@mal_schauen Hier wurde erst vor kurzem die Frage gestellt: Warum soll man eigentlich nicht auch mal traurig sein? Es gibt doch vermutlich einen Grund dazu, und dann sollte man auch angemessen reagieren können.
Viele haben viel mehr das Problem, sich nicht zu erlauben, traurig zu sein, Verlust oder Verletzung zu empfinden. Man soll möglichst umgehend "loslassen können", stark sein, überwinden, u.s.w..
Es gibt aber Gefühle: Verluste, Verletzungen, Wut, ... die werden einen immer begleiten. Mal mehr, mal weniger, und in neuen Lebenssituationen immer wieder neu.
Der Tod einer Schwester z.B. wird nicht "überwunden", sondern wird einem immer wieder begegnen: "Was hätte sie jetzt gedacht/ gesagt? Hätte ich heute anders reagiert? Hätten wir uns besser oder schlechter verstanden?"
Und auch die Traurigkeit über den ungewollten Abschied kehrt immer wieder zurück, in verschiedenen Formen.
Genauso muss man immer wieder andere Gefühle neu durchleben, wenn man nicht eine Amnesie herbeiführen möchte.
Zu suggerieren, man könne all das "hinter sich lassen" frustriert viele sehr, denn sie fühlen sich dann obendrein schwach und unfähig.
Ein Kind, das Laufen lernt und mal hinfällt, wird erstmal frustriert sein, sich vielleicht weh getan haben und weinen. Trotzdem steht es auf und versucht wieder, zu laufen. Es wird auch wieder hinfallen, nur in anderen Situationen, und lernen achtsam zu sein.
Die Erfahrung des Schmerzes wird es aber immer wieder begleiten und daran erinnern, dass Unachsamkeit weh tun kann. Vielleicht lernt es, das Fallen zu genießen, und wird Bungee-Jumper. Ohne das Wissen darum, dass es schmerzhaft sein kann, zu fallen, fehlt aber auch dem Bungee der Kitzel.
Man sollte aufhören zu versuchen, Gefühle auzumerzen.