@kysanWenn man Fragen stellt, die wesentlich sind und tief gehen, wird das oftunangenehm empfunden von Leuten, welche noch nicht bereit sind, auf diese Art zu sprechenoder sich auf ein solches Thema einzulassen, man wird dann schnell einmal tatsächlichals Störenfried abgestempelt oder als Besserwisser, Neunmalkluger, als kleinerWeltverbesserer.
Es ist äusserst empfehlenswert und in den meisten Fällennotwendig, solche Dinge immer nur zu zweit, in einem ganz kleinen Rahmen also, zubesprechen. In einer undisziplinierten Gruppe in der solche neuen Anschauungen nichtgewollt werden, ist die Chance gleich Null, etwas zu vermitteln und es kehrt sich insGegenteil und man wird dann als Störenfried abgestempelt. Das ist eine traurige Tatsache,aber es muss nicht immer so sein, es kommt auf die Situation an und die eigene innereStärke, etwas zu vertreten.
Hier müssen wir uns auch fragen, kommen wir einfachso von uns selber an diese Menschen heran und wollen ihnen unsere Erkenntnis aufzwingen(sehr schlecht, weil nahezu unmöglich), oder verlangen wir einfach einmal über solcheDinge zu reden (besser, braucht aber viel Fingerspitzengefühl) oder haben wir tatsächlichin der Familie oder bei der Arbeit genau diesen konkreten Konflikt und wollen nun diesenden anderen beteiligten auf neue Art und Weise anschaulich machen. Es wäre immer dergrösste Vorteil, wenn wir gerade in einem derartigen Konflikt uns befinden mit anderenMenschen und genau in diesem aktuellen Moment von unserer eigenen Erkenntnis oder unsereneigenen Erfahrungen sprechen können. Aber nicht alle finden dann auch die richtigenWorte, man kann sich hier am Abend noch Gedanken machen und alles stichwortartigaufschreiben. Dann kommt es hier noch darauf an, ob wir etwas nur gelesen und verstandenhaben oder auch schon fähig sind, eine gewisse Erkenntnis zum Teil zu leben.
Derrauchende Arzt ist für ein Kind bestimmt kein gutes Beispiel, wenn er dem Kind sagt, essolle nicht damit anfangen, weil es ungesund ist. Das Kind hört nicht nur seine Botschaftsondern sieht ihn ja auch in dem, wie er Handelt und dieser Widerspruch zeigt, dass derArzt wohl im Kopf und intellektuell weiss, dass Rauchen schadet aber diese Erkenntnisnicht seinem Körper zuliebe umgesetzt hat. Das Kind denkt dann vielleicht, du kannst mirschon sagen, es sei schädlich, aber du geniesst es ja selber oder bist abhängig davon,also sind diese Worte bloss ein allgemeiner Hinweis wie, man solle nicht auf den Rasentreten oder man solle keine Dinge im Porzellanladen anfassen.
Also es ist sehrschwer bis unmöglich, in eine Gruppe Fragen zu werfen, wenn diese Menschen nicht einoffenes Ohr für solche Dinge haben. Dann müssen wir auch berücksichtigen, dass esZwischenschritte in der Erkenntnis gibt und man vielleicht jemandem nur gerade einenAspekt einer Erkenntnis übermitteln kann und würde man versuchen, alles zu erklären, eszuviel wird und dann kommt die Abwehr.
Und das ganze ist wirklich tragisch undtraurig, Kysan. Du hast recht, ein Mensch, welcher alles und jeden in Frage stellt wirdoft an den Rand gedrängt innerhalb von Gruppen, die sich in der heutigenGesellschaftsstruktur verankert haben. Für sie bist du eine Gefahr, weil du würdest ihreRuhe und ihre Sicherheit gefährden. Sie klammern sich an ihre Werte und Vorstellungen undalles, was diese Ideen ihnen nehmen könnte, wird als unangenehm empfunden, weil sie sichdann bewegen müssten, ihr Leben sich ändern würde und ihr handeln.
Es ist nunvielleicht etwas hart oder erscheint zuerst einmal hoffnungslos, aber wir stehen da invielen Fällen alleine und sind gut beraten, uns selber zu stören und den Weg derSelbsterkenntnis einzuschlagen. Diesen Weg gehen wir weite Strecken im Leben alleine,aber immer wieder finden wir Gleichgesinnte, welche alles, was wir sagen gut verstehen.Ich kenne viele, welche in einer Arbeits- oder Lehrstellung sind, in der sie die einzigenAndersdenkenden sind und dann still geworden sind und solange wir in einem solchen Umfeldsind, gibt es überhaupt keine Möglichkeit, auf dieser Ebene des kritischen Denkens sichzu verbinden mit den anderen. Wir können in den allgemeinen und eher oberflächlichenGesprächen mit den anderen sprechen aber nicht in dem, was wir selber als wirklichwichtig oder wesentlich im Leben finden, dass es Wert ist, betrachtet zu werden.
Der Ausweg. Sind wir gezwungen, noch längere Zeit an einem solchen Ort zu bleiben,sollten wir in erster Linie auf uns selber schauen, damit wir nicht zu sehr seelisch undpsychischen Schaden nehmen. Wir versuchen, in unserem Privatleben wenigstens diesenkritischen und offenen Geist auszuleben und zu bewahren. Wir müssen uns klar werden, dasswir weiterziehen werden eines Tages und uns derart leicht machen, dass wir uns nicht ineine haftende Situation verstricken. (Wenn wir ein teures Auto wollen, oder ein Haus,oder Familie mit Kindern oder andere, auch karrieremässige Berufsträume hege, wird dasein reiselustiges oder vielseitiges Leben behindern irgendwann, wir würden dann vielweniger schnell aus familiären, beruflichen oder finanziellen Gründen, den Beruf oder dasUmfeld wechseln.
Vom alten Leben in ein neues zu gehen, heisst, vieles hintersich zu lassen. Oft verliert man Freunde, wird nicht akzeptiert, daraus entsteht eineLeere, Einsamkeit und man wird für eine Zeit Aussenseiter der Gesellschaft. Doch dieserProzess ist unumgänglich und im Gegenteil notwendig, damit das Neue in dein Leben tretenkann. Wenn wir nicht versuchen, diese Leere, das entstandene Vakuum zu füllen mit demalten Leben (aus Anstand mitmachen, für andere sich selber verändern, konsumverhalten undGleichgültigkeit übernehmen, so werden, wie alle, gedankenlos sein, seine Unzufriedenheitüberdecken etc. etc.), wenn wir diese Einsamkeit aushalten, wird das neue in das Lebentreten. Ohne etwas zu unternehmen, einfach so, Das sind Gesetzmässigkeiten, doch der Wegist steinig und birgt viele Gefahren, aber wir haben in uns alles, was wir brauchen, deninneren Kompass, welcher uns führt.
Wir werden still, hören auf, andere zunerven mit unseren Fragen und beginnen, uns selber zu entdecken, unsere eigenen Ängstewie die Angst vor Einsamkeit, die Angst aus einer Gruppe geschlossen zu werden, dieAngst, keine Aufmerksamkeit mehr zu bekommen, dass sind alles Dinge, welche in unsbegraben sind und uns darauf hinweisen, wie abhängig wir im Grunde noch sind vonBestätigung und Belohnung. Doch wünschen wir uns wahre, bedingungslose Liebe und einewirklich grosse Freiheit in unserem Leben, sollten wir einsehen, dass wir Aufmerksamkeitund Zuwendung nicht kaufen können und sie auch nichts wert ist, wenn sie nicht von ganzemHerzen kommt.