Hölle
05.04.2006 um 14:38
Die christlich geprägte Vorstellung einer einzigen Hölle ist eine Mär, sprich, esgibt nicht den EINEN Ort, an den die bösen, bösen Sünder kommen.
Wohl kann man abersagen, dass es soviele Höllen gibt, wie Menschen existieren, da ein jeder sozusagen seineihm eigene, ganz persönliche Hölle haben kann.
Denn das, was wir da so betiteln, isteigentlich "nur" ein Sammelsurium unserer eigenen negativen, schlechten Gedanken undTaten, welche sich zusammenfinden und uns anheften, solange wir das Negative weiternähren. Unsere Hölle könnte man daher im Grunde als Produkt unserer Fehler, aber sicherauch der Ängste, ansehen.
Es ist daher also ziemlich leicht, sich eine Hölle zuerschaffen, doch dieses einzusehen fällt meinen Beobachtungen nach vielen, sehr vielenMenschen ausserordentlich schwer, neigen wir alle doch immer wieder gerne dazu, dieGründe unseres Unwohlseins und schlechten, schlimmen Lebens woanders, im Aussen zusuchen, anstatt einmal wirklich offen und ehrlich in uns selbst zu schauen. Man sagtnicht umsonst, dass der, welcher sich selber erkennt, weise ist -es ist der Blick in denSpiegel, der Klarheit bringen kann über sich selber und alle Probleme und quälendenGedanken, die uns so oft heimsuchen, doch so ein Blick, soll er denn ehrlich sein,erfordert etwas Mut, und wer würde sich schon in seinem Stolze eingestehen, dass erselber oftmals der alleinige Auslöser der Probleme ist?
Doch der einzige Weg ausdieser selbstgeschaffenen Hölle führt über die Konfrontation mit sich selber, mit seineninneren, tiefsten Urängsten und Dämonen, es ist nur allzu oft ein sehr harter Kampf,welcher hier ausgetragen werden muss, aber wer die Hölle verabscheut, sollte auch dieKraft dafür aufbringen können, eigenen Fusses wieder aus ihr emporzusteigen.
Alsob das oben beschriebene Szenario nicht schon Last genug wäre, kann man natürlich alsfühlender, empfindender Mensch auch durch äussere Umstände in eine Art Höllehineingeraten, meistens dann, wenn jemandem um uns herum etwas zustösst, das dasbisherige Leben von einem Tag auf den nächsten völlig aus der Bahn wirft. Aber auch insolchen Fällen sollte, nein darf man nie, niemals den Mut verlieren und sich nurals Opfer betrachten, vielmehr sollten wir uns alle ein wenig mehr auf das Schicksalverlassen, auch wenn uns dessen Wege nicht selten unbegreiflich und falsch erscheinen -esgibt Situationen, die man ändern kann, und es gibt solche, die sich aus vielerlei Gründennicht so einfach beseitigen oder ändern lassen, und in solchen Fällen nützt es niemandem,sich in die Dunkelheit fallen zu lassen, auch wenn es sich hierbei um eine typischeReaktion handelt und die Trauer oder der Schmerz in ihrer Intensität zu überwältigenderscheinen. Doch wo Schatten ist, da muss auch irgendwo Licht sein, und in diesem Wissensollte sich ein jeder Mensch, der bereits in seiner eigenen Hölle gefangen ist, oder aufsie zustrebt, betätigen, sprich, man sollte immer das Beste aus einer Situation machen.Denn komme was wolle, es gibt immer einen Weg, nur liegen diese Wege oftmals noch imDunkeln verborgen und wollen entdeckt werden, was nicht selten bedeuten kann, das ganzevorherige Leben zu überdenken und neu zu strukturieren.
