Doors' (
@Doors ) Beitrag stimme ich grundsätzlich zu. Allein glaube ich, dass er die Einzelbedürfnisse der Konsumenten nur leidlich berücksichtigt. Wenn man mäßigbetuchter Mittelständler ist, wie der Großteil von uns, und jeden Mist sofort und zu jeder Zeit und zu jedem Preis, ob monetär oder ethisch, haben muss, dann finde ich das tatsächlich bedenklich.
Wer Wert auf ein Mindestmaß an Qualität legt, der fragt sich vor dem Kauf auch, woher die Materialien stammen, aus denen das gewünschte Produkt gefertigt ist. Doch nicht nur das. Er fragt sich auch, wie und unter welchen Bedingungen diese Materialien verarbeitet wurden. Ist die Qualität der Materialien nach den heute gängigen Maßstäben gering und die Herstellungsbedingungen für Mensch, Tier, Umwelt, für das Material und sogar den potenziellen Käufer selbst bekanntermaßen unzuträglich, dann wird man auch vom Kauf Abstand nehmen.
Wie man aber heute bei diesen hochkomplizierten, hochindustrialisierten und verwickelten Herstellungs-, Vermarktungs- und Rohstoffgewinnungsvorgängen als einfacher Kunde noch durchblicken soll, ist freilich eine andere Frage. Mir kommt oft vor, als hätte ich keine andere Wahl, als die falsche Kaufentscheidung zu treffen.
Und genau deshalb bin ich froh, nur in ganz bestimmter Hinsicht das zu sein, was man gemeinhin als rücksichtslos verschwenderisch oder gar unethisch bezeichnen würde. Bei allem anderen strebe ich danach, äußerst kritisch zu sein. Wenn es also bei mir um Kosmetikprodukte geht, oder um andere Verfahren, die das Erscheinungsbild verbessern sollen, kann es durchaus sein, dass ich über Leichen gehe. Da kann ein Produkt an armen Tieren getestet worden oder auch umweltschädlich sein - das wäre mir nach Abwägen meiner Proritäten wahrscheinlich einerlei, solange es die gewünschte Wirkung auch nur ansatzweise erzielt und die Nebenwirkungen erwiesenermaßen gering sind.
Handelt es sich aber um den Kauf von Möbeln, beispielsweise, dann bin ich sparsam und denke lange und langwierig darüber nach, ob ich die Anschaffung wirklich brauche. Und wenn ich zu dem Schluss komme, dass die Anschaffung eines Möbelstücks absolut notwendig ist, dann hole ich auch Auskünfte darüber ein und versuche, alle Qualitätsmerkmale und umwelttechnischen und ethischen Erfordernisse zu erfüllen. Der Preis darf somit dementsprechend hoch sein.
Kurzum: Ich habe gewisse Prioritäten. Je höher der Rang dieser persönlichen Priorität, desto weniger achte ich darauf, welche Auswirkungen die Anschaffung eines Produktes auf andere Menschen, auf die Umwelt oder sonst etwas haben kann. In meinem Falle (Kosmetik und andere Schönheitsmittelchen) hat es aber z. B. wenig Sinn, weder die Qualität des Produktes noch dessen Auswirkungen auf meine eigene Gesundheit zu beachten. Das ist nicht bei jedem Produkt so. Je tiefer die Priorität der Anschaffung eines gewissen Produktes, desto umfänglicher informiere ich mich, desto strenger verfahre ich bei der Auswahl und desto bereiter bin ich, einen hohen Preis zu zahlen.
Abschließend festzuhalten wäre aber eines:
Nur weil man etwas kaufen kann, heißt das nicht, dass man es auch unbedingt braucht und über Leichen gehen muss, nur weil man es haben "könnte".Meines Erachtens ist es sinnvoller, sich ganz persönliche Prioritäten zu setzen, bei deren Erfüllung man auch mal über die eine oder andere ethische oder qualitätstechnische Leiche gehen kann (sofern sinnvoll beim jeweiligen Produkt), weil man sich eben einbildet, das diese eine Priorität unbedingt erfüllt werden müsse. Manchmal kann das Produkt auch nur Teil eines Scherzes sein, weil man andere damit unbedingt eine Freude bereiten möchte. Das wäre dann am Ende aber nur die Palette eines oder zweier Produkte, und beim Rest, beim "Langlebigen oder bei dem, was man nur selten benutzt oder letztlich ohnehin nicht vermissen würde", bliebe man äußerst kritisch und würde sich beim Kauf jene Schlüsselfragen stellen, die unser lieber User Doors so treffend angeführt hat.
Halte ich es für mich in irgendeiner Weise unentbehrlich, auch wenn andere Menschen problemlos ohne auskämen? Scheiß drauf und kauf's dir.
Halten es andere Menschen für sich in einer Weise unentbehrlich, auch wenn ich selbst problemlos ohne auskäme? Scheiß drauf und kauf's dir nicht.
Brauche ich das Produkt wirklich so unbedingt, von dem ich mir einbilde, dass es für mich unentbehrlich ist, aber für andere vielleicht nicht? Siehe
@Doors , Seite 1.
StUffz schrieb:Fehlt noch das gute alte Rasiermesser.
