Ok, dann wollen wir mal:
MrUncut schrieb:nochmal, wir reden hier über OK, nicht über Kleinkriminelle, die Drogen dealen!
Ja momentan vllt., das war aber nicht die Diskussionsgrundlage! Die Diskussionsgrundlage war, ob es in DL Ghettos gibt und Ghettos werden nicht von OK geprägt, jedenfalls nicht zwangsläufig. Das sind also wieder 2 verschiedene Paar Schuhe. Aber wir halten fest, dass unter OK alle großen mafiösen Vereine fallen, die auch international agieren und mehr als nur einen Bezirk oder in einer Stadt ein Kriminalitätsfeld kontrollieren. Darunter fallen:
- Hell's Angels
- Bandidos
- Italienische Mafia ('Ndrangheta, Camorra...)
- Russische Mafia (inkl. Diebe im Gesetz)
MrUncut schrieb:in Deutschland gibts das bei der italienischen Mafia (besonders Süddeutschland im Raum Mannheim), Hells Angels und Banditos...im Moment gibt es nichts anderes, was diesen Gruppierungen ins Handwerk pfuschen könnte (wobei es auch in einigen Bereichen osteuropäische Gruppierungen Fuss fassen)
Was du vergessen hast:
- Black Jackets (wurden in DL gegründet als informelle Gruppe von Jugendlichen und sind jetzt weltweit unterwegs und gewinnen immer mehr an Einfluss)
- Vietnamesische Mafia, die in Erfurt Prostitution und in Berlin Zigarettenschmuggel kontrolliert
- Kurden vs. Nordafrikaner im Security-Bereich
- Albanische Mafia im Rotlichtmilieu (speziell HH)
- Arabische Großfamilien à la Miri-Clan.
Das sind dann doch schon ne ganze Menge. Auch noch ne nette Zusammenfassung:
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/kriminalitaet-geheim-und-unsichtbar/1020726.htmlIn Deutschland gibts es [...] keine Jugendgangs...
Ach nicht? Dann gab es die 36 Boys also gar nicht? Und die Black Panthers gibt's auch nicht? Und die ganzen anderen kleinen Banden in Berlin oder Hamburg sind dann auch Erfindungen der bösen Medien? Ähem...
MrUncut schrieb:Gangkriminalität beschränkt sich bei uns auf den Hintergrund (z.b. Rockerbanden, Wettbetrug usw.).
Wenn Gangkriminalität = Organisierte Kriminalität ist, dann ja. Und was für eine Kriminalität ist es dann, wenn jugendliche Gruppen sich gegenseitig wegen Drogenhandels um Bezirke oder Straßen bekriegen? Und wenn sie dabei so auffällig sind, dass Unbeteiligte das mitkriegen? Also nix mit Hintergrund. Und ist das keine Gangkriminalität? Du setzt Gangkriminalität mit OK gleich und das ist einfach falsch, wenn Gangkriminalität per definitionem eine Form der Kriminalität ist, die entweder
in einer Gang oder
mit einer Gang (schietegal mit wievielen Personen) ausgeübt wird. Q.e.d.
MrUncut schrieb:OK beschreibt sich durch hohe Mitgliederzahl, hierarchische Strukturen, bestimmten Regeln (Codex) und der Notwendigkeit, dass man Interessen notfalls mit Morden/Einschüchterung durchsetzt (wobei das wohl eher bei Straßengangs gilt). Es muss eine klare Struktur vorhanden sein, mit dem Ziel, zu wirtschaften und Geschäftszweige zu verteidigen...
So, damit hast du wunderbar "Organisierte Kriminalität" oder bandenmäßige Kriminalität (Gangkriminalität)
im großen Stil erklärt. Meine Frage war nun, ob der Begriff "OK" auf die Machenschaften von Jugendgangs projizierbar wäre. Diese Frage kann nun also (auch gemäß deiner obigen Definition) verneint werden. Das Problem ist aber diese Frage:
"Wenn das dann keine OK ist, sind das dann keine Gangs und ist das Problem dann somit nicht nennenswert? "
Da eine Gang nicht zwingend durch OK definiert wird, kann man also nicht sagen, dass wenn eine Gang definitionsgemäß keine OK betreibt, sie keine Gang ist oder sie nicht existiert.
