Anzeigenblatt - die kostenlose Zeitung

@Ocelot
Bei den Anzeigenblättern bin ich mir nicht sicher, aber bei den reinen Werbeblättchen kenne ich das so, dass die Leute nach ausgetragener Stückzahl bezahlt werden. Was in meinen Augen schlüssig erklärt, warum der Pizzaflyerverteiler das Schild ignoriert.

Ocelot schrieb:Was mich aber noch mehr ärgert sind einige Nachbarn, denen wohl die paar Schritte bis zur Papiertonne zu weit weg ist und die Zeitungen vor der Haustür auf den Boden werfen.

Was meine Theorie untermauert, dass die Dinger kaum jemand liest.
Ich sehe es hier auch oft in Mehrfamilienhäusern, dass ein Stapel Zeitung/Werbung einfach in den Hausflur gestellt wird, damit jeder sich dann ein Exemplar runternehmen kann, was augenscheinlich keiner tut, bis sich dann irgendwer erbarmt, den ganzen Kram zu entsorgen.
Womit sich mir wieder die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Blättchen stellt.

DEFacTo schrieb:selbst auf einem DYMO ausdrucken, oder die 2,99€ für 12 stück ausgeben und man hat ruhe.

Denkst du. Unsere Mieter wenden sich mit solchen Sachen auch an uns. Habe selber schon dutzende Kästen so beklebt. Entweder lesen es die Boten nicht, verstehen es nicht oder sie machen es mit Absicht. Selbst Anrufe bei den Firmen, die für die Zustellung verantwortlich sind, fruchten nicht unbedingt. Kommt auf die Region an. Mal klappt es reibungslos, mal überhaupt nicht. Eine Garantie ist es jedenfalls nicht.

Ich lese diese Zeitungen regelmäßig. Zumindest blättere ich sie durch. Es wird meistens über lokale Ereignisse berichtet, das interessiert mich. Außerdem sind Prospekte mit Sonderangeboten enthalten. Die interessieren mich ebenfalls.

Ich bekam auch zwei, ich habe sie gehasst weil sie mit Fleiß rein gestopft wurden und ich sehr oft unterwegs bin.
Verbote und Aufkleber haben nichts gebracht, mit den Zustellern reden auch nicht...mit dem GF sprechen auch nichts.
Ich habe angefangen Rechnungen zu schreiben, Entsorgung, Mülltrennung, Müllanteile nach Gewicht, Rechnungszustellung per Post (Einschreiben mit Rückschein), Papier, Druckertinte, Umschlag und alles zu meinem Stundensatz und Umsatzsteuer, so kamen so um die 89€ zusammen.
Nach 3 Rechnungen und eine Mahnung kam der GF persönlich vorbei und seitdem ist Schluss.

Wir haben in der Arbeit die Tageszeitung abonniert - das ist so ein Käsblättchen, der Lokalteil ist mitunter in drei Minuten durchgeblättert. Daher bin ich froh, wenn ich die Zeitungen bekomme - mein Junior bastelt gerne (Pappmaché), wir stopfen damit Schuhe aus, die nass sind, etc. etc.

Ds Problem ist doch, dass diese Dinger ungefragt vor der Haustür landen. Da hilft kein Aufkleber oder Schild. Teilweise ist der Briefkasten voll mit dem Müll, gerade am Samstag gibt es die in Plastik verpackten

Hausfrauensonderangebotswerbeblättchen

Zum kotzen finde ich nur, das die Teile manchmal in alle Winde verstreut werden und mit den Kippen und der Hundescheiße eine Symbiose bilden.

Und wir verbieten Plastikbeutel im Supermarkt...juhu Gewissen beruhigt, dann mal weiter so.

@Ilvareth

Ich habe im Laufe meines Berufslebens oft genug für die unterschiedlichsten Blättchen in verschiedenen Regionen Deutschlands geschrieben. Es ist in der Tat schon erstaunliche, welche Reichweite und welche Leserbindung diese Blättchen haben. Profitabel für den Verleger sind sie ohnehin - und ganz offenbar auch für die Anzeigenkunden, trotz Internet. Kapitalisten haben kein Geld zu verschenken. Folglich würden sie in einem nicht gelesenen Blatt keine teuren Anzeigen schalten. Auch die Oma, die was zum Stricken oder der Single, der was zum Ficken sucht, inseriert in diesen Blättern. Jeder halbgare Achtzehn- oder Dreissigjährige tut dies per Anzeige seinem mehr oder weniger sozialen Umfelld kund. Ob Job oder Immobilie, Flohmarktankündigung oder Jahreshauptversammlung des Kaninchenzückter-Vereins "Rammel gut!" wird gelesen.

