Rainlove schrieb:Ich kann dir mal eine heikle Geschichte, die meinem Vater im Wald passiert ist erklären, als er noch bei der Post arbeitete,
Das ist garnicht mal so selten, in der Art. Vor vielen Jahren hatte ich das auch mal und hätte ohne meinen Beifahrer auf jeden Fall angehalten.
Ich fuhr damals das Auto eines guten Freundes, der ziemlich besoffen und schon im Halbschlaf auf dem Beifahrersitz saß; es war sicher deutlich nach Mitternacht in einer dünnbesiedelten Gegend, die ich nicht besonders gut kannte. Immer mal zwischendurch hob mein Freund den Kopf und schaute auf die Straße; irgendwann sagte er dann: "Vorsicht. Nicht anhalten." Ich so, "Hä?!? Hier ist doch nichts und niemand...?" - "Voorsicht. Achte auf die Felder." (bedeutungsvolle Geste, dann Kopf wieder runter und zurück in den Halbschlaf)
Nun war der Mann Polizist und auch besoffen noch relativ aufmerksam, eigentlich redete er auch keinen Scheiß, also fuhr ich lieber mal etwas langsamer. Einsame Landstraße, ewig lang keine Kreuzungen, auf beiden Seiten mehr oder weniger Wald; rechts ein leicht ansteigendes Feld vor dem Waldrand.
Mitten auf dem Feld sah ich plötzlich jemanden auf die Straße zurennen und kann nicht genau sagen, woher er kam - aus dem Wald? Oder stand er vorher auf dem Feld?? Ein großer Typ mit langen, wehenden hellen Haaren und Norwegerpulli, wild mit beiden Armen über dem Kopf fuchtelnd: Anhalten! Gefahr! Notfall!
Ich bremste.
Freund: "Halt nicht an. Fahr weiter!!"
Der Typ rannte weiter auf uns zu, zögerte aber am Straßenrand, als ihm klar wurde, dass wir weiterfahren. Andere Personen waren nirgends zu sehen.
Freund: "Das machen die hier seit einiger Zeit so. Im Straßengraben liegen noch ein paar andere, und wenn Du Pech hast, bist Du anschließend Geld und Auto los."
In einer ganz anderen Gegend, vielleicht ein paar Jahre später, irgendwann in den 90ern, an einem wunderschönen See in den Wäldern, die ich bestens kenne. Ich war einige Jahre lang nicht dort und wollte meiner damaligen Freundin die Orte meiner Jugend zeigen. Früher waren dort an den Wochenenden ganze Schulklassen und haben gefeiert; ich sage noch, dass der Ort vielleicht doch nicht so schön ist, denn schließlich sind Schulferien. Aber niemand ist dort. Stundenlang, wirklich niemand. Das ist ungewöhnlich, denke ich - und ärgere mich über "die Jugend von heute".
Als der Nachmittag schon fast zu Ende ist, kommen zwei Spaziergänger mit Hund. Sie bliebnen in deutlicher Entfernung von uns stehen, mustern uns argwöhnisch und verschwinden wieder, woher sie gekommen waren; irgendwie wirken sie verstört, vielleicht auch ängstlich. Das kommt uns beiden sehr sonderbar vor und wir beschließen, zu gehen. Auf dem Weg zum nächsten Dorf, der bereits geteert ist, bleibe ich kurz stehen und gehe an den Wegesrand, um dort ein verlassenes Vogelnest zu betrachten. Ich hopse von der Straße in die abschüssige Böschung, stehe also anschließend etwa mit den Schultern auf Straßenhöhe und drehe mich zu meiner Freundin um, als ich sehe: Die Straße ich an dieser Stelle (der zentralen Zufahrt zum See) auf einigen Metern Länge unterhöhlt; dort befindet sich ein Matratzenlager mit Schlafsäcken. Holla. Wir beschließen, zügig zu verschwinden.
Kurz darauf begegnet uns ein alter Bekannter, der dort zuständige Waldarbeiter: "Was macht ihr denn hier? Seid ihr komplett irre??"
Er erzählt uns, dass in diesem Waldstück rumänische Banden ihren Stützpunkt hätten und er schon diverse unheimliche Vorgänge beobachtet hätte; Kurierdienste mit Päckchen, Geld usw., Gegenstände aus Wohnungseinbrüchen im Wald, kürzlich ein paar geklaute und dort ausgeschlachtete Autos vor dem See. Dann, irgendwann an einem ganz normalen Sommertag, trat er abseits der Wege auf etwas, das unter seinem Fuß deutlich klickte - und wenige Meter weiter ging eine Klappe im Waldboden auf, die unter Laub und Dreck vorher nicht mal zu erahnen war. Heraus kam ein nackter Mann, stürmte auf ihn zu, biss ihn in die Hand und verschwand, eher mein Bekannter überhaupt begriffen hatte, was gerade passiert. Bei der späteren Suchaktion nach dem "Irren" büßte ein Polizist Uniform und Dienstwaffe ein, er wurde bewusstlos im Wald gefunden und trug nur noch Unterwäsche. Das fand ich dann doch etwas heftig.