;) Auf einfach: Du kannst nicht sagen, dass es keine Jugendgangs gibt, nur weil sie keine OK ausüben. Du kannst überhaupt nicht das Gang-Phänomen auf OK beschränken, weil es eben nicht dasselbe ist. Und deshalb ist auch OK hier nicht das grundlegende Thema, weil diese eben nur ein TEIL des Ghetto-Problems sein KANN.
;) Deshalb hast du folgerichtig gesagt:
Die Gang (Kolonie Boys) kontrolliert vlt ein paar Pottdealer...das macht daraus aber noch lange keine OK!
Hier zweifelst du aber nicht mehr an, wie zu anfangs, dass es überhaupt Jugendgangs in DL gibt, sondern gehst nur einen Schritt weiter (ja, ok, es gibt zwar Jugendgangs aber was kümmert das schon, die sind ja keine OK...) Klar soweit, das Problem verschwindet nicht, nur weil die Messlatte für Probleme jetzt hochgeschoben wird ("alles unter OK ist uninteressant...").
MrUncut schrieb:Und warum gehst du davon aus, ich könnte mich nicht verteidigen?
Anders gefragt: Warum solltest du dich gegen jemanden verteidigen wollen, bei dem die Gefahr groß ist, am Ende den Kürzeren zu ziehen, sei es durch dessen Beziehungen oder eben durch dessen (potenziell) größere Skrupellosigkeit? Du kannst kräftemäßig überlegen sein aber du musst ab dann immer damit rechnen, nochmal überfallen zu werden u. dann nicht mehr so glimpflich davonzukommen. Es wäre also klüger zu laufen.
MrUncut schrieb:Ein informelles Viertel ist ein Viertel, in dem keine eine Baugenehmigung existiert...was soviel heißt, dass der Staat dafür nicht aukommt!
Ok, ich habe mich mal informiert, weil ich den Begriff nicht kannte. Da damit also Siedlungen bezeichnet werden, deren Grundbesitz nicht geklärt ist, fallen darunter auch Wagenplätze und die gibt es in DL also gibt es somit auch in DL informelle Siedlungen. So viel erstmal dazu.
Die Bezeichnung "Slum" wird nur umgangssprachlich AUCH für informelle Siedlungen benutzt. Eigentlich bezeichnet "Slum" aber nur einfach eine runtergekommene Wohngegend ohne Infrastruktur. Das Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen "UN-HABITAT" definiert
den Begriff "Slum" als „Siedlung, in der mehr als die Hälfte der Einwohner in unzumutbaren Unterkünften ohne grundlegende Versorgungseinrichtungen leben“. Slumbewohner leben demnach „ohne Eigentumsrechte, Zugang zu sauberem Wasser, Zugang zu sanitären Einrichtungen und ohne ausreichenden Wohnraum“.
+
Im modernen Sprachgebrauch wird der Begriff Ghetto als Wort für soziale Brennpunkte verwendet. Aus einem Ghetto kann bei hoher Armut unter Umständen ein Slum entstehen.
Quelle der Einfachheit halber: Wikipedia.
Der Darmstädter Soziologie-Professor Michael Hartmann stellte fest:
„Wir haben Ansätze von Slumbildung in deutschen Städten.“
...
Armut: „Slumbildung in Deutschland“ - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/deutschland/armut_aid_117504.html
Also kann "Slum" sehr wohl die Steigerung von "Ghetto" sein. Nämlich dann, wenn das Ghetto komplett verwahrlost und jegliche Infrastruktur zugrunde gegangen und Bausubstanz total abgetragen ist. Es entwickelt sich eine völlig unwürdige Wohnsituation, ein Slum.
Das Ghetto stellt also nur die Primärform eines gekippten Stadtteils dar, dessen Merkmale eine hohe Konzentration von sozialen und/oder ethnischen Randgruppen (also Hartz-IV-Empfänger und Migranten), hohe Arbeitslosigkeit und evtl. (aber nicht zwingend) eine hohe Kriminalitätsrate sind. Ob und wieviele Leute pro Monat da gekillt werden, ist also nicht von Belang, um ein Viertel als Ghetto zu kategorisieren. Sozialer Brennpunkt (mit vielen Migranten) also = Ghetto, Punkt!