Aber wollen wir uns wirklichvom Dunkel im Aussen und in uns selbst übermannen lassen, dem Sog nach unten einfachnachgeben, oder doch lieber in uns nach den Resten unseres Lebensfunken suchen, unddiesen wieder langsam aber sicher neu entzünden? Mensch zu sein bedeutet vor allem,Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung für das eigene Leben, und wenn es eine Zeit imLeben gibt, in der alles drunter und drüber geht, dann müssen wir eben kämpfen! Es lohntsich immer, denn wenn man sich selber in diese Hölle hineinmanövriert hat, sei es bewusstoder unbewusst, dann muss es logischerweise genauso möglich sein, auch wieder aus eigenerKraft daraus herauszukommen.
Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, wennnicht sogar der wichtigste und entscheidendste: es liegt in unserer Macht! Kein Teufelkann uns holen kommen, nein, der Teufel ist ein Verführer, zwar ein Grosser und leidersehr erfolgreicher, aber wir müssen aus freien Stücken zu ihm kommen.
Wer daserkannt hat, es in sein Leben zu integrieren schafft, der wird eines Tages wirklich freisein, frei von Ängsten und Qualen.
Denn so wie wir uns unsere persönliche Hölleerschaffen, so können wir sie auch vernichten.
Ich persönlich binschon seit meiner Kindheit an viele lange Jahre durch eine Hölle gegangen, ohne auch nurein kleines bisschen davon zu merken, ich verbog mich völlig und stand am Ende vor einemgewaltigen Scherbenhaufen, welchen ich bis heute noch nicht vollständig zusammengekehrthabe.
Bewusst trat ich erst an jenen dunklen Ort, als meine Mutter schwererkrankte und die darauffolgenden Jahre für alle Beteiligten der Familie zu einemermattenden und nervenaufreibenden Schicksal wurden und ich selber nach einiger Zeitebenso einen ziemlichen körperlichen und psychischen Zusammenbruch hatte.
Eswäre müssig, näher darauf einzugehen, aber in den letzten Jahren in welchen ich krank warund immer noch bin, bin ich wahrhaftig durch die Hölle gegangen und habe mehr als nureinmal in den absoluten Abgrund geschaut.
Mit der Zeit reifte aber auch in mir dieErkenntnis, dass ich mir selber aus dieser Misère heraushelfen kann, wenn ich nurgenügend Willenskraft aufbringen kann, was natürlich leichter gesagt als getan ist -dochdie Erkenntnis ist bereits der erste Schritt in eine neue Richtung.
Mittlerweile gehtes mir viel besser als noch vor einiger Zeit und so, wie es hier bereits geschildertwurde, hat auch mich jene Zeit in der "Hölle" im Nachhinein unglaublich gestärkt undreifen lassen, dass ich an Punkte gelangt bin, von denen ich vor ein paar Jahren nichteinmal träumte.
Ich bin teilweise über mich hinausgewachsen und das Wissen um dieSelbsterschaffung dieser Hölle ist mir eine grosse Hilfe, gerade in jenen Stunden, indenen es mir manchmal wieder schlechter geht.
Ich bin meines eigenen GlückesSchmied, und niemand anders sonst, und wirklich frei zu sein bedeutet, Macht über sichselbst zu haben.
Die Macht, die eigenen Dämonen zu verjagen, sie immer wieder zubekämpfen, wenn sie auf einmal wieder vor der Tür stehen, niemals aufzugeben und denBlick immer zum Licht gewendet zu haben -dass es nicht immer leicht ist, muss ichsicherlich nicht erwähnen, doch schon die Erinnerung an die dunkelsten Zeiten in meinemLeben geben mir wieder neue Kraft.
Man kann sogar sagen, dass ich dankbar für diesendrastischen Lebenseinschnitt bin, habe ich mich dadurch doch auf den Weg zu mir selbergemacht und bin schon ein gutes Stückchen voran gekommen.
Haltet euch einesimmer wieder vor Augen, besonders dann, wenn die Strudel der Hölle wieder an euch ziehenund nach unten reissen wollen:
Wir müssen keine Angst haben, denn wer keine Angst indie Welt sendet,
zu dem kann auch keine zurückkommen. :)
Gruss
Wer nur Stroh im Kopf hat, sollte sich vor dem Funken der Wahrheit in acht nehmen.