Sie werden müde... - Funktioniert Hypnose?
20.05.2006 um 23:50Sie entspannen sich. Ihre Augenlieder werden schwer. Sie fühlen sich sehr schläfrig. Jetzt fügen Sie allmystery.de zu Ihren Favoriten hinzu und klicken auf die Werbeanzeigen - Spaß beiseite. Für viele hört sich das an wie die Worte einer Hypnose Sitzung aus einem Filmscript. Doch entspricht das auch der Realität und funktioniert Hypnose wirklich?
Oft dargestellt als Schreckensinstrument Gedanken- kontrollierender Bösewichter oder Missbraucht zur Publikumsunterhaltung bei Bühnenshows, hat Hypnose ein ernstes Imageproblem.
Hypnotherapie - oder medizinische Hypnose - hat eine lange Geschichte als kontroverse Behandlungsmethode physischer und psychischer Leiden. Zahlreiche führende medizinische Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts experimentierten mit Patienten, die sie zu Heilungszwecken in Trancezustände versetzten.
König Loius XVI von Frankreich veranlasste sogar eine Untersuchung um zu klären, ob es sich bei dieser neuen Behandlungsmethode um eine wirksame Alternative oder einen Schwindel handelte. Dazu berief er einen Ausschuss von Experten zusammen, darunter auch der Botschafter Benjamin Franklin. Im Jahre 1784 veröffentlichte die "Franklin Kommission" ihren Bericht, demzufolge Hypnose absolut irreführend und ohne Wirkung sei.
"Es hat Jahrhunderte gedauert, ehe die medizinische Hypnose ihre Glaubwürdigkeit wiedererlang.", so Professor William Ray von der Pennsylvania Universität. "In den 50er Jahren wurden verlässliche Messmethoden zur Untersuchung von Hypnose erfunden, die diesem Forschungsgebiet wieder Gültigkeit gaben. Seither wurden in medizinischen und psychologischen Fachzeitschriften mehr als 6000 Artikel über Hypnose veröffentlicht. Heutzutage wird allgemein der Gedanke vertreten, dass Hypnose eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Phobien, Süchten und chronischen Schmerzen spielt."
Professor Ray benutzt Hypnose, um ein besseres Verständnis über die Funktionsweise unseres Gehirns zu bekommen. In seinen Forschungsarbeiten untersuchte er, wie sich Hypnose auf das Schmerzempfinden auswirkt. "Wir haben eine Reihe von EEG Studien durchgeführt.", meinte Ray. "Einiges deutet darauf hin, dass Hypnose die emotionale Empfindung von Schmerz unterdrücken kann, während der eigentliche Sinneseindruck bestehen bleibt. Man merkt also, dass man berührt wurde, es tut jedoch nicht weh."
Trotz steigender Annerkennung in der Medizin, bleiben populäre Mythen über Hypnose weiterhin bestehen. Es wird weithin angenommen, dass Hypnose gleichsam als Wahrheitsserum wirke, dass es einem den freien Willen raube oder dass der Hypnotiseur die Erinnerungen seines Patienten löschen könne.
In Wahrheit ist Hypnose jedoch etwas, dass fast jeder von uns schon im alltäglichen Leben erlebt hat. Wenn Sie schon einmal komplett in ein Buch oder einen Film vertieft waren und dabei die Zeit vergessen haben oder nicht gehört haben, wie jemand Ihren Namen rief, haben Sie bereits eine hypnotische Trance erlebt.
Die hypnotisierte Person schläft weder, noch ist sie bewusstlos - eher im Gegenteil. Hypnotisierte Personen befinden sich in einem mentalen Zustand höchster Aufmerksamkeit. Das Unterbewusstsein ist dabei für Suggestionen sehr empfänglich. "Das bedeutet nicht, dass Sie ein unterwürfiger Roboter werden", behauptet Ray. "Studien haben uns gezeigt, dass gute hypnotische Kandidaten aktive Problem-Löser sind. Es stimmt zwar, dass der unterbewusste Verstand während der Hypnose für Suggestionen empfänglicher ist, das bedeutet jedoch nicht, dass der freie Wille oder das Urteilsvermögen des Hypnotisierten ausgeschaltet sind."
Sind manche Menschen leichter zu hypnotisieren, als andere? "Ja, auch wenn der Grund dafür nicht eindeutig bekannt ist", erklärt Ray. "Die Empfänglichkeit für Hypnose scheint nicht wie angenommen mit den Charakterzügen eines Menschen, wie Leichtgläubigkeit, Einbildungskraft oder Unterwürfigkeit zusammenzuhängen. Einen Zusammenhang, den wir gefunden haben ist der, dass Menschen die sich selbst in alltägliche Tätigkeiten, wie Lesen oder Musik, sehr vertiefen können, womöglich leichter zu hypnotisieren sind."
In den späten 50er Jahren war die Stanford Universität die erste, die eine verlässliche "Messlatte" für hypnotische Empfänglichkeit entwickelte. Durch spätere Studien lernten die Forscher, dass 95% der Menschen zu einem bestimmten Ausmaß hypnotisierbar sind und dass "die erreichten Punkte einer Person, die die Fähigkeit zur Hypnotisierung wiedergeben, auch über einen langen Zeitraum bemerkenswert konstant bleiben. Selbst 25 Jahre nach dem ersten Stanford Test, erreichten getestete Teilnehmer nahezu die gleiche Punktzahl."
Um die genauen Vorgänge hinter der Hypnose verstehen zu können, müsste man die Funktionsweise des Unterbewusstseins entschlüsseln. Auch wenn es wohl unmöglich sein wird, jemals zu diesem Wissensstand zu kommen, ist Hypnose seit der Entlarvung durch die Kommission des Königs einen weiten Weg vorangekommen. Wer weiß? Wenn er den Fall heute noch einmal durchgehen könnte - vielleicht würde sogar Benjamin Franklin überzeugt werden ("Sie werden müde … Ihre Augenlieder werden schwer") - seine Meinung zu ändern.