MrUncut schrieb:Das Rollbergviertel östlich vom Airport? Genau da war ich 2008! Da ham sie irgenwann mal Häuser zugemauerrt, weil sich da libanesische Clans eingenistet haben, aber nicht lange...das Viertel ist genauso sicher wie alle anderen!
Ich war 2006 jemanden in Polen besuchen, in der Nähe von Bytom in einem Vorort. Der Taxifahrer wollte uns da gar nicht hinbringen, weil er meinte, dass die Gegend die soziale Müllkippe der ganzen Städteregion sei und man da normalerweise eher nicht hingeht.
Ich ging zu Fuß durch die Siedlung und das war wirklich verslumt, da gab es nicht mal Asphalt auf den Straßen, Häuser ohne Fensterscheiben etc. Die Kinder da haben alle keine Zähne mehr aber mir passierte nichts (obwohl ich dort nicht mit den billigsten Klamotten rumlief) weder am Nachmittag, noch am Abend auf dem Rückweg. Soll ich jetzt sagen, dass das Viertel genauso sicher ist, wie alle anderen? Warum hatte der Taxifahrer dann diese Paras? Hat Polen eigtl. eine höhere Mordrate als DL? Wenn nicht, hieße das dann, dass es dort keine Elendsviertel gibt?
MrUncut schrieb:Vlt seh ich das anders, ich war in den Staaten, in Ciudad Juarez (bei El Paso, TX), Manila (ganz schlimm), Jakarta und in anderen Orten...
Ja. Das kann man auch alles total mit DL oder gar Europa vergleichen... *Ironie Off* Dass es da hinten schlimmer ist, sollte sonnenklar sein.
Bzgl. Banlieues. Ich war da noch nicht aber du kannst mit Street View da durchlaufen und auch durch die Plattenbaugegenden. Schau dir mal La Courneuve oder Clichy-sous-bois an, da grenzen bürgerliche Wohnsiedlungen an Blocks. Und die Blocks sind da auch nicht kilometerweit durchgezogen, sondern auch nur in kleinen Ballungsräumen. Ansonsten sieht das da zwar stellenweise ärmlich aber nicht völlig absolut unrettbar kaputt aus. Zumindest vom Optischen her hätte ich es mir nach den ständig verzählten Horrorgeschichten wesentlich schlimmer und größer vorgestellt.
MrUncut schrieb:Um die kümmert sich garkeiner, in Deutschland werden den Immigranten glücklicherweise Cahncen geboten, die in FR nicht existieren!
Nana, auch in Frankreich existiert ein Sozialstaat!
:cool: (s. z.B.
http://www.forumwhu.com/blog/eine-kleine-einfuehrung-in-das-wirtschafts-und-sozialsystem-frankreichs/)). Die Sozialleistungen betrugen vor einigen Jahren mit über 30% des BIPs sogar mehr als in DL. Und Kernproblem von migrantischen Jugendlichen ist immer dasselbe, nämlich dass allein die Herkunft darüber entscheiden kann, ob du den Job bekommst oder nicht. Wenn ein Arbeitssuchender aus Köln-Chorweiler überall abgelehnt wird, weil die Arbeitgeber keine "Ghetto-Kiddies" in ihrem Betriebsumfeld wollen, so hat dieser Arbeitssuchende genau die gleichen schlechten Chancen wie sein Leidensgenosse aus Clichy-sous-bois. Dass die Banlieues tatsächlich ein paar Jährchen weiter sind als die sozialen Brennpunkte in DL, liegt v.a. an der fatalen Einwanderungs- und Siedlungspolitik Frankreichs. Genau dieser Segregationsprozess ist aber gerade in DL in vollem Gang und das liegt überwiegend an der Gentrifikation ganzer Stadtteile.
MrUncut schrieb:Ich weiß nicht, zu wem du mal Kontakt hattest, aber zu organisierter Kriminalität sicherlich nicht, dann da kommste nicht einfach so weg, entweder du bist dabei oder du verschwindest..
Nein, nicht zu OK. Aber zu genug gestörten Leuten.
MrUncut schrieb:Und ich möchste mal anmerken, dass mir die Diskussion Spass macht, man merkt, dass man hier nicht mit einem Schwachkopp diskutiert! ;)
Thx, geb ich gern zurück.
;)