Was das Verteiler-System angeht: Die armen Schweine, die bei Wind und Wetter die Zeitungen verteilen, bekommen noch schlechter bezahlt als die, die für die Blätter schreiben. Da ist es kein Wunder, wenn die Arbeitsmoral der Bezahlung entspricht: "Sie tun so, als würden sie uns bezahlen - und wir tun so, als würden wir dafür arbeiten."

Üblicherweise sollte man sich nie telefonisch beschweren. Sondern immer schriftlich. Wenn man den Kram nicht will: Frist setzen, Aufkleber an den Briefkasten,widrigenfalls Entsorgungskosten in Rechnung stellen und juristische Schritte androhen. Dann wird zwar der Verteiler zur Minna gemacht, aber die Papiertonne bleibt leer.

Wenn das Zeug einfach stapelweise in den Hausflur gekippt wird, dem Hauseigentümer schreiben, auf Brandgefahr hinweisen, auf Abhilfe drängen, andernfalls ggf über Mietkürzung nachdenken. Bei einigen mir bekannte Mietshäusern in Flensburg hat das geklappt.

Wenn man weggeworfene Printwerbung in grossen Mengen in der Landschaft findet, sollte man das dokumentieren und bei der Polizei eine Anzeige erstatten. Die landet dann via Verlag und Vertrieb beim Verursacher.

Doors schrieb:Was das Verteiler-System angeht: Die armen Schweine, die bei Wind und Wetter die Zeitungen verteilen, bekommen noch schlechter bezahlt als die, die für die Blätter schreiben. Da ist es kein Wunder, wenn die Arbeitsmoral der Bezahlung entspricht: "Sie tun so, als würden sie uns bezahlen - und wir tun so, als würden wir dafür arbeiten."

Ich habe das als Schüler mal ausgetragen - am übelsten waren die Einfamilienhäuser mit dem Eingang und dem Briefkasten auf der Rückseite - man trabte um jedes Haus, um dann herauszufinden, dass an dem einen Briefkasten "keine Werbung" klebt. Immer Druckerschwärze an den Händen ... daran denke ich immer, wenn unsere Austrägerin kommt - eine Rentnerin. Die kommt auch, ob es hagelt, schneit oder regnet ... oder man fast im Stehen einfriert.

Bestimmt haben sie manchem auch schon geholfen mal schnell einen job iwie. zu finden.

Mir im lauf der jahre immer wieder mal.

Aber mit der zeit erkennt man auch die firmen und betriebe, wo man lieber die finger von läßt.

Die die immer wieder inserieren mit den gleichen worten über jahre...

Da weiß man dann, das sind bienenhäuser und es hat seine gründe das es dort rein und raus geht.

@MissMary

Selbst da, wo ich wohne, meilenweit von jeglicher Zivilisation, kommt bei trockenem Wetter (als an etwa drei Tagen im Jahr) eine Schülerin mit dem Fahrrad und bringt mir eine Zeitung. Regnet es, kommt ihr Grossvater mit dem Auto. Die Kosten dafür dürften ein mehrfaches seines Entgeltes betragen. Anzeigenblatt zwei hole ich mir bei Bäcker oder an der Tanke ab. Da die Verteiler ein Wettbewerbsverbot haben, müssen ja nicht Mittwochs und Samstags irgendwecle unterbezahlten Kinder und Greise Leben und Gesundheit aus's Spiel setzen, um mir zu überbringen, was Aldi und Lidl bieten und wer in der Nachbarschaft gerade tot geblieben (wie man hier sagt) ist. Das erfahre ich dann beim Tratsch am Dorfbrunnen bzw. in der Postfiliale:

"Hest al hört? De Hein is nu ok all dot bleven!"

"Jo, he säh all de letten söbenti Johr jümmers 'n beten blass ut."*



*Übersetzung in eine zivilisierte Sprache:

Hast Du schon gehört? Der Hein ist nun auch gestorben.
Ja, der sah schon die letzten siebzig Jahre immer schon ein wenig blass aus.

Ilvareth schrieb:Wie werde ich diese unerwünschte Zeitung los?

Ab in die Papiertonne --> Problem gelöst. :)

Doors schrieb:Hast Du schon gehört? Der Hein ist nun auch gestorben.
Ja, der sah schon die letzten siebzig Jahre immer schon ein wenig blass aus.

