@allDie SS: Himmlers Samurai
Absolute Treue bis zum Tod gegenüber dem Lehnsherrn oder dem Tenno, galt als die höchste Pflicht eines Samurai, so wie es höchste Pflicht und Ehre eines SS-Mannes war, dem „Führer“ bis in den Tod hinein die Treue zu halten. Mit großer Faszination blickten nationalsozialistische Japanologen, Künstler, Intellektuelle und Militärs auf die Kriegerkultur des fernöstlichen Landes. Das Dritte Reich wurde überschwemmt von Samurai -Büchern -Filmen -Bühnenstücken und -Vorträgen.
Was faszinierte die Nazis an den Samurai? Zu nennen sind unter anderem: „absolute Gefühlskontrolle, kompromisslose Härte und Kaltblütigkeit“, „blinder Gehorsam und Treue“, „Ehrenkodex und Standesethos“, „Krieg als Selbstzweck“, „Verachtung des Lebens, Verherrlichung des Todes“ - „Harakiri“. Morbide Sprüche aus schon damals übersetzten Samurai-Handbüchern wirkten wie Losungen für den Schwarzen Orden: „Wenn euer Schwert in einer Schlacht zerbricht, kämpft mit euren Armen; wenn eure Arme abgeschlagen werden, ringt euren Gegner mit euren Schultern nieder; wenn eure Schultern verletzt sind, könnt ihr immer noch mit euren Zähnen kämpfen.“
Auch der Massenmörder Heinrich Himmler war von dem Samurai Kultur der Japaner fasziniert und eröffnete darüber eine Debatte in der SS. Rudolf Jacobsen, Regimentskommandeur der Waffen-SS, erinnerte sich, dass der Reichsführer immer wieder „die japanische Tradition der Samurai“ hervorhob, wenn er auf die Ausbildung der SS-Elite zu sprechen kam.
Unter der Samurai-Literatur des Dritten Reichs ist vor allem ein „Büchlein“ mit dem Titel Die Samurai, Ritter des Reiches in Ehre und Treue zu nennen, dass Himmler mit 52.000 Exemplaren an seine SS-Männer verteilen ließ und wozu er ein Vorwort verfasste. In dem Text wird der „Ordenscharakter“ der japanischen „Kriegerkaste“ betont und, kombiniert mit der „Rassentheorie“ und dem „Führerprinzip“, als ein gesellschaftliches Vorbild für die Deutschen herausgestellt.
Im Zentrum des damaligen Samurai-Kultes thronte der von den Göttern stammende „Tenno“, Kaiser Hirohito (1901 – 1989); im Mittelpunkt des NS-Regimes stand der vom Volk gewählte „Führer“, Adolf Hitler. Der Unterschied zwischen beiden ist im Dritten Reich thematisiert und debattiert worden. Aber man hat keineswegs nur die Differenz betont, sondern auch im Vergleich mit dem theokratischen Tenno-System die „Sakralisierung“ des Nationalsozialismus und die „Vergöttlichung“ des „Führers“ gefordert. Die Sakralisierung von Krieg und Krieger war ein Primäranliegen Himmlers: „Für die Vereinigung von Führer- und Priesteramt in einer Person verwies [er] wiederholt auf das Beispiel des japanischen Kaisertums, wie ja überhaupt das Vorbild Japans und besonders des Samurai-Ordens bei ihm eine große Rolle spielte.“ - erinnert sich SS-Kommandeur Rudolf Jacobsen. 1942 überreichte die Vereinigung Tokioer Reservisten anlässlich der Wiener Ausstellung „Krieg und Kunst“ dem „Führer und Reichskanzler“ Adolf Hitler eine „Samurairüstung“ als Ehrengabe.
Es zeigt die Naivität, wie heute östliche „Weisheitslehren“ importiert werden, wenn der Piper-Verlag im Jahre 2000 das Hagakure als Taschenbuch publiziert und auf dem Klappentext als „spirituellen Leitfaden für den beruflichen und privaten Erfolg auch in der heutigen Welt“ anpreist. Der Herausgeber Guido Keller schwärmt davon, dass der Geist des japanischen Krieger-Katechismus an die „unbedingte Kampfeswut“ der Berserker in der nordischen Mythologie erinnere: „Ich meine ja auch, Germanen und Wikinger und wie sie alle in unserer Nähe hießen, sie hatten etwas, was Europäern heute weitgehend zu fehlen scheint – extremen Kampfgeist.“ – sagt Keller.
Das kybernetische Äquivalent von Logik ist Oszillation.
Ganz unten auf dem Grunde des Lebendigseins treffen wir auf die Metapher. (Gregory Bateson)