteSeriositätsgarantie bietet und der als Mann aus eigenem Erleben zum Sex der Frau nichtsbeitragen konnte?
Was ganz genau ist mit „klitoralem“ oder „vaginalem“ Orgasmusgemeint? Wird nicht gerade beim Verkehr die Klitoris bewegt und zwar in einer Art undWeise, dass eine Stimulierung fast unvermeidlich ist? Bedeutet die Tatsache, dass vieleFrauen Schwierigkeiten haben einen Orgasmus zu kriegen, dass es ihnen generell unmöglichist ihn durch „Penetration“ zu erlangen? Immerhin hat der liebe Gott oder wer sonstdamals zuständig war, die Klitoris nah an den Eingang der Vagina postiert. Konnte manwirklich als wissenschaftliche Tatsache ausgeben, dass die Penetration bereits reintechnisch niemals den weiblichen Orgasmus auslösen könnte, sei es den klitoralen, sei esden vaginalen, der als Gegensatz seither behauptet wird und durch die Literatur geistert?Berichteten nicht umgekehrt eigentlich alle Frauen darüber, dass sie bei der Masturbationihre Klitoris nie direkt berührten, sondern sich immer eher mittelbar bemühten, dieKlitoris in Schwingung zu bringen? Warum den Frauen quasi oktroyieren, dass sie beimKoitieren keinen Orgasmus kriegen können, warum den Frauen, die Orgasmusschwierigkeitenhaben, einreden, dass es sowieso „nicht geht“ und damit jeden Versuch zu einerfrustrierten Anstrengung machen ? Warum Männer und Frauen feindlich aufeinander hetzenund gleichzeitig auseinander dividieren? Wem nützt das eigentlich? Und wer trägt dieVerantwortung?