Oft dargestellt als Schreckensinstrument Gedanken- kontrollierender Bösewichter oder Missbraucht zur Publikumsunterhaltung bei Bühnenshows, hat Hypnose ein ernstes Imageproblem.
Hypnotherapie - oder medizinische Hypnose - hat eine lange Geschichte als kontroverse Behandlungsmethode physischer und psychischer Leiden. Zahlreiche führende medizinische Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts experimentierten mit Patienten, die sie zu Heilungszwecken in Trancezustände versetzten.
König Loius XVI von Frankreich veranlasste sogar eine Untersuchung um zu klären, ob es sich bei dieser neuen Behandlungsmethode um eine wirksame Alternative oder einen Schwindel handelte. Dazu berief er einen Ausschuss von Experten zusammen, darunter auch der Botschafter Benjamin Franklin. Im Jahre 1784 veröffentlichte die "Franklin Kommission" ihren Bericht, demzufolge Hypnose absolut irreführend und ohne Wirkung sei.
"Es hat Jahrhunderte gedauert, ehe die medizinische Hypnose ihre Glaubwürdigkeit wiedererlang.", so Professor William Ray von der Pennsylvania Universität. "In den 50er Jahren wurden verlässliche Messmethoden zur Untersuchung von Hypnose erfunden, die diesem Forschungsgebiet wieder Gültigkeit gaben. Seither wurden in medizinischen und psychologischen Fachzeitschriften mehr als 6000 Artikel über Hypnose veröffentlicht. Heutzutage wird allgemein der Gedanke vertreten, dass Hypnose eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Phobien, Süchten und chronischen Schmerzen spielt."
Professor Ray benutzt Hypnose, um ein besseres Verständnis über die Funktionsweise unseres Gehirns zu bekommen. In seinen Forschungsarbeiten untersuchte er, wie sich Hypnose auf das Schmerzempfinden auswirkt. "Wir haben eine Reihe von EEG Studien durchgeführt.", meinte Ray. "Einiges deutet darauf hin, dass Hypnose die emotionale Empfindung von Schmerz unterdrücken kann, während der eigentliche Sinneseindruck bestehen bleibt. Man merkt also, dass man berührt wurde, es tut jedoch nicht weh."
Trotz steigender Annerkennung in der Medizin, bleiben populäre Mythen über Hypnose weiterhin bestehen. Es wird weithin angenommen, dass Hypnose gleichsam als Wahrheitsserum wirke, dass es einem den freien Willen raube oder dass der Hypnotiseur die Erinnerungen seines Patienten löschen könne.
In Wahrheit ist Hypnose jedoch etwas, dass fast jeder von uns schon im alltäglichen Leben erlebt hat. Wenn Sie schon einmal komplett in ein Buch oder einen Film vertieft waren und dabei die Zeit vergessen haben oder nicht gehört haben, wie jemand Ihren Namen rief, haben Sie bereits eine hypnotische Trance erlebt.
Die hypnotisierte Person schläft weder, noch ist sie bewusstlos - eher im Gegenteil. Hypnotisierte Personen befinden sich in einem mentalen Zustand höchster Aufmerksamkeit. Das Unterbewusstsein ist dabei für Suggestionen sehr empfänglich. "Das bedeutet nicht, dass Sie ein unterwürfiger Roboter werden", behauptet Ray. "Studien haben uns gezeigt, dass gute hypnotische Kandidaten aktive Problem-Löser sind. Es stimmt zwar, dass der unterbewusste Verstand während der Hypnose für Suggestionen empfänglicher ist, das bedeutet jedoch nicht, dass der freie Wille oder das Urteilsvermögen des Hypnotisierten ausgeschaltet sind."
Sind manche Menschen leichter zu hypnotisieren, als andere? "Ja, auch wenn der Grund dafür nicht eindeutig bekannt ist", erklärt Ray. "Die Empfänglichkeit für Hypnose scheint nicht wie angenommen mit den Charakterzügen eines Menschen, wie Leichtgläubigkeit, Einbildungskraft oder Unterwürfigkeit zusammenzuhängen. Einen Zusammenhang, den wir gefunden haben ist der, dass Menschen die sich selbst in alltägliche Tätigkeiten, wie Lesen oder Musik, sehr vertiefen können, womöglich leichter zu hypnotisieren sind."
In den späten 50er Jahren war die Stanford Universität die erste, die eine verlässliche "Messlatte" für hypnotische Empfänglichkeit entwickelte. Durch spätere Studien lernten die Forscher, dass 95% der Menschen zu einem bestimmten Ausmaß hypnotisierbar sind und dass "die erreichten Punkte einer Person, die die Fähigkeit zur Hypnotisierung wiedergeben, auch über einen langen Zeitraum bemerkenswert konstant bleiben. Selbst 25 Jahre nach dem ersten Stanford Test, erreichten getestete Teilnehmer nahezu die gleiche Punktzahl."
Um die genauen Vorgänge hinter der Hypnose verstehen zu können, müsste man die Funktionsweise des Unterbewusstseins entschlüsseln. Auch wenn es wohl unmöglich sein wird, jemals zu diesem Wissensstand zu kommen, ist Hypnose seit der Entlarvung durch die Kommission des Königs einen weiten Weg vorangekommen. Wer weiß? Wenn er den Fall heute noch einmal durchgehen könnte - vielleicht würde sogar Benjamin Franklin überzeugt werden ("Sie werden müde … Ihre Augenlieder werden schwer") - seine Meinung zu ändern.