violetluna schrieb am 27.10.2019:Nein, war er nicht, das wäre ja bekannt gewesen. Solche Dinge sprechen sich an der Uni sehr schnell herum. Bei der Einstellung hätte er es gesagt, dann verbreitet es sich. Das war bis jetzt bei allen Dingen so. Von Beziehungen unter den Lehrenden, über Schwangerschaft über Krankheiten, man erfuhr alles. 😁
Und selbst wenn, muss er dann halt alle grüßen, die ihn grüßen, auch wenn er keine Ahnung hat, wer das jetzt ist. Von jemandem, der unterrichtet, wird Sozialkompetenz erwartet, das gehört zum Anforderungsprofil. Wenn man diese nicht besitzt, muss man halt was anderes machen. Als Autist kann man eben nicht jeden beliebigen Beruf ausüben.
Das muss noch laaange nichts heißen, viele Formen von Autismus bleiben oft über Jaahre oder für immer unentdeckt. Gerade die Autismus-Spektrum-störungen sind davon betroffen und insbesondere Leute der Medizin, Informatik/Technik und Wissenschaft fallen darunter weniger auf, als man meint.
Darüber hinaus denke ich, dass, wenn er so gut im Publizieren und eine Größe auf seinem Gebiet ist, ihr eben
wirklich das notwendige Übel wart. Schön ist es nicht, man fühlt sich herabgesetzt, minderwertig, aber das muss man sich auf den anderen Seite auch nicht annehmen, ihr FÜHLT euch nur so, er hat es nicht aktiv VERMITTELT, oder? Er grüßt ja nur nicht, würde er euch beschimpfen oder sabotieren, wäre das viel schlimmer, denn solche Dozenten oder Profs gibt es ohne Frage auch.
Erst mal denke ich: wer Wissen teilt, der macht schon mal seinen Job. Ob er/sie dabei extra freundlich ist, finde ich nicht so schlimm, wie wenn er/sie boshaft wäre. Klar mag ich die netten Professoren auch lieber, aber am liebsten sind mir die, die das meiste korrekte Wissen vermitteln oder sogar noch Fragen kompetent beantworten. Oder wenigstens qualitative Bücher empfehlen. Es geht vordergründig um das Ausbilden einer Fachkompetenz und wenn man eine Hand braucht, reicht man sie der Fachschaft oder Kommilitonen. Ich weiß, das klingt kühl und ich bin selbst froh, dass Hochschulen oft nicht so kalt sind, aber es schadet auch nicht, mal den anderen Standpunkt zu sehen. Leben und leben lassen.
Pallas schrieb am 27.10.2019:Dummerweise wusste ich ehrlich gesagt oft nicht, wer diese Person eigentlich jetzt war, als man mir sagte, ich hätte Grüßen sollen - habe ein recht schlechtes Gesichtsgedächtnis
Hast du schon mal was zur Prosopagnosie gelesen? Vielleicht findest du dich darin wieder.
Interested schrieb am 28.10.2019:Du kannst nicht alles immer nur unter dieser Prämisse betrachten und entsprechende Sonderbehandlung erwarten. Ich wage zu behaupten, dass die Mehrheit der Menschen in Jobs arbeitet, die sie nicht toll finden oder ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten entspricht - die meisten verdienen einfach nur ihren Lebensunterhalt. Den Luxus, sich den Traumjob aussuchen zu können, haben wohl die allerwenigsten Menschen. Und wer nimmt auf sie Rücksicht? Auf ihre Bedürfnisse, Probleme, Wünsche? Niemand!
Ja, ich denke auch, dass es nicht mehr ,,Personalabteilung" heißt, sondern ,,human resources" sagt für mich eigentlich schon alles. Vom Mensch zum Objekt, großartige Leistung, toll, dass wir das mit uns machen lassen, aber diese Aggressionen gehören nicht ins Miteinander, sondern in Aktivismus oder ein Hobby, falls man für ersteres keine Kraft hat. So sehe ich das. Ja, auch ich finde es schöner, wenn man sich um ein freundlicheres Miteinander bemüht, aber wer durch eine Autismus-Spektrum-Störung auffällt, der ist de facto behindert. Und du sagst beim Kennenlernen doch auch nicht zum Rollstuhlfahrer: „Stehen Sie gefälligst auf, wenn Sie mich empfangen! Wie unhöflich!" Wenn es dich wütend macht, ist es dein freies Recht, diese Person zu meiden, falls du das kannst, oder mit ihr drüber zu reden und klare Regeln aufzustellen, aber dass keiner vor einem hertanzt und Blütenblätter streut sollte nicht der Grund sein, andere mit Vorsatz schlechter zu behandeln oder ihnen absichtlich böse zu sein.
Oft heißt es, Leute mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) sollen sich anpassen und ihre Schwächen abarbeiten, aber wer von den Neurotypischen macht das bitte mit der selben Regelmäßigkeit, Mühe und Vehemenz, wie ein Mensch mit einer ASS? Diese machen es zu Beginn nicht absichtlich „falsch", sondern ihnen fehlen die Veranlagungen. Was ist die Entschuldigung derer, die diese Areale vollumfänglich besitzen/beherrschen?
Darüber hinaus mag ich auch mal gesagt haben, dass Hochbegabte (mit Hinblick auf einige mit einer ASS und aber auch vielleicht den oben erwähnten Prof etc.) extrem unter normal intelligenten leiden können und sich teils gern zurückziehen, um den Leidensdruck zu mindern. Dann ist das Geschrei natürlich wieder groß, mimimi, wie kann sich einer für was Besseres halten etc. Fakt ist: Er/Sie IST besser, im Sinne der Intelligenz. Diese Person kann nichts dafür, dass ,,Intelligenz" zum abstrakten Statussymbol geworden ist, dass die meisten für sich beanspruchen wollen, nur ca. 2 % aller Leute sind das, könnt ihr euch vorstellen, wie es ist, mit 98 % von Leuten zu tun zu haben, die so langsam und/oder eingeschränkt denken, dass ihr ein ums andere mal den Kopf gegen die Wand schlagen wollt? Ich kenne einen, den das betrifft, ihr könnt euch nicht ausmalen, wie schlimm das für ihn ist. Sogar manche überdurchschnittlich Intelligente leiden darunter. Aber wenn sie es zeigen, sind sie ja ,,arrogant" und ,,selbstherrlich" und halten sich ,,für was Besseres". Wer hat hier eigentlich das leichter zu bearbeitende Hindernis?
Ich glaube, die meisten Leute haben ein ganz übles Problem mit ihrer eigenen Mittelmäßigkeit. Und dann machen sie es zum Problem der anderen.
Aber ja, drei mal tief durchatmen, 'nen Schluck Tee trinken und dann elegant den Bogen zurück zum Grüßen finden:
Ich denke, Grüßen ist die energieschonendste Form des freundlichen sozialen Miteinanders. Aber wichtiger finde ich persönlich das ,,Danke"-Sagen.
P.S.: Ich sag das der Vollständigkeit halber: Leute mit einer ASS haben
Spezialinteressen, manche davon erscheinen dann inselbegabt, aber wer eine ASS hat ist
nicht per se ein Savant.