LOL. Bei uns gibt es nun Gebiete, wo keine Werbung mehr kommt, weil es keine Zusteller mehr gibt. Ist auch wirklich ein doofer Job ... ich denke, das wird sich irgendwann mal von alleine erledigen, die Zeitung als Printmedium (auch kostenlos) hat irgendwann ausgedient.

@MissMary

Die Einschätzung teile ich nicht. Wenn ich mir meine beiden Anzeigenblätter im nordischen Grenzland so ansehe, dann wimmeln die von Anzeigen von und für junge Leute: "Eltern holt die Kinder rein, Jaqueline-Chantalle hat den Führerschein" "Mit dreissig Jahr' noch ohne Frau - der Heiko ist 'ne arme Sau", "Schülerin (90-60-90) betreut solvente bettlägerige Herren", "Geile Oma sucht junge Kerls für untenrum", "Junge Putzhilfe/Babysitterin/Hundebetreuerin gesucht" etc. (Auszüge aus dem Stapel Altpapier)

Doors schrieb:Die Einschätzung teile ich nicht. Wenn ich mir meine beiden Anzeigenblätter im nordischen Grenzland so ansehe, dann wimmeln die von Anzeigen von und für junge Leute: "Eltern holt die Kinder rein, Jaqueline-Chantalle hat den Führerschein" "Mit dreissig Jahr' noch ohne Frau - der Heiko ist 'ne arme Sau", "Schülerin (90-60-90) betreut solvente bettlägerige Herren", "Geile Oma sucht junge Kerls für untenrum", "Junge Putzhilfe/Babysitterin/Hundebetreuerin gesucht" etc. (Auszüge aus dem Stapel Altpapier)

Das hat dann doch bei euch einen coolen Entertainmentfaktor. Bei uns ist das eine Blatt der Ersatz für Ebay Kleinanzeigen für Leute über 60, die es nicht so mit dem Internet haben. Aber leider nichts Lustiges ... "Verkaufe Tomatensetzlinge" etc. Sowas in die Richtung. Bei uns sind es mehr so Käseblätter :-)

@MissMary

Den redaktionellen Teil kann man in der Tat weitgehend vergessen, das ist fast ausschliesslich Hofberichterstattung und "Anzeigenbediene", d.h. wer fleissig Anzeigen schaltet, wird im Rahmen von Firmenportraits oder Jubiläumsmeldungen ausführlicher berücksichtigt. Trotzdem wird das Zeug auch von Jüngeren gelesen. Besonders grässlich: Junge Eltern präsentieren in Zusammenarbeit mit lokalen Kliniken Farbbilder selbst produzierter zerknautschter Frischlinge auf blau oder rosa Hintergrund mit Grusel-Namen (Noah-Jonas, Juliane-Henriette) und Geburtsgewicht.

Dann wissen die Leser: Müllers von nebenan können offenbar erfolgreich ficken!

@Doors

Doors schrieb:Junge Eltern präsentieren in Zusammenarbeit mit lokalen Kliniken Farbbilder selbst produzierter zerknautschter Frischlinge auf blau oder rosa Hintergrund mit Grusel-Namen

Das macht hier die ganz normale Tageszeitung. Der Fotograf kommt alle paar Tage in die Klinik, die Bilder können die Eltern käuflich erwerben, werden an die Zeitung weitergegeben und die füllen damit Seite zwei des Lokalteils.

Ilvareth schrieb:die Bilder können die Eltern käuflich erwerben, werden an die Zeitung weitergegeben und die füllen

Du sollst die Bilder deines eigenen Kindes bezahlen? Erinnert mich an den Freak der bei meiner Hochzeit ungefragt Bilder gemacht hatte, die er mir dann zu 6 Euro das Stück verkaufen wollte. Oo

Pony2.4 schrieb:Ich hatte mir meist immer nur die Prospekte von Lidl und Aldi angesehen, auf die verzichte ich jetzt halt.

Die gibts auch online.

Ilvareth schrieb:Das macht hier die ganz normale Tageszeitung. Der Fotograf kommt alle paar Tage in die Klinik, die Bilder können die Eltern käuflich erwerben, werden an die Zeitung weitergegeben und die füllen damit Seite zwei des Lokalteils.

Die macht es (oder machte es) m. W. auch noch zusätzlich. Allerdings ist deren Auflage und damit Reichweite eben deutlich geringer als die der lokalen Anzeigenblätter.