Erst kommt der Ärger. Daraus wird dann Zorn. Und dieser mündet dann in Wut.
Alle 3 Gefühlszustände haben etwas gemeinsam: sie sind Ausdruck der Missbilligung eines Zustandes bzw. Sachverhalts.
allmotlEY schrieb:das habe ich heute beim Einkaufen wieder bemerkt, wo jemand den einzigen Durchgang versperrt hatte und sich im Schneckentempo fortbewegte.
Genauso fängts an. Meine Güte, kann der da nicht ein wenig schneller gehen? Mensch, jetzt mach mal.
Ärgerlich...
Aber er tappt weiter im Schneckentempo dahin...
Jetzt wird man langsam zornig.
Man sollte dem Kerl mal mit einem Tritt in den Hintern beschleunigen! Wenn der nicht gleich aus dem Weg geht, platze ich! So ein Depp!
Man hat also schon ordentlich Dampf im Hirn, ist aber immer noch denkfähig.
Aber er tappt weiter im Schneckentempo dahin...
Tja, wir waren ärgerlich, er hat nicht reagiert und uns somit missachtet. Dann wurden wir zornig, aber er missachtet uns immer noch. Na gut, er hat es ja nicht anders gewollt...
WUTANFALL!Da gibt es jetzt kein Denken und kein Halten mehr. Wer nicht von irgendwas getroffen werden möchte, der gehe besser in Deckung!
Fehler gefunden?
Der Kerl konnte gar nicht auf unseren Ärger reagieren, weil er den nicht mitgekriegt hat. Auch unseren Zorn haben wir in unserer Selbstbeherrschung bei und gelassen.
Aber warum haben wir so gehandelt?
Weil wir keinen Streit vom Zaum brechen wollten. Man kennt das ja, man blafft jemanden an und schon blafft er zurück. Oder noch schlimmer, man versucht, einigermaßen höflich zu bleiben und wird dann blöd angemacht. "Können Sie nicht ein bisserl schneller machen, es sind ja noch andere Leute da!" "Was geht Dich das an Du Schnepfe!!"
Tja. Lösung?
Ganz einfach.
"Dürfte ich bitte durch?" Mit einem freundlichen Lächeln bat man den Bösewicht - ohne ihm vorzuwerfen, das er asozial agiert (also ohne ihn in Bedrängnis zu bringen) - um einen Gefallen, man gibt ihm einen höheren Status. Die meisten werden dann - vielleicht mürrisch, aber doch, oder aber auch mit einem entschuldigenden Lächeln - den Platz räumen und einen durchlassen.
Macht man das schon beim ersten Anflug von Ärger, erspart man sich selbst den hohen Blutdruck. Zudem kann die Person, auf die man ärgerlich ist, ja vielleicht auch gar nicht mitbekommen haben, dass sie da im Weg stand und alles blockierte.
Gibt natürlich auch unhöfliche Menschen, die sowas absichtlich machen. Da ist dann durchaus Zorn angebracht.
Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.
Papst Gregor der Große
In diesem Fall würde ich mal tief durchatmen, mir eine - immer noch höfliche, aber nicht mehr ganz so höfliche - Formulierung einfallen lassen ("Lassen Sie mich durch, bitte.") und wenn er dann noch immer nicht reagiert (ich habe ihn 2 x gebeten, er hat mich 2 x mit Missachtung gestraft), dann hat er sich seine eigene Missachtung redlich verdient und ich drängle mich an ihm vorbei, ohne auf sein möglicherweise einsetzendes Gezeter auch nur eine Sekunde zu achten.
Knackpunkt ist aber, dass man seine eigene Ablehnung der vorherrschenden Situation schon beim ersten Anflug von Ärger formuliert. Und zwar höflich und in einer Art, die dem angesprochenen die Möglichkeit gibt, durch Eingehen auf den geäußerten Wunsch an Ansehen zu gewinnen.
Er muss sein Gesicht wahren können. Dann klappt das meistens.
Hab ich aber schon die Wut in mir, dann hilft nur eines. Tief durchatmen, ein paar Bewegungen machen (auf den Fussballen wippen z. B.) und mich vom Ort des Verdrusses solange abwenden (damit ich das Elend nicht noch länger sehen muss), bis die Wut wieder abgeflaut ist. Man kann sich dabei auch fragen "Soll ich mich jetzt wirklich aufregen?".
Die Wut ist die unbeherrschte Schwester des Zorns, hab ich mal wo gelesen. Schöne Formulierunmg...
